Anfortas (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen
Mila (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Mila (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Der Artikel ist noch in Bearbeitung!!''' | '''Der Artikel ist noch in Bearbeitung!!''' | ||
Anfortas ist ein Sohn Frimutels sowie der Bruder von Trevrizent, Schoysiane und [[ | Anfortas ist ein Sohn Frimutels sowie der Bruder von Trevrizent, Schoysiane und [[Herzeloyde_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)|Herzeloyde]]. Somit ist er Parzivals Onkel. Außerdem ist Anfortas der Gralkönig, der am Ende des Romans von Parzival abgelöst wird. Eine Verletzung hat zur Folge, dass Anfortas stets große Schmerzen erleiden muss und dass er sich nur noch sehr schlecht bewegen kann. Vor seiner Verwundung war er allerdings ein weit bekannter Ritter, der insbesondere durch seine „Rittertaten aus Liebe“ (''mit rîterschaft durch minne'', 815,13) Berühmtheit erlangt hat. | ||
==='''Anfortas als Fischer (225,8–226,22)'''=== | ==='''Anfortas als Fischer (225,8–226,22)'''=== |
Version vom 27. Mai 2012, 17:35 Uhr
Der Artikel ist noch in Bearbeitung!!
Anfortas ist ein Sohn Frimutels sowie der Bruder von Trevrizent, Schoysiane und Herzeloyde. Somit ist er Parzivals Onkel. Außerdem ist Anfortas der Gralkönig, der am Ende des Romans von Parzival abgelöst wird. Eine Verletzung hat zur Folge, dass Anfortas stets große Schmerzen erleiden muss und dass er sich nur noch sehr schlecht bewegen kann. Vor seiner Verwundung war er allerdings ein weit bekannter Ritter, der insbesondere durch seine „Rittertaten aus Liebe“ (mit rîterschaft durch minne, 815,13) Berühmtheit erlangt hat.
Anfortas als Fischer (225,8–226,22)
Parzival begegnet Anfortas zum ersten Mal am See Brumbane. Einige Fischer liegen dort mit ihren Booten vor Anker, wobei ein Fischer Parzival besonders auffällt:
einen er im schiffe sach: | Einen sah er im Schiff |
den het an im alsolch gewant, | der war gekleidet, |
ob im dienden elliu lant, | als ob er aller Länder Herr wäre: |
daz ez niht bezzer möhte sîn. | Besser kann man nicht angezogen sein. |
gefurriert sîn huot waz pfâwîn. | Sein pelzgefütterter Hut war mit Pfauenfedern gearbeitet. |
Parzival beschließt den prächtig gekleideten Mann, der wie sich später herausstellen wird, der Gralkönig Anfortas ist, zu fragen, wo er eine Herberge für die Nacht finden könne. „Der traurige Mann“ (der trûric man 225,18) beschreibt ihm den Weg zu einer entfernten Burg, in welcher er ihn am Abend selbst beherbergen will. Allerdings rät er ihm achtsam zu sein, denn auf den unbekannten Wegen könne man schnell vom Weg abkommen und sich verirren. Parzival folgt dem Angebot des Fischers und gelangt schließlich zu einer mächtige Festung, der Gralsburg.
Parzival weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es sich bei der Burg um die Gralsburg Munsalvaesche und bei deren Wirt um den Gralkönig Anfortas handelt. Auch der Fischer weiß nicht, dass es sich bei dem Fremden um seinen Neffen Parzival handelt. Jedoch weiß er, dass ein Ritter kommen wird, dem es möglich ist ihn durch eine Frage von seinem Leiden zu erlösen. Ihm ist bewusst, dass es sich bei Parzival um diesen Ritter handeln muss, denn sonst hätte er nicht so nahe nach Munsalvaesche vordringen können.
Der Gralkönig Anfortas (226,23–248,16)
In der Gralsburg wird Parzival sehr freundlich empfangen. Der Burgherr Anfortas sitzt an einer Feuerstelle in einem sehr festlich beleuchteten Saal und bittet Parzival sich zu ihm zu setzen. Die warme Kleidung aus Pelz sowie die Wärme des Feuers sollen die Schmerzen des Königs lindern. Zahlreiche Ritter befinden sich mit ihnen in dem marmornen, prächtig geschmückten Raum. Anschließend geschehen wundersame Dinge: Ein Knappe trägