Sangspruch: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine der zwei Lyrischen Hauptgattungen im Mittelalter ist der Sangspruch. Vertreten war der Sangspruch hauptsächlich im mittellateinischen, war aber auch in der provenzalischen und altfranzösischen Literatur bekannt. Im mittelhochdeutschen war der Sangspruch kaum vertreten[Ehrismann: S.16]. Er zeichnet sich durch thematische Heterogenität, räsonierenden, belehrenden oder preisenden Charakter aus.
Neben der Minnelyrik ist der Sangspruch die zweite Hauptgattung mittelalterlicher Lyrik. Ursprünglich findet man Sansprüche hauptsächlich in mittellateinischer, aber auch in provenzalischer und altfranzösischer Literatur. Im Mittelhochdeutschen war der Sangspruch kaum vertreten[Ehrismann: S.16]. Er zeichnet sich durch thematische Heterogenität sowie räsonierenden, belehrenden oder preisenden Charakter aus.
Themen im Sangspruch sind Moral- und Lebenslehre, religiöse Unterweisung, Herrenlob und -tadel sowie die ungesicherten Existenz der Berufsliteraten[Klein: S.166].
Themen im Sangspruch sind Moral- und Lebenslehre, religiöse Unterweisung, Herrenlob und -tadel sowie die ungesicherte Existenz der Berufsliteraten[Klein: S.166].




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==Entwicklung==
==Entwicklung==


Die Sangspruchdichtung zeichnet sich vom 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts durch eine starke Tendenz zur Eigenständigkeit der Einzelstrophe aus. Jede Strophe kann für sich allein vorgetragen werden und bildent ein abgeschlossenes Ganzes. Wobei es  Ausnahmen gibt, bei denen Strophen formal und inhaltlich miteinander verknüpft werden.[Baldzuhn: S.55] „Aber aufs Ganze gesehen ist die Eigenständigkeit der Einzelstrophen in der Sangspruchdichtung dieser Zeit weit größer als im Minnesang." (Baldzuhn 2002, S.55) Die entscheiden Aussagen werden am Schluss platziert.  
Die Sangspruchdichtung zeichnet sich vom 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts durch eine starke Tendenz zur Eigenständigkeit der Einzelstrophe aus. Jede Strophe kann für sich allein vorgetragen werden und bildet ein abgeschlossenes Ganzes, wobei es  Ausnahmen gibt, bei denen Strophen formal und inhaltlich miteinander verknüpft werden.[Baldzuhn: S.55] „Aber aufs Ganze gesehen ist die Eigenständigkeit der Einzelstrophen in der Sangspruchdichtung dieser Zeit weit größer als im Minnesang." (Baldzuhn 2002, S.55) Die entscheiden Aussagen werden am Schluss platziert.  


Die Eigenständigkeit der Einzelstrophe löst sich zur Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich auf. Der Sangspruch entwickelt sich über die Reformation zum Meistersang. Jener zeichnet sich im Gegensatz zum Sangspruch durch mehrstrophige Lieder aus. Überlieferte Einzelstrophen aus älteren Zeiten werden durch neu gedichtete Strophen ergänzt[Baldzuhn: S.55].   
Die Eigenständigkeit der Einzelstrophe löst sich zur Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich auf. Der Sangspruch entwickelt sich über die Reformation zum Meistersang. Jener zeichnet sich im Gegensatz zum Sangspruch durch mehrstrophige Lieder aus. Überlieferte Einzelstrophen aus älteren Zeiten werden durch neu gedichtete Strophen ergänzt[Baldzuhn: S.55].   
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Spervogel gilt als der erste große Sangspruchdichter. Die Texte des zweiten großen Sangspruchdichters Herger können inzwischen Spervogel zugeschrieben werden[Scholz: S.41].
Spervogel gilt als der erste große Sangspruchdichter. Die Texte des zweiten großen Sangspruchdichters Herger können inzwischen Spervogel zugeschrieben werden[Scholz: S.41].
Im Nachlass von Spervogels Sangspruchdichtung lassen sich zwei Töne, mit gut 50 Strophen finden. Die Form ist die von einem unstolligen Sechs- bis Siebenzeiler, die Strophen mit Kurzzeilen wechseln sich mit solchen ab, die sowohl Kurz- als auch Langzeilen aufweisen. Religiosität, Gnomik, Tierfabeln und Probleme des Herrendienstes und des Fahrendenschicksals werden bei Spervogel thematisch behandelt[Scholz: S.41].
Im Nachlass von Spervogels Sangspruchdichtung lassen sich zwei Töne mit gut 50 Strophen finden. Formal gesehen handelt es sich um unstollige Sechs- bis Siebenzeiler, die Strophen mit Kurzzeilen wechseln sich mit solchen ab, die sowohl Kurz- als auch Langzeilen aufweisen. Religiosität, Gnomik, Tierfabeln und Probleme des Herrendienstes und Fahrendenschicksals werden bei Spervogel thematisch behandelt[Scholz: S.41].


