Entstehungsort des Romans (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

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===Tristanepos===
Das Tristanepos ist im Mittelalter in vielen Teilen Europas bekannt. Ihren Ursprung hat die Erzählung wahrscheinlich im keltischen. Es kann jedoch aus den walisischen und irischen Erzählungen keine geschlossene keltische Tristan- Dichtung romanhaften Ursprungs rekonstruiert werden. Neben den keltischen Sagen haben auch international verbreitete Märchen- und Schwankmotive, antike Sagen und orientalische Dichtungen (Wis und Ramin) Einfluss auf die Entwicklung des Tristanromans genommen. Allerdings ist die Bestimmung einzelner Bestandteile oder Überlieferungsstränge nicht mehr möglich.<ref>Kunerth, Barbara: Der Bilderzyklus in der Münchner 
"Tristan-Handschrift" Cgm 51: Band I: Text (Teil 1), Band II: Text (Teil 2), Band III:  Abbildungsteil.Cottbus,Techn.Univ.,Diss.,
1999.</ref>


===Tristanepos===
Das Tristanepos ist im Mittelalter in vielen Teilen Europas bekannt. Ihren Ursprung hat die Erzählung wahrscheinlich im keltischen. Es kann jedoch aus den walisischen und irischen Erzählungen keine geschlossene keltische Tristan- Dichtung romanhaften Ursprungs rekonstruiert werden.
Die Tristansage ist wohl einer der verbreitesten Stoffe im Mittelalter. Von Frankreich aus nahm sie ihren Ausgangspunkt, dort erschien die Geschichte von Tristan und Isolde in der altfranzösischen Dichtung seit mitte des 12 Jahrhunderts. Die französischen Gedichte werden in fast alle Sprachen übersetzt und bearbeitet. In Deutschland um 1186 von Eilhart von Oberg und um 1210 durch Gottfried von Straßburg. Die Überlieferung entstammt einem französischen, vermutlich poitevinischen Versroman, dessen Urfassung verloren ging, und nur in späteren mehr oder weniger freien Bearbeitungen vorliegen.  
Die Tristansage ist wohl einer der verbreitesten Stoffe im Mittelalter. Von Frankreich aus nahm sie ihren Ausgangspunkt, dort erschien die Geschichte von Tristan und Isolde in der altfranzösischen Dichtung seit mitte des 12 Jahrhunderts. Die französischen Gedichte werden in fast alle Sprachen übersetzt und bearbeitet. In Deutschland um 1186 von Eilhart von Oberg und um 1210 durch Gottfried von Straßburg. Die Überlieferung entstammt einem französischen, vermutlich poitevinischen Versroman, dessen Urfassung verloren ging, und nur in späteren mehr oder weniger freien Bearbeitungen vorliegen.  
Es ist schwierig die Wege zum Ur-Tristan zu finden, da die ältesten und wichtigsten Werke verloren gingen oder nur noch Bruchstückhaft vorliegen.  
Es ist schwierig die Wege zum Ur-Tristan zu finden, da die ältesten und wichtigsten Werke verloren gingen oder nur noch Bruchstückhaft vorliegen.  
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Gottfried von Straßburg: Tristan. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Neuhochdeutsche übers., mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn, Bd. 1 u. 2:  Text, Bd. 3: Kommentar, 8./9./12. Aufl., Stuttgart 2007-2008 (RUB 4471-4473).
Gottfried von Straßburg: Tristan. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Neuhochdeutsche übers., mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn, Bd. 1 u. 2:  Text, Bd. 3: Kommentar, 8./9./12. Aufl., Stuttgart 2007-2008 (RUB 4471-4473).
*[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
*[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
*[*Kunerth, 1999]Kunerth, Barbara: Der Bilderzyklus in der Münchner "Tristan-Handschrift" Cgm 51: Band I: Text (Teil 1), Band II: Text (Teil 2), Band III:  Abbildungsteil.Cottbus, Techn. Univ., Diss., 1999.

