Bekenner in Legenden: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<!-- | <!-- | ||
In der Legendentradition gibt es neben den Märtyrer-Legenden eine jüngere, weitere Form: die Bekenner-Legenden. Sie unterscheiden sich in einigen nicht unwesentlichen Punkten und sollen im folgenden Artikel genauer beschrieben werden. | |||
== Begriffserklärung == | == Begriffserklärung == | ||
Als Bekenner werden all diejenigen Christen gezählt, die durch ein besonders frommes Leben für ihren Glauben einstehen. Besondere Anerkennung erhalten sie aufgrund ihrer "Glaubensfestigkeit gegenüber irdischen und dämonischen Mächten" [https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Bekenner, 15.03.21]. Sie unterscheiden sich deutlich von den "klassischen" Märtyrern, da es nicht das Blutzeugnis ist, welches sie zu Heiligen macht, sondern ihr Leben insgesamt, durch welches sie die Kraft ihres Glaubens bezeugen [vgl. Feistner, Edith: Heiligenlegende; Der Terminus Lepub.uni-regensburg.de › Legende_ProjektHalle, 15.03.21]. Im Gegensatz zum sogenannten roten, also blutigen Martyrium, spricht man in Bezug auf die Bekenner vom weißen. Ihre Taten und Tugenden machen sie heilig, wobei auch sie einen Tod erleiden - den geistigen. Dadurch soll alles körperliche abgelegt und somit der Übergang in die Transzendenz vorbereitet werden. | Als Bekenner werden all diejenigen Christen gezählt, die durch ein besonders frommes Leben für ihren Glauben einstehen. Besondere Anerkennung erhalten sie aufgrund ihrer "Glaubensfestigkeit gegenüber irdischen und dämonischen Mächten" [https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Bekenner, 15.03.21]. Sie unterscheiden sich deutlich von den "klassischen" Märtyrern, da es nicht das Blutzeugnis ist, welches sie zu Heiligen macht, sondern ihr Leben insgesamt, durch welches sie die Kraft ihres Glaubens bezeugen [vgl. Feistner, Edith: Heiligenlegende; Der Terminus Lepub.uni-regensburg.de › Legende_ProjektHalle, 15.03.21]. Im Gegensatz zum sogenannten roten, also blutigen Martyrium, spricht man in Bezug auf die Bekenner vom weißen. Ihre Taten und Tugenden machen sie heilig, wobei auch sie einen Tod erleiden - den geistigen. Dadurch soll alles körperliche abgelegt und somit der Übergang in die Transzendenz vorbereitet werden. | ||
Zeile 11: | Zeile 13: | ||
===Das weiße Martyrium=== | ===Das weiße Martyrium=== | ||
Im weißen Martyrium wird der asketische, geistige Tod in der Analogie zum christlichen Opfertod gleichgesetzt. Wie bereits erwähnt entsteht die Imitatio hier durch das geistige Mitleiden, auch ''compassio'' genannt. Die vermutlich bekannteste weiße Märtyrerin wird die trauernde Maria unterm Kreuz sein, denn sie ist sozusagen eine lebende Märtyrerin. | Im weißen Martyrium wird der asketische, geistige Tod in der Analogie zum christlichen Opfertod gleichgesetzt. Wie bereits erwähnt entsteht die Imitatio hier durch das geistige Mitleiden, auch ''compassio'' genannt. Die vermutlich bekannteste weiße Märtyrerin wird die trauernde Maria unterm Kreuz sein, denn sie ist sozusagen eine lebende Märtyrerin. | ||
Überdies verdient auch die Form des Erzählaufbaus | Überdies verdient auch die Form des Erzählaufbaus eine genauere Betrachtung, denn im Vergleich zum roten Martyrium ist der Märtyrertod im weißen kein Handlungsziel mehr. Der Aufbau kommt eher einer paradigmatischen, also modellhaften Aneinanderreihung von Einzelepisoden gleich, die keiner bestimmten Chronologie folgen. | ||
Besonders wichtig ist auch im weißen Martyrium die Erneuerung des Taufgeschenks durch eine 2. Taufe. Der Bekenner erfährt durch die tägliche Beschneidung eine Reinigung von seinen Sünden. Petra Hörner schreibt dazu: "Aufrichtige Reue und Frömmigkeit bewirkten diese sogenannte ‚Tränentaufe‘, die auch bei den geistigen Märtyrern zur Auferstehung vor dem leiblichen Tod und damit zur ‚Christusförmigkeit‘ führt." [Hörner 2003, S.337.] | |||
Egal ob rotes oder weißes Martyrium, die Vereinigung und Gemeinschaft mit Jesus ist das Ziel allen Handelns und asketischer Lebensweise. | |||
===Der Bekenner=== | ===Der Bekenner=== | ||
In den Bekenner-Legenden | In den Bekenner-Legenden zeigen die Heiligen eine besondere Nähe zu Gott. Durch die vorbildhafte Tugend des Bekenners, häufig verbunden mit dem Halten von Fürbitten, gelingt es, dass Gott durch ihn Wunder bewirkt. Man könnte also sagen, es handelt sich um eine Mittlerposition. | ||
Anstelle durch das Blutzeugnis, bezeugt ein Bekenner seinen Glauben mittels seiner Worte. Dabei gilt das folgende Prinzip, welches die religiöse Grundlage für das Gelingen des Bekennertums bildet: „Weil Gott in der menschlichen Seele wohnt, können Wortzeugen den reinen christlichen Glauben und damit Gott selbst bereits im Diesseits in sich aufnehmen, während Blutzeugen ihr Tun auf das Jenseits ausrichten.“ [Hörner 2003, S.348.] | |||
==Beispiele== | ==Beispiele== | ||
=== | Nun sollen zwei Beispiele folgen, um das Wirken von Bekenner-Legenden zu verdeutlichen. | ||
===Nikolaus=== | |||
Die Legende des heiligen Nikolaus beginnt bereits mit seiner Geburt. Schon vom ersten Tag seines Lebens kann er stehen und verhält sich völlig untypisch für ein Kind, da er bereits in jungen Jahren sehr enthaltsam lebt. Seine Heimatstadt ist Patera und er wird als Sohn von frommen und wohlhabenden Eltern geboren. Die Kirche bietet ihm schon früh eine wichtige Anlaufstelle, die er oft aufsucht. Nach dem Tod seiner Eltern ist es sein Wunsch, den Reichtum der Familie in Gottes Auftrag an Bedürftige verteilen. Er hilft beispielsweise einem Mann und seinen Kindern aus der Armut, indem er ihm Goldklumpen mit großen Wert vermacht. Allerdings ist es ihm fremd, dafür Verehrung zu erhalten. | |||
Generell lässt sich sagen, dass er vielen Menschen hilft, dass er fastet und viel betet und stets demütig vor Gott ist. Diese fromme und vorbildhafte Lebensweise machen ihn zu einem Bekenner und Zeugen des christlichen Glaubens. | |||
===Die Siebenschläferlegende=== | |||
Als Siebenschläfer von Ephesus werden in der christlichen Legendentradition sieben junge Männer genannt, die auf der Flucht vor der Glaubensverfolgung Schutz in einer Höhle suchten und dort in einen Jahrhunderte dauernden Schlaf verfielen. Obwohl den Protagonisten auf den ersten Blick eine sehr passive Rolle zugeschrieben wird, tritt auch bei ihnen das Märtyrermotiv in Kraft. Sie bleiben vor ihrem Schlaf dem christlichen Glauben treu und ihre Standhaftigkeit kann auch durch Verfolgung und Folter nicht weichen. Es heißt, sie wären, ihre Seelen in Gottes Hände legend, friedlich eingeschlafen. Hier lässt sich die typische Trennung von Seele und Körper besonders gut erkennen. Noch zu ihrem langen Schlaf soll die Höhle mit großen Steinen verschlossen werden. Jahre später, als die Sieben in glänzendem Licht aufwachen oder besser von Gott aufgeweckt werden, hat sich die politische und religiöse Lage verändert und ebenso steht ein anderer Kaiser an der Spitze. Die sieben Männer laufen in die Stadt und erzählen ihre Geschichte, selbst kaum bergeifend, was ihnen da zugestoßen ist. | |||
==Literaturverzeichnis== | ==Literaturverzeichnis== | ||
Zeile 24: | Zeile 36: | ||
*[*https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Bekenner, 15.03.21] | *[*https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Bekenner, 15.03.21] | ||
*[*vgl. Feistner, Edith: Heiligenlegende; Der Terminus Lepub.uni-regensburg.de › Legende_ProjektHalle, 15.03.21] | *[*vgl. Feistner, Edith: Heiligenlegende; Der Terminus Lepub.uni-regensburg.de › Legende_ProjektHalle, 15.03.21] | ||
*[*Hörner 2003, S.337.] Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Wolfgang Adam (Hg.): Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97, Heidelberg 2003, S.337. | |||
*[*Hörner 2003, S.348.] Hörner, Petra: Spiritualisierung und Konkretisierung des Martyriumgedankens in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte, Bd. 97; Wolfgang Adam (Hg.), Heidelberg 2003, S. 348. | |||
--> | --> | ||
<br /> | <br /> |
Version vom 31. März 2021, 12:46 Uhr