Schachlied: Unterschied zwischen den Versionen

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K (/* Übersetzungsvorschlagzu verschiedenen Varianten der Übersetzung siehe auch: Bauschke, Ricarda: Die „Reinmar-Lieder“ Walthers von der Vogelweide. Literarische Kommunikation als Form der Selbstinszenierung, Heidelberg 1999 (Germanisch-romanisc)
(/* Übersetzungsvorschlagzu verschiedenen Varianten der Übersetzung siehe auch: Bauschke, Ricarda: Die „Reinmar-Lieder“ Walthers von der Vogelweide. Literarische Kommunikation als Form der Selbstinszenierung, Heidelberg 1999 (Germanisch-romanisc)
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Genauso vorzutragen wie [das Lied Reinmars von Hagenau]: Ich wirbe umb allez daz ein man
Genauso vorzutragen wie [das Lied Reinmars des Alten]: Ich wirbe umb allez daz ein man


'''I'''
'''I'''
:Ein Mann eröffnet auf eigene Faust ein Spiel derartig,
:Ein Mann erhöht auf eigene Faust den Einsatz in einem Spiel derartig,
:dass schlechterdings niemand mithalten kann.      [Wapnewski: "dass alle ihre Zustimmung versagen müssen"<ref>Wapnewski, Peter (1975): Waz ist minne. Studien zur Mittelhochdeutschen Lyrik. München: Beck, S. 83 </ref>]
:dass schlechterdings niemand mithalten kann.      [Wapnewski: "dass alle ihre Zustimmung versagen müssen"<ref>Wapnewski, Peter (1975): Waz ist minne. Studien zur Mittelhochdeutschen Lyrik. München: Beck, S. 83 </ref>]
:Sobald sein Auge eine Frau erblickt, behauptet er,
:Sobald sein Auge eine Frau erblickt, behauptet er,
:sie sei seine Auferstehungsfreude.
:sie sei seine Auferstehungsfreude.
:Wie würde es uns anderen Leuten ergehen,
:Wie würde es uns anderen Leuten ergehen,
:müssen wir ihm etwa alle zustimmen?
:wenn wir ihm alle zustimmten?
:Ich bin derjenige, der ihm widersprechen muss:
:Ich bin derjenige, der [ihm] widersprechen muss:
:Es wäre besser, meine Dame ["Madame"<ref>ebd.</ref>] sanfter zu grüßen.
:Es wäre besser, meine Dame ["Madame"<ref>ebd.</ref>] sanfter zu grüßen.
:Dies ist die Erwiderung auf das Mattgebot.
:Dies ist die Erwiderung auf das Mattgebot.


'''II'''   
'''II'''   
:›Ich bin schon immer eine Frau, so beständig ehrenhaft
:›Ich bin schon immer eine ehrenhafte
:und auch immer von rechter Gesinnung gewesen:
:Frau von fröhlicher Natur gewesen
:Ich traue mir auch zu, weiterhin so ehrenhaft zu leben,
:Ich gedenke auch, mich weiterhin wohlzufühlen,
:weil mir aus solchem Diebstahl kein Schaden wird.
:weil mir aus solchem Diebstahl kein Schaden wird.
:Wer auch immer Küsse von mir erlangen will
:Wer auch immer Küsse von mir erlangen will
:der soll sich darum fügsam und mit anderen Spielen bemühen.
:der soll sich darum angemessen und mit anderen Spielen bemühen.
:Wenn es ihm auch irgendwann auf die andere Art gelingen sollte,
:Wenn es ihm auch irgendwann so gelingen sollte,
:er wird dann immer mein Dieb sein und mag sie für sich behalten
:dann wird er in meinen Augen immer Dieb sein und mag die Küsse für sich behalten
:und anderswo hinlegen.‹
:und anderswo hinlegen.‹