Version vom 9. Februar 2011, 13:16 Uhr

Tristanepos

Das Tristanepos ist im Mittelalter in vielen Teilen Europas bekannt. Ihren Ursprung hat die Erzählung wahrscheinlich im keltischen. Es kann jedoch aus den walisischen und irischen Erzählungen keine geschlossene keltische Tristan- Dichtung romanhaften Ursprungs rekonstruiert werden. Neben den keltischen Sagen haben auch international verbreitete Märchen- und Schwankmotive, antike Sagen und orientalische Dichtungen (Wis und Ramin) Einfluss auf die Entwicklung des Tristanromans genommen. Allerdings ist die Bestimmung einzelner Bestandteile oder Überlieferungsstränge nicht mehr möglich.[1]

Die Tristansage ist wohl einer der verbreitesten Stoffe im Mittelalter. Von Frankreich aus nahm sie ihren Ausgangspunkt, dort erschien die Geschichte von Tristan und Isolde in der altfranzösischen Dichtung seit mitte des 12 Jahrhunderts. Die französischen Gedichte werden in fast alle Sprachen übersetzt und bearbeitet. In Deutschland um 1186 von Eilhart von Oberg und um 1210 durch Gottfried von Straßburg. Die Überlieferung entstammt einem französischen, vermutlich poitevinischen Versroman, dessen Urfassung verloren ging, und nur in späteren mehr oder weniger freien Bearbeitungen vorliegen. Es ist schwierig die Wege zum Ur-Tristan zu finden, da die ältesten und wichtigsten Werke verloren gingen oder nur noch Bruchstückhaft vorliegen.


Hauptquellen, die in Betracht kommen

  • 1. der verlorene Ur-Tristan von 1150
  • 2. die ebenfalls verlorene "Estoire del Tristan et d'Isalt" des Robert von Reims, genannt li kievres, zwischen 1170 und 1180
  • 3.Eilhart von Oberg zwischen 1186 und 1190, hg. von Franz Lichtenstein 1877; neue Ausgabe von Kurt Wagne: Tristant I, die alten Bruchstücke 1924
  • 4. Berols Tristan nach 1191, hg. von Ernest Muret 1903; kleine Ausgabe 1913; 2. Aufl. 1922
  • 5. der französische Prosaroman; die aus der "Estoire" stammenden Abschnitte sind abgedruckt von J. Bédier, Le roman de Tristan par Thomas im 2. Band S. 321 ff.
  • 6. Die Berner Handschrift der "Folie Tristan" hg. von Bédier 1907

Diese Bearbeitungen halten sich, trotz kleiner höfischer Einschübe, den herben Ton des Ur-Tristan. Die Geschichte der Tristansage ist im Grunde nichts anderes als die Geschichte des ursprünglichen Tristanromanes, seiner Entstehung und seiner Bearbeitungen. Die Bearbeitungen des Urstoffes waren nur Quellen nachfolgener Dichter, so dass diese eine große Auswahl an Überlieferungen zur Verfügung hatten. Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg konnten sich nur an Gottfried von STraßburg und Eilhart von Oberg orientieren. Die jüngeren Dichter hatten jedoch, obwohl die Urfassung verschwand eine vielzahl von Bearbeitungen zur Verfügung an denen sie sich orientieren konnten.[2]


Stoff des Ur-Tristans

Die eigentliche schöpferische Tat des Tristandichters bestand darin, die drei Grundpfeiler der Geschichte zusammenzufassen: Morholt, die goldhaarige Jungfrau, die weißhändige Iselt. Vorher gab es nur einzelne Bausteine, welche bis auf Morholt nicht mit dem Tristan zusammenhingen. Die Geschichtlichen Vorraussetzungen und Namen wurzeln aber im Morholtabenteuer., dessen keltische Herkunft aus folgenden Erwägungen erhellt.[3]


Grundlage der Morholtabenteuer

König Marke von Kornwall lebte in der ersten Hälfte des 6. Jh. in der 884 in einem bretonischen Kloster verfassten Vita S. Pauli Aureliani wird dieser Kölnig "Marcus, quem alio nomine Quonomorium vocant", der seine Reich Völker von vier verschiedenen Sprachen vereinigte, genannt. Mark war also ein zeitgenosse des König Artus. Mark Kornawall verteidigte gegen die Iren, da er ein Vorkämpfer der Briten, Sachsen, schotten und Pikten war. Morholt, der von Irland kam, um Zins zu fordern, wurde von einem jungen helden besiegt. und dieser Sieg ward in Sage oder einem Lied verherrlicht, das als die Grundlage des Morholtsabenteuers zu betrachten ist.[4]

