Brangäne (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

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==Auftreten und Funktion Brangänes innerhalb der Handlung==
==Auftreten und Funktion Brangänes innerhalb der Handlung==
===Einführung und Drachentötersuche===
Brangäne wird durch die Aufforderung der Königin Isolde „Brangaene, stant ûf lîse“ (9317) ohne jegliche weitere Vorstellung in die Handlung eingeführt. Dadurch, dass sie auf die Suche nach dem Drachentöter mitgenommen wird, wird jedoch ihr Status als enge Vertraute der Königin ersichtlich.
===Badszene===
Nachdem Isolde Tristans Lüge aufdeckt und, im Beisein ihrer Mutter, schwankt ihn aus Rache für den Mord an ihrem Onkel mit seinem eigenen Schwert umzubringen, kommt Brangäne herein. Sie erkennt sofort die Gefahr der Situation und versucht zu beruhigen und eine Lösung zu finden.  Sie rät davon ab, Tristan zu töten, und begründet dies damit, dass Isolde ihm Schutz zugesagt hat, das Blutrache einer Frau nicht zusteht und zum Verlust der Ehre führt und dass sie erst abwarten sollten, mit welchen Absichten, für die er sich so in Lebensgefahr begibt, Tristan gekommen sei. Die beiden Isolden erhören Brangänes Rat und lassen Tristan seine Absichten vortragen.
===Minnetrank===
===Minnetrank===
 
Isolde übergibt Brangäne den [[Minnetrank]] mit der Anweisung Tristan und Isolde nach Cornwall zu begleiten. Sie weist Brangäne eindringlich darauf hin, den Trank sorgsam zu bewahren und keinen davon trinken zu lassen, außer [[Marke]] und Isolde nach deren Hochzeitsnacht. Darüber hinaus gibt Isolde ihre Tochter in den Schutz Brangänes, die auf ihre Ehre und ihre Angelegenheiten aufpassen soll.
Brangäne lässt den Trank der Überfahrt nach Cornwall jedoch kurzzeitig unbeaufsichtigt stehen, sodass Tristan und Isolde, in der Annahme es sei Wein, gemeinsam davon trinken.
Als Brangäne hinzukommt und bemerkt, was geschehen ist, weicht alles Leben aus ihr („sie erschrac sô sêre unde erkam, daz ez ir ale ir craf benam und wart reht alse ein tôte var.“ (11689)). Sie wirft das Trankgefäß über Bord und macht sich schwerste Selbstvorwürfe und verflucht ihren Fehler, dessen Tragweite sie sofort erkennt: „ouwê Tristan unde Isôt, diz tranc ist iuwer beider tôt!“ (11705).
===Brautnachtbetrug===
===Brautnachtbetrug===
===Mordanschlag Isoldes===
===Mordanschlag Isoldes===

Version vom 22. November 2010, 13:15 Uhr

Brangäne, die Vertraute Isoldes, spielt eine wichtige Rolle in Gottfried von Straßburgs Tristan. Erst durch ihre Unaufmerksamkeit kommt es dazu, dass Tristan und Isolde gemeinsam den Minnetrank trinken. In der weiteren Handlung, besteht ihre Funktion darin, dem Liebespaar Treffen zu ermöglichen und gleichzeitig ihr Verhältnis durch List zu schützen und zu verheimlichen.