Version vom 24. Mai 2011, 11:41 Uhr

Walther von der Vogelweide nimmt in seinem "Schachlied" genannten Lied 81 (in der Zählung Cormeaus)[1] explizit Bezug auf ein Lied Reinmars von Hagenau. Zum besseren Verständnis des "im einzelnen schwer auszudeutend[en]"[2] Textes siehe auch: "Die "Reinmar-Lieder" Walthers von der Vogelweide (Ricarda Bauschke)"

Originaltext nach Cormeau

In dem dône: Ich wirbe umb allez daz ein man


I

Ein man verbiutet ein spil âne pfliht
des im nieman wol gevolgen mac.
er giht, wenne sîn ouge ein wîp ersiht,
si sî sîn ôsterlîcher tac.
Wie wære uns andern liuten sô geschehen,
solten wir im alle sînes willen jehen?
ich bin der eine, derz versprechen muoz:
bezzer wære mîner frouwen senfter gruoz.
dâ ist mates buoz.

II

›Ich bin ein wîp [ ] dâ her gewesen
sô stæte an êren und ouch alsô wol gemuot:
ich trûwe ouch noch vil wol genesen,
daz mit selkem stelne nieman keinen schaden tuot.
Swer aber küssen hie ze mir gewinnen wil,
der werbe ez mit vuoge und ander spil.
ist daz ez im wirt ie sâ,
er muoz sîn iemer sîn mîn diep und habe imz dâ
und lege ez anderswâ.‹

Übersetzungsvorschlag[3]

Genauso vorzutragen wie [das Lied Reinmars des Alten]: Ich wirbe umb allez daz ein man

I

Ein Mann erhöht auf eigene Faust den Einsatz in einem Spiel derartig,
dass schlechterdings niemand mithalten kann. [Wapnewski: "dass alle ihre Zustimmung versagen müssen"[4]]
Sobald sein Auge eine Frau erblickt, behauptet er,
sie sei seine Auferstehungsfreude.
Wie würde es uns anderen Leuten ergehen,
wenn wir ihm alle zustimmten?
Ich bin derjenige, der [ihm] widersprechen muss:
Es wäre besser, meine Dame ["Madame"[5]] sanfter zu grüßen.
Dies ist die Erwiderung auf das Mattgebot.

II

›Ich bin schon immer eine ehrenhafte
Frau von fröhlicher Natur gewesen
Ich gedenke auch, mich weiterhin wohlzufühlen,
weil mir aus solchem Diebstahl kein Schaden wird.
Wer auch immer Küsse von mir erlangen will
der soll sich darum angemessen und mit anderen Spielen bemühen.
Wenn es ihm auch irgendwann so gelingen sollte,
dann wird er in meinen Augen immer Dieb sein und mag die Küsse für sich behalten
und anderswo hinlegen.‹

Quellen

  1. nach: Walther von der Vogelweide: Leich, Lieder, Sangsprüche. 14., völlig neubearb. Aufl. der Ausg. Karl Lachmanns mit Beiträgen von Thomas Bein und Horst Brunner, hg. von Christoph Cormeau, Berlin/New York 1996.
  2. Hahn, Gerhard: Wer ist “Walther von der Vogelweide”? Zur Einheit seines literarischen Werks, in: Brunner, Horst; Klein, Dorothea; Lienert, Elisabeth; Rettelbach, Johannes (2000): Vom Mittelalter zur Neuzeit. Festschrift für Horst Brunner. Wiesbaden: Reichert.
  3. zu verschiedenen Varianten der Übersetzung siehe auch: Bauschke, Ricarda: Die „Reinmar-Lieder“ Walthers von der Vogelweide. Literarische Kommunikation als Form der Selbstinszenierung, Heidelberg 1999 (Germanisch-romanische Monatsschrift Beiheft 115)
  4. Wapnewski, Peter (1975): Waz ist minne. Studien zur Mittelhochdeutschen Lyrik. München: Beck, S. 83
  5. ebd.