Das weiße Martyrium: Unterschied zwischen den Versionen

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Das weiße Martyrium steht für eine geistige Marter, mithilfe von zum Beispiel Askese. Sie bildet damit den Gegensatz zum roten, bluten Martyrium.  
Das weiße Martyrium steht für eine geistige Marter, z. B. mithilfe von Askese. Sie bildet damit den Gegensatz zum roten, blutigen Martyrium.  


== Begriffserklärung ==
== Begriffserklärung ==

Version vom 24. März 2021, 22:40 Uhr

Das weiße Martyrium steht für eine geistige Marter, z. B. mithilfe von Askese. Sie bildet damit den Gegensatz zum roten, blutigen Martyrium.

Begriffserklärung

Etymologie

Der Märtyrer (griech. μάρτυς [ˈmartis] = Zeuge) zeichnet sich ursprünglich durch eine Zeugenschaft für seinen Glauben aus. Diese wurde in der Literatur zunächst häufig nur auf das Blutzeugnis reduziert und somit auf Menschen, die aufgrund ihrer Überzeugungen Verfolgung und den Tod erleiden mussten, z. B. im Zuge der Christenverfolgungen im Römischen Reich. Später, um das 12. Jahrhundert gab es einen geistesgeschichtlichen Wandel, indem drei Martyriumsarten genauer unterschieden wurden: das Blutzeugnis, das geistliche Martyrium und die Kreuzzüge.[1]

Das rote Martyrium

Das rote Martyrium kennzeichnet eine Verfolgung, Folter und Hinrichtung von Gläubigen. Durch den Märtyrertod sterben sie in direkter Nachfolge zu Christi („imitatio Christi“). Die Heiligkeit des Märtyrers definiert sich durch übergroße Standhaftigkeit und Leidensfähigkeit, da sie sich nicht gegen die Schmerzen wehren und den Tod freiwillig ertragen. Da diese Märtyrer ihr Zeugnis durch ihren Tod bzw. ihr Blut geben, wird es auch als das rote Martyrium bezeichnet. Dieses Blutzeugnis dient ihnen als zweite Taufe, in der ihnen alle Sünden vergeben werden. Unmittelbar darauf erfährt der Märtyrer die Auferstehung.

Definition

Bei dem Philosophen Origines lässt sich eine Umwertung von dem Körperlichen in das Geistige erkennen. Spätestens seit die Gläubigen nach der Etablierung des Christentums durch Kaiser Konstantin keiner systematischen Verfolgung mehr ausgesetzt waren, wandelt sich die Form der Imitatio und damit die Möglichkeiten der Heilsgewinnung. Die Alternative, das weiße Martyrium, ist nun eine „imitatio Christi“ im Geist und in der Lebensweise, bei welcher der Märtyrer nicht leiblich, sondern geistig Mitleiden (compassio) und sterben muss. Eremiten ziehen sich in die Einsamkeit zurück, um Christus besonders nah zu sein. Durch diese Askese widersteht die Person der Welt und kehrt ihr den Rücken. Dies kann zum Beispiel auch durch Versenkung ins Gebet geschehen oder durch den Verzicht von allem, was der Körper braucht. Das geistige Mitleiden wird zum Ideal für das Mönchtum und die Mystik. Die Vorläufer und Vorbilder für das weiße Martyrium waren die „Wüstenväter“ (z. B. Antonius der Große als erster Eremit, der Versuchungen in Form von Teufeln und Dämonen widerstehen musste), welche in der Wüste ein asketisches Leben geführt haben und damit als erste Eremiten bezeichnet werden können. Sie bildeten Gemeinschaften, wodurch wiederum die ersten Klostergemeinschaften entstanden (z. B. Katharinenkloster im Sinai). Das weiße Martyrium ist dem blutigen absolut gleichgestellt. Nach der ersten Taufe werden die Sünden auch hier mit einer Zweiten wieder reingewaschen. Bei der sogenannten „Tränentaufe“ werden „die Sünden täglich erkannt, beklagt und mit Tränen der Reue von der Seele abgewaschen“[2], bis die Seele wieder rein und weiß ist. Die Auferstehung erfolgt in diesem Fall im Diesseits. Die Immanenz wird zur Transzendenz. „Im Unterschied zum Blutzeugen, der ganz ausschließlich auf das Jenseits ausgerichtet ist, weil er denkt, im Himmel zu Gott zu gelangen, nimmt der geistliche merterer den Himmel in sich auf“.[3]

Literatur

Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Wolfgang Adam (Hg.): Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97, Heidelberg 2003, S.327–348.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Wolfgang Adam (Hg.): Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97, Heidelberg 2003, S.327–348, hier: S. 327f.
  2. Ebd. S. 337.
  3. Ebd. S. 338.