Das Osterspiel von Muri: Unterschied zwischen den Versionen
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Sein vollständiger Name war Pontius Pilatus, er war der 5. Statthalter (Präfekt) in Palästina unter Kaiser Tiberius [Welt] | Sein vollständiger Name war Pontius Pilatus, er war der 5. Statthalter (Präfekt) in Palästina unter Kaiser Tiberius [Welt] | ||
Zunächst spricht Pilatus mit den Wächtern und Juden über das Bewachen vom Grab Jesu , als die Wächter am nächsten Morgen Pilatus von der Auferstehung Jesus berichten, versucht Pilatus diese durch die vereinbarten 20 Pfund (zu Beginn 20 Mark) zum Schweigen zu bringen. ''"Daz ir die rede verdagent/ vnd die geshiht ce niemen sagent,/ so gen wir ivh zwencic phunt.".'' | Zunächst spricht Pilatus mit den Wächtern und Juden über das Bewachen vom Grab Jesu , als die Wächter am nächsten Morgen Pilatus von der Auferstehung Jesus berichten, versucht Pilatus diese durch die vereinbarten 20 Pfund (zu Beginn 20 Mark) zum Schweigen zu bringen. ''"Daz ir die rede verdagent/ vnd die geshiht ce niemen sagent,/ so gen wir ivh zwencic phunt.".'' II 72-74 | ||
Darauf hin entlässt er im folgenden sowohl die Wächter, ''"Hie mitte geb ivh got den segen:/ got der můze ivwerphlegen..."'' | Darauf hin entlässt er im folgenden sowohl die Wächter, ''"Hie mitte geb ivh got den segen:/ got der můze ivwerphlegen..."'' II 89-90, als auch die Juden ''" Pilatus: Ir heren, wir sullen gan!/ Judæus: Daz solt du, here, aneuan!/ Pilatus: So wil ih es beginnen!/ Judæi: So gen wir santir hinnen!"'' III 47-50, im Guten und verlässt wohl zusammen mit den Juden die Aufführung bzw. die Bühne. I 4- III 50 [Osterspiel von Muri] | ||
=== Die Juden === | === Die Juden === |
Version vom 17. Juli 2021, 17:50 Uhr
Überlieferung
Das Osterspiel von Muri stammt vermutlich aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts [Handschriftencensus] und hat 612 überlieferte Verse [Wehrli 2010:120]. Es ist in einem hochalemannischen Dialekt geschrieben [Handschriftencensus], was möglicherweise auf den Raum Zürich als Entstehungsort hinweist. Geschrieben wurde das Osterspiel auf einer Pergamentrolle, von der heute aber nur noch Fragmente vorliegen: zwei größere Längsstreifen und vier kleinere Querstreifen, alle beidseitig beschrieben [Handschriftencensus]. Das erste Blatt, auf dem der Anfang des Spiels niedergeschrieben war, existiert nicht mehr und es fehlen Stücke aus dem Hauptteil [Wehrli 2010:120]. Die Fragmente wurden 1840 in einer Vulgata-Bibel entdeckt, die 1527 einem Dominus Jacobus Gelinger alias Erni gehörte [Wehrli 2010:120]. Nach der Auflösung der Klosterbibliothek Muri wird das Osterspiel nun in der Aarauer Kantonsbibliothek aufbewahrt [Wehrli 2010:120].
Inhalt
Szenen
Das Wunder der Auferstehung
Es werden mehrere Wächter beauftragt, die das Grab des Jesu bewachen sollen. In der Nacht hören sie einen Donnerschlag und ein Wächter erzählt, er habe beobachtet, wie Jesus auferstanden ist. Als Pilatus sich am nächsten Tag nach ihnen erkundigt, erzählen die Wächter, dass ein Engel den Stein vor dem Grab weggerückt habe und Jesus auferstanden ist. Pilatus zahlt auf Geheiß der Juden den Wächtern ein Schweigegeld, wenn sie nichts von der Auferstehung erzählen.
Krämerszene
Der Krämer tritt vor Pilatus und bittet ihn, seine Ware verkaufen zu dürfen. Pilatus gewährt ihm seine Bitte und der Krämer hält eine Verkaufsrede, die sich an das Volk richtet.
Höllenfahrt
Christus fährt in die Hölle und verkündet dem Teufel, dass er die Seelen aus der Hölle erlösen möchte. Die armen Seelen sehnen ihre Befreiung herbei und flehen Christus an, sie jetzt zu befreien.