Charakterisierung

Brangäne ist die „niftel“ (9421) der Königin Isolde. „Niftel“ bedeutet jedoch nicht nur „Nichte“, sondern bezeichnet ganz allgemein eine nahe weibliche Verwandte.[Krohn 1980:158] Das genaue Verwandtschaftsverhältnis zwischen Brangäne und den beiden Isolden kann somit nicht genau geklärt werden. Fest steht jedoch, dass sie zur Familie des irischen Königshofes gehört und somit eine gehobene Stellung inne hat. Brangäne werden daher auch all diejenigen Eigenschaften zugeschrieben, die einer Dame von Stand eigen sind[Hollandt 1966:41] So wird sie häufig als „schoene“ (u.a. 11082) beschrieben und neben Isolde, der „liehte[n] sunne“ (9456), und ihrer Mutter, dem „vrôlîche[n] morgenrôt“ (9458), als „schoene volmaene“ (9460) bezeichnet, was zum einen im Mittelalter für außergewöhnliche Schönheit stand[Krohn 1980:159] und zum anderen die Zusammengehörigkeit der drei Damen nochmals verdeutlicht. Neben ihrem äußeren Erscheinungsbild wird jedoch besonders ihre Wesensart hervorgehoben. Sie ist „höfsch“ (9421), „werde“ (12773), „stolz“ (11089), „wol gesite“ (10778), „wise“ (10359) und staete (12937). „[D]iu stolze“ ( 9459), wie sie mehrfach genannt wird, ist „liutsaelic uzer maze, ir muotes stolz unde vri“ (11088f.).[Hollandt 1966:41] Durch diese Eigenschaftszuschreibungen und vor allem durch ihr Handeln, das im Folgenden noch genauer beschrieben wird, lässt Gottfried das Bild einer durch Klugheit, Überlegung und Erfahrung geleiteten und zielstrebig, pragmatisch und unabhängig auftretenden Frau entstehen. Darüber hinaus wird Brangäne als eine Frau mit ausgeprägtem höfischem Gespür dargestellt. Neben der häufigen Verwendung von „höfsch“ für ihre Beschreibung, wird dies zum Beispiel auch an ihrer Reaktion auf den Fußfall Tristans vor den Königinnen deutlich, indem sie mit dem Ausspruch „‘vrouwe [… ] der ritter lit ze lange da.‘“ (10478f.) auf die Überschreitung der höfisch anständigen Dauer des Fußfalls aufmerksam macht.[Deist 1986:19] Aufgrund ihrer Klugheit und pragmatischen Sichtweise fungiert Brangäne zuerst als Beraterin der älteren Isolde und später als Vertraute und Ratgeberin der jüngeren Isolde.

Auftreten und Funktion Brangänes innerhalb der Handlung

Einführung und Drachentötersuche

Brangäne wird durch die Aufforderung der Königin Isolde „Brangaene, stant ûf lîse“ (9317) ohne jegliche weitere Vorstellung in die Handlung eingeführt. Dadurch, dass sie auf die Suche nach dem Drachentöter mitgenommen wird, wird jedoch ihr Status als enge Vertraute der Königin ersichtlich.

Badszene

Nachdem Isolde Tristans Lüge aufdeckt und, im Beisein ihrer Mutter, schwankt ihn aus Rache für den Mord an ihrem Onkel mit seinem eigenen Schwert umzubringen, kommt Brangäne herein. Sie erkennt sofort die Gefahr der Situation und versucht zu beruhigen und eine Lösung zu finden. Sie rät davon ab, Tristan zu töten, und begründet dies damit, dass Isolde ihm Schutz zugesagt hat, das Blutrache einer Frau nicht zusteht und zum Verlust der Ehre führt und dass sie erst abwarten sollten, mit welchen Absichten, für die er sich so in Lebensgefahr begibt, Tristan gekommen sei. Die beiden Isolden erhören Brangänes Rat und lassen Tristan seine Absichten vortragen.

Minnetrank

Isolde übergibt Brangäne den Minnetrank mit der Anweisung Tristan und Isolde nach Cornwall zu begleiten. Sie weist Brangäne eindringlich darauf hin, den Trank sorgsam zu bewahren und keinen davon trinken zu lassen, außer Marke und Isolde nach deren Hochzeitsnacht. Darüber hinaus gibt Isolde ihre Tochter in den Schutz Brangänes, die auf ihre Ehre und ihre Angelegenheiten aufpassen soll. Brangäne lässt den Trank der Überfahrt nach Cornwall jedoch kurzzeitig unbeaufsichtigt stehen, sodass Tristan und Isolde, in der Annahme es sei Wein, gemeinsam davon trinken. Als Brangäne hinzukommt und bemerkt, was geschehen ist, weicht alles Leben aus ihr („sie erschrac sô sêre unde erkam, daz ez ir ale ir craf benam und wart reht alse ein tôte var.“ (11689)). Sie wirft das Trankgefäß über Bord und macht sich schwerste Selbstvorwürfe und verflucht ihren Fehler, dessen Tragweite sie sofort erkennt: „ouwê Tristan unde Isôt, diz tranc ist iuwer beider tôt!“ (11705).

Brautnachtbetrug

Mordanschlag Isoldes

Listen und Ratschläge

Marjodos Entdeckung der Liebenden

Beziehung zu Tristan und Isolde

Fazit

Primärliteratur

<HarvardReferences />

  • [*Krohn 1980] Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-3).

Sekundärliteratur

<HarvardReferences />

  • [*Deist 1986] Deist, Rosemarie: Die Nebenfiguren in den Tristanromanen Gottfrieds von Straßburg, Thomas‘ de Bretagne und im ‚Cligès‘ Chrétiens de Troyes. Göppingen 1986 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 435).
  • [*Hollandt 1966] Hollandt, Gisela: Die Hauptgestalten in Gottfrieds Tristan. Wesenzüge – Handlungsfunktion – Motiv der List. Berlin 1966 (Philologische Studien und Quellen 30).