==Sangspruch bei Walther==
==Sangspruch bei Walther==
   
   
Bei Walther lassen sich alle Themen wie bei Spervogel auch finden. Walther ergänzt diese Themen noch durch formale und inhaltliche Neuerungen. In beidem war Walther von der Vogelweide traditionsbildend.
Bei Walther lassen die selben Themen wie auch bei Spervogel finden. Walther ergänzt diese Themen noch durch formale und inhaltliche Neuerungen. In beidem war Walther von der Vogelweide traditionsbildend.
Der Sangspruch entwickelt sich unter Walther mehr zu einer persönlichen Angelegenheit, wo bei Spervogel noch „man“ stand, steht bei Walther „ich“.   
Der Sangspruch entwickelt sich unter Walther mehr zu einer persönlichen Angelegenheit, wo bei Spervogel noch „man“ stand, steht bei Walther „ich“.   
Er traut sich zudem religiöse Themen mit ironischen und sarkastischen Tönen zu versehen.   
Er wagt es zudem, religiöse Themen mit ironischen und sarkastischen Tönen zu versehen.   
Einer der größten Innovationen Walthers ist jedoch, dass er das Thema Politik in die Lyrik einführt. Er nimmt Bezug auf Personen, Zeigeschichte und setzt sich mit dem Zustand der Gesellschaft und der Welt überhaupt auseinander[Scholz: S.41].   
Eine der größten Innovationen Walthers ist jedoch, dass er das Thema Politik in die Lyrik einführt. Er nimmt Bezug auf Personen wie Zeigeschichte und setzt sich mit dem Zustand der Gesellschaft und der Welt überhaupt auseinander[Scholz: S.41].   
   
   



Version vom 6. Juli 2011, 20:51 Uhr

Neben der Minnelyrik ist der Sangspruch die zweite Hauptgattung mittelalterlicher Lyrik. Ursprünglich findet man Sansprüche hauptsächlich in mittellateinischer, aber auch in provenzalischer und altfranzösischer Literatur. Im Mittelhochdeutschen war der Sangspruch kaum vertreten[Ehrismann: S.16]. Er zeichnet sich durch thematische Heterogenität sowie räsonierenden, belehrenden oder preisenden Charakter aus. Themen im Sangspruch sind Moral- und Lebenslehre, religiöse Unterweisung, Herrenlob und -tadel sowie die ungesicherte Existenz der Berufsliteraten[Klein: S.166].


Entwicklung

Die Sangspruchdichtung zeichnet sich vom 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts durch eine starke Tendenz zur Eigenständigkeit der Einzelstrophe aus. Jede Strophe kann für sich allein vorgetragen werden und bildet ein abgeschlossenes Ganzes, wobei es Ausnahmen gibt, bei denen Strophen formal und inhaltlich miteinander verknüpft werden.[Baldzuhn: S.55] „Aber aufs Ganze gesehen ist die Eigenständigkeit der Einzelstrophen in der Sangspruchdichtung dieser Zeit weit größer als im Minnesang." (Baldzuhn 2002, S.55) Die entscheiden Aussagen werden am Schluss platziert.

Die Eigenständigkeit der Einzelstrophe löst sich zur Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich auf. Der Sangspruch entwickelt sich über die Reformation zum Meistersang. Jener zeichnet sich im Gegensatz zum Sangspruch durch mehrstrophige Lieder aus. Überlieferte Einzelstrophen aus älteren Zeiten werden durch neu gedichtete Strophen ergänzt[Baldzuhn: S.55].

Sangspruch bei Spervogel

Spervogel gilt als der erste große Sangspruchdichter. Die Texte des zweiten großen Sangspruchdichters Herger können inzwischen Spervogel zugeschrieben werden[Scholz: S.41]. Im Nachlass von Spervogels Sangspruchdichtung lassen sich zwei Töne mit gut 50 Strophen finden. Formal gesehen handelt es sich um unstollige Sechs- bis Siebenzeiler, die Strophen mit Kurzzeilen wechseln sich mit solchen ab, die sowohl Kurz- als auch Langzeilen aufweisen. Religiosität, Gnomik, Tierfabeln und Probleme des Herrendienstes und Fahrendenschicksals werden bei Spervogel thematisch behandelt[Scholz: S.41].

Sangspruch bei Walther

Bei Walther lassen die selben Themen wie auch bei Spervogel finden. Walther ergänzt diese Themen noch durch formale und inhaltliche Neuerungen. In beidem war Walther von der Vogelweide traditionsbildend. Der Sangspruch entwickelt sich unter Walther mehr zu einer persönlichen Angelegenheit, wo bei Spervogel noch „man“ stand, steht bei Walther „ich“. Er wagt es zudem, religiöse Themen mit ironischen und sarkastischen Tönen zu versehen. Eine der größten Innovationen Walthers ist jedoch, dass er das Thema Politik in die Lyrik einführt. Er nimmt Bezug auf Personen wie Zeigeschichte und setzt sich mit dem Zustand der Gesellschaft und der Welt überhaupt auseinander[Scholz: S.41].



Literatur

<HarvardReferences />

  • [*Klein] Klein, Dorothea: Mittelalter. Lehrbuch Germanistik, Stuttgart/Weimar 2006
  • [*Baldzuhn] Baldzuhn, Michael: Vom Sangspruch zum Meisterlied, Band 120. Tübingen 2002
  • [*Scholz] Scholz, Manfred Günter: Walther von der Vogelweide. 2.Auflage. 2005
  • [*Ehrismann] Ehrismann, Otfrid: Einführung in das Werk Walthers von der Vogelweide. 1.Auflage. 2008