Tristans Name

Tristans name kann mit dem alten Piktenland in Verbindung gebracht werden, in dem im 7./9. Jahrhundert die Namen Drost, Drostan und Talorc unter den Königen des Landes öfter wiederkehren. Bei den Krymen heißt Drystan ein Sohn des Talorc (Drystan mab Tallwch), während er im Roman ein Sohn des Riwalin ist. Die bretonischen Fürsten leiteten ihre Stammbäume von Riwal ab, der als Führer einer britischen Heerschar aus Devon in der ersten Hälfte des 6. Jh. in der Bretagne ein Reich begründet hat.Somit zählt Tristan im französischen Gedicht zum bretonischen Hochadel. Man kann anhand des Namenswandels die Wanderung vom Piktenland, über Wales nach der Bretagne, von wo er mit Anlehnung an das Eigenschaftswort triste, tristre zum französischen Tristan, Tristran wurde. Die Urheimat des piktischen Drostan war die Landschaft Loonia (Lothian) und Moravia (Murrai) im südöstlichen und nordöstlichen Schottland. Hier wurden auch alle Taten vollbracht, die später in Liedern verherrlicht wurden. Man vermutet, dass Kämpfe zwischen den Pikten und den Iren den Inhalt dieses Liedes ausmachen. Wann und wie Mark und Tristan im morholtabenteuer verbunden worden ist nicht mehr zu bestimmen. Vermutlich begegneten sich piktische und kornischen Heldensagen in Wales.[5]


Gottfried von Straßburg - Tristan

Obwohl Gottfried von Straßburg seinen Tristanroman Thomas von britannien widmet (v. 150 ff.), kann vermutet werden, dasses ebenso eine französische Vorlage gab. Gottfried betont jedoch, dass er eine eigene Auffassung zu dem Tristanstoff hat und diese auch zur Geltung bringt (V. 167 ff.). Das ist nicht zuletzt an der veränderten äußeren Handlung zu erkennen. Diese weicht bei Gottfried von der französischen Vorlage ab. Einen präzisen Vergleich von Gottfrieds Tristanfassung und der altfranzösischen Vorlage kann nicht mehr gemacht werden, da diese nur Lückenhaft erhalten ist. Dem kommt hinzu, dass die noch erhaltenen Fragmente der altfranzösischen Fassung da anfangen, wo Gottfrieds erzählung aufhört. Auffallend bei Gottfried ist, dass sein Roman einen eigenen Sprachstil aufweist. Während man bei Heinrich von Veldeke und und Hartmann von Aue die Sprache und den Erzählstoff von einander trennen kann, gelingt dies bei Gottfried nicht mehr. Gottfried gelingt die Verknüpfung von Tristan und Isoldes Geschichte an die stilistischen sprachlichen Möglichkeiten des Deutschen. [6]


Anmerkungen

  1. Kunerth, Barbara: Der Bilderzyklus in der Münchner "Tristan-Handschrift" Cgm 51: Band I: Text (Teil 1), Band II: Text (Teil 2), Band III: Abbildungsteil.Cottbus,Techn.Univ.,Diss., 1999.
  2. *[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
  3. *[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
  4. *[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
  5. *[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
  6. *[*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.

Literaturangaben

<HarvardReferences /> Gottfried von Straßburg: Tristan. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Neuhochdeutsche übers., mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn, Bd. 1 u. 2: Text, Bd. 3: Kommentar, 8./9./12. Aufl., Stuttgart 2007-2008 (RUB 4471-4473).

  • [*Golther, 1929] Golther, Wolfgang:Tristan und Isolde in der französischen und eutschen Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. in: Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur. hg. Paul Merker und Gerhard Ludtke.Berlin: Walter der Guyter, 1929.
  • [*Kunerth, 1999]Kunerth, Barbara: Der Bilderzyklus in der Münchner "Tristan-Handschrift" Cgm 51: Band I: Text (Teil 1), Band II: Text (Teil 2), Band III: Abbildungsteil.Cottbus, Techn. Univ., Diss., 1999.