Tristan als Mönch: Unterschied zwischen den Versionen
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D<small>E</small> B<small>OOR</small> siedelt ''Tristan als Mönch'', wie bereits ausgeführt, im 13. Jahrhundert und in zeitliche Nähe zu Gottfrieds ''Tristan'' an, eine Quelle des Gedichtes aber in der Zeit vor der höfischen Stilisierung des Tristanstoffes. Der zentrale Punkt <small>DE</small> B<small>OOR</small>s ist der Unterschied der im Gedicht vermittelten ''minne''-Auffassung im Gegensatz zu der Gottfrieds von Straßburg.<ref>"Der Vergleich Markes im Insegrim, der seine ''friundin'' Hersant der Pflege des Fuchses Reinhart anvertraut hat (V. 2656ff.), läßt erkennen, wie groß der Abstand zur Minneauffassung in Gottfrieds «Tristan» ist."[DE BOOR 1997: S.78.]</ref> D<small>E</small> B<small>OOR</small> sieht in der Thematisierung der ''minne'' im ''Tristan als Mönch'' jedoch keine schwankhafte Behandlung, sondern dem Stil nach viel mehr eine späthöfische Darstellung, wie in Bezug auf das Artusfest und die Totenklage deutlich werde. Daraus schließt er, dass hier "Abstand zu de[n] hochstilisierten Wertevorstellungen [der höfischen Literaturtradition], insbesondere zu Gottfrieds spiritualisierter Minneauffassung genommen"[DE BOOR 1997:S.79.] wird. | |||
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Version vom 7. Februar 2011, 15:08 Uhr
Dieser Artikel soll sich mit der Erzählung Tristan als Mönch beschäftigen.
Es handelt sich bei Tristan als Mönch um eine einmalig überlieferte, schwerlich datierbare Schrift. Diese ist gemeinsam mit Gottfrieds von Straßburg Tristan überliefert. Schwer zu fassen ist aber das Verhältnis beider Schriften zu einander.
Die Erzählung in Reimpaaren umfasst 2705 Verse. Nach STEIN handelt es sich bei Tristan als Mönch um "das einzige deutsche Episodengedicht".[STEIN 1984]
Die Bezeichnung des Tristan als Mönche als ein Episodengedicht ist in soweit treffend, als dass der Text eine markante Episode besonders in Szene setzt, nämlich Tristans erfolgreicher Versuch, als Mönch verkleidet zu seiner Geliebten Isolde vorzudringen. Doch beinhaltet die Handlung nicht nur Tristans list der Verkleidung sondern auch weitere Teile um die Mönchslist, die in Vor- und Nachgeschichte, weitere listige Täuschungsmanöver beinhalten.
Inhalt
Die Königin will am Artushof ein Fest veranstalten, um verdeckt ihren Geliebten an den Hof bestellen zu können. Auch Tristant erhält eine Einladung in Parmenien. Da die eingeladenen Ritter aufgefordert sind, in Begleitung ihrer Herzensdame zu erscheinen, sieht sich Tristant vor dem Problem, dass er sich zwischen seiner Gattin Ysot und seiner Geliebten Ysot entscheiden muss, eine von beiden aber zu enttäuschen, zu beleidigen. Für die folgende Handlung, die der Erzählung ihren Titel gab, sei der Inhalt nach DE BOOR wiedergegeben:
- Tristan findet im Wald die Leiche eines unbekannten Ritters und läßt durch den getreuen Kurvenal verkünden, daß Tristan, im Kampfe gefallen, tot im Wald liege. Die Leiche wird nach Cornwall überführt, um dort bestattet zu werden. Tristan begleitet den Leichenzug als Mönch, offenbart sich Isolde und genießt - der untröstlichen Königin als geistlicher Helfer und kundiger Arzt beigegeben - mit ihr ungestört Liebesfreuden.[DE BOOR 1997:S.78]
Zum Abschluss reist Tristan zurück nach Parmenien, selber glücklich und eine (durch die Liebe) "geheilte" Isolde zurücklassend.
Überlieferung
Überliefert ist Tristan als Mönch in allen Fällen immer im direkten Anschluss an Gottfrieds von Straßburg Tristan und geht selber nahtlos über in die Fortsetung Ulrichs von Türheim. Es sind dies die drei Handschriften R, S und *S, die diese Abfolge enthalten, somit auch die einzigen Überlieferungen Tristan als Mönchs sind bzw. waren. Zu *S ist anzumerken, dass es sich allen Beweisen nach um eine direkte Abschrift von S handelt. Auch für R und S ist ein hoher Verwandschaftsgrad anzunehmen.
Mittlerweile ist die Handschrift R die einzig erhaltene der drei Überlieferungen. S und *S gelten als verschollen. Wenigstens ein paar Verse von S sind dank Forschungsabschriften erhalten.
Entstehung
Zum Zeitpunkt der Abfassung lassen sich (bisher) keine konkreten Angaben machen.[1] Eine genaue Jahresangabe lässt sich weder textintern noch textextern nachweisen. Und selbst ungefähre Einordnung in einen Entstehungszeitraum nach Jahrzenten erweist sich allem Anscheine nach als schwierig. Die Stimmen der Forschung differieren hierbei erheblich. Wenigstens ein grober Anhaltspunkt lässt sich nach DE BOOR annehmen, der als terminus ante quem das Jahr 1260 bestimmt hat. Ab etwa dieser Zeit wäre der Einfluss Konrads von Würzburg am Obberrhein zu groß gewesen, als dass es Stil und Metrik des Autors von Tristan als Mönch nicht unbeeinflusst gelassen hätte.[DE BOOR 1997:S.79]
Der Inhalt, seine epische Struktur, der theatralische Erzählstil oder auch die rührselige Inszenierung der Beerdigung des falschen Tristans könnten darauf hinweisen, dass der Tristan als Mönch erst in der Nachfolge Gottfrieds anzusiedeln ist. Als weiterer Hinweis könnte die Entstehung schwank- und episodenhafter Tristandichtungen seit etwa 1200 in Frankreich sein, die die Entstehung dieser deutschen Dichtung beeinflusst haben mögen.[CLASSEN 1994:S.IX] Eine gewisse Nähe zur französischen Dichtung ist in soweit nicht abwägig, da für die Herkunft des Textes allgemein der südwestdeutsche Raum angenommen wird.[ZWIERZINA 1971][BUSHEY 1974]
Da dem Autor kein hoher ästhetischer Anspruch nachzuweisen sei, sondern eher die Absicht zur Unterhaltung, ließe sich eine gewisse Ähnlichkeit zur Spielmannsdichtung, wie sie seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu finden ist, behaupten, was Datierungsmöglichkeiten auf einen noch früheren Zeitpunkt eröffne.[CLASSEN 1994:S.X.]
Verhältnis zur zeitgenössischen Literatur
Aus dem Werk heraus lässt sich ein guter Bildungsstand des Autors erkennen, da sich Motive Eilharts und Gottfrieds, die Kenntnis des arthurischen Stoffes, oder Parallelen zu Hartmanns von Aue Sprache und Reim finden lassen.[CLASSEN 1994:S.XI.][STEINHOFF 1995:Sp.1062.]
Neben der Übernahme zeitgenössischer Literaturmerkmale und zusammenhängender Stoffbezüge, scheinen aber auch recht einzigartige, neue Züge im Tristan als Mönch vorhanden zu sein, die das Werk somit in einem interessanten Lichte erscheinen lassen. Etwa bezieht die Totenklage als rhetorisches Element, welches den Tristan als Mönch leitmotivisch durchzieht, den Text in ganz neue literarische Traditionen mit ein. Oder die Adaption eines Motives aus stofflich entferndteren Werken,[2] wie die Anwendung der Verkleidung als Mönch, wie sie ein für den Tristanstoffkreis singuläres Motiv ist, dies unterstreicht die Eigenständigkeit dieses Werkes.
Tristan als Mönch bietet eine Fülle komplexer narrativer Stränge und die Verwebung von Genres (etwa spielmännische Töne oder Bezeichnungen aus heroischen Heldendichtungen).
Verhältnis zu Gottfrieds von Straßburg Tristan
DE BOOR siedelt Tristan als Mönch, wie bereits ausgeführt, im 13. Jahrhundert und in zeitliche Nähe zu Gottfrieds Tristan an, eine Quelle des Gedichtes aber in der Zeit vor der höfischen Stilisierung des Tristanstoffes. Der zentrale Punkt DE BOORs ist der Unterschied der im Gedicht vermittelten minne-Auffassung im Gegensatz zu der Gottfrieds von Straßburg.[3] DE BOOR sieht in der Thematisierung der minne im Tristan als Mönch jedoch keine schwankhafte Behandlung, sondern dem Stil nach viel mehr eine späthöfische Darstellung, wie in Bezug auf das Artusfest und die Totenklage deutlich werde. Daraus schließt er, dass hier "Abstand zu de[n] hochstilisierten Wertevorstellungen [der höfischen Literaturtradition], insbesondere zu Gottfrieds spiritualisierter Minneauffassung genommen"[DE BOOR 1997:S.79.] wird.
Interpretationen
Die Ausganssituation ist ein Fest, welches die Frauen unter Federführung der Königin am Artushof inszenieren wollen. Dass der Dichter betont, dass diese Festtagsorganisation Gewohnheit der Frauen ist, veranlasst CLASSEN dazu, dies als Zeichen der führenden Rolle der Frauen "in der Gestalltung der öffentlichen Kulturrepräsentation" zu sehen.[CLASSEN 1994:S.XVI.] Würde Tristant dorthin mit seiner Ehefrau Ysot reisen, würde er seine Geliebte betrügen und die Liebe beenden, da Ysot sich oft unter Lebensgefahr um die Beziehung bemühte (V.127/132f.). Andererseits ließe sich hier erkennen, dass die Tristan-Liebe hier eine Erfüllung in der glücklichen Ehe mit Ysot Weißhand und Tristant als gutem Gatten ihre Erfüllung finden könnte.[CLASSEN 1994:S.XVII.]
Anmerkungen
- ↑ "Die stilistische Beurteilung steht schließlich überhaupt noch aus, wird bisher nur kontrovers behandelt und genügt nicht, um daraus eindeutige Angaben zur Chronologie zu gewinnen."[CLASSEN 1994:S.IX.]
- ↑ CLASSEN weist hierzu auf den Reineke Fuchs hin, in dem dieses Motiv eine Rolle spielt.[CLASSEN 1994:S.XII.]
- ↑ "Der Vergleich Markes im Insegrim, der seine friundin Hersant der Pflege des Fuchses Reinhart anvertraut hat (V. 2656ff.), läßt erkennen, wie groß der Abstand zur Minneauffassung in Gottfrieds «Tristan» ist."[DE BOOR 1997: S.78.]
Literatur
<harvardreferences/>
- 'Tristan als Mönch'. Untersuchungen und kritische Edition. Hrsg. von Betty C. Bushey. Göppingen 1974 (GAG 119). [*BUSHEY 1974]
- Tristan als Mönch. Mhd./Nhd. Hrsg. von Albrecht Classen. Greifswald 1994 (Wodan 50. Serie 1. Texte des Mittelalters 12). [*CLASSEN 1994]
- DeBoor, Helmut: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Erster Teil. 1250-1350. 5., neubearb. Aufl. München 1997 (Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 3. Bd / 1. Teil). [*DE BOOR 1997]
- Jungreithmayr, Anna: Tristan als Mönch. Ansätze zu einem Textverständnis. In: Sprache - Text - Geschichte. Beiträge zur Mediävistik und Germanistischen Sprachwissenschaft aus dem Kreis der Mitarbeiter 1964-1979 des Institutes für Germanistik an der Universität Salzburg. Hrsg. von Peter K. Stein. Göppingen 1980 (GAG 304). S.409-440. [*JUNGREITHMAYR 1980]
- Regis, Albert: Tristant als Mönch. Phil.Diss. Wohlau i. Schles. 1910. [*REGIS 1910]
- Schoepperle, Gertrude: Tristan and Isolt. A Study of the Sources of the Romance. Bd. 1. Frankfurt a. M. / London 1913 (New York University. Ottendorfer Memorial Series of Germanic Monographs 3). [*SHOEPPERLE 1913]
- Seik, Kurt: Metrische Untersuchungen über das mittelhochdeutsche Gedicht „Tristan als Mönche”. Phil.Diss. Greifswald 1911. [*SEIK 1911]
- Stein, Peter K.: "Tristan". In: Epische Stoffe des Mittelalters. Hrsg. von Volker Mertens und Ulrich Müller. Stuttgart 1984 (Kröners Taschenausabe 483). S.365-394. [*STEIN 1984]
- Steinhoff, Hans-Hugo: Art. 'Tristan als Mönch'. In: 2VL 9. Berlin / New York 1995. Sp. 1062-1065. [*STEINHOFF 1995]
- Zwierzina, Konrad: Mittelhochdeutsche Studien. Dublin / Zürich / Vaduz /Hildesheim / New York 1971. [ND der Ausg. Berlin 1900-01. ZfdA 44, N.F. 32 (1900) / 45, N.F. 33 (1901)]. [*ZWIERZINA 1971]