Salbenkauf
Maria Magdalena und eine andere Maria kaufen bei dem Krämer Salböl.
Besuch am Grab
Maria Magdalena steht an Jesus Grab und unterhält sich mit einem Engel. Sie betrauert Jesus Tod, woraufhin der Engel ihr von Jesus Auferstehung erzählt und ihr aufträgt, die Botschaft allen Leuten zu verkünden.
Jesus als Gärtner
Maria Magdalena hält eine gebetsartige Rede vor Christus. Jesus möchte sie für ihre Reue und Treue ihm gegenüber belohnen.
Rollen
Die Wächter
Custos, Custodes; Primus Custos, Secundus Custos, Termins Custus, Quartus Custos, Quintus Custos (erster bis fünften Wächter)
Die ersten fünft Wächter treten benannt im Spiel auf. Bewachen zunächst Jesus Grab und das Geschehen um seine Auferstehung. Das Gesehene berichten sie dann Pilatus und werden auf Empfehlen des ersten Judens mit 20 Pfund von Pilatus zum Schweigen darüber gebracht. I, 1- II, 88 [Osterspiel von Muri]
Pilatus
Pilatus
Sein vollständiger Name war Pontius Pilatus, er war der 5. Statthalter (Präfekt) in Palästina unter Kaiser Tiberius [Welt] Zunächst spricht Pilatus mit den Wächtern und Juden über das Bewachen vom Grab Jesu , als die Wächter am nächsten Morgen Pilatus von der Auferstehung Jesus berichten, versucht Pilatus diese durch die vereinbarten 20 Pfund (zu Beginn 20 Mark) zum Schweigen zu bringen. "Daz ir die rede verdagent/ vnd die geshiht ce niemen sagent,/ so gen wir ivh zwencic phunt.". II 72-74
Darauf hin entlässt er im folgenden sowohl die Wächter, "Hie mitte geb ivh got den segen:/ got der můze ivwerphlegen..." II 89-90, als auch die Juden " Pilatus: Ir heren, wir sullen gan!/ Judæus: Daz solt du, here, aneuan!/ Pilatus: So wil ih es beginnen!/ Judæi: So gen wir santir hinnen!" III 47-50, im Guten und verlässt wohl zusammen mit den Juden die Aufführung bzw. die Bühne. I 4- III 50 [Osterspiel von Muri]
Die Juden
Judæus, Judæos, Judæi; Primus Judæus (Erster Jude)
Der Erste Jude bzw. die Juden nehmen die Rolle eines Beraters für Pilatus, die Juden geben den Wächtern auch Anweisungen. Sie verlassen das Spiel erst nachdem Pilatus sie entlässt. I,20- III,50 [Osterspiel von Muri]
Der Dienstknecht
Servus
Er wird von Pilatus mit Cumpreht angesprochen und befehligt, den Wächtern etwas zu heißen. Später "spricht" er für Pilatus als dieser gehen möchte. II,10- III,4 [Osterspiel von Muri]
Der Teufel
Der Krämer
Die armen Seelen
Maria
Maria Magdalena
Die Engel
Jesus
Besonderheiten
- Aufführungsort unbekannt, vermutlich Zürich (Hinweise: Sprache, Jacobus Gelinger ist bestätigter Mönch zu der Zeit)
- Sprache (fast nur deutsch, fast kein latein)
- nur fragmentarisch, anders als Innsbrucker Osterpiel (Verlinkung)
Literaturverzeichnis
<HarvardReferences />
Primärliteratur
- [*Osterspiel von Muri]Das Innsbrucker Osterspiel. Das Osterspiel von Muri. Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch, hg. von Rudolf Meier, Stuttgart 1974.
Sekundärliteratur
- [*Handschriftencensus] Philipps-Universität Marburg, Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters: Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters, https://handschriftencensus.de/1550, 15.07.2021.
- [*Wehrli 2010] Wehrli, Max: Osterspiel von Muri, Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh et al., Band 7, Berlin/New York 2010, Spalten 119-124.
- [*Welt] Seewald, Berthold: Wer war der Mann, der Jesus zum Tode verurteilte?, 2012 https://www.welt.de/kultur/history/article106125581/Wer-war-der-Mann-der-Jesus-zum-Tode-verurteilte.html, 17.07.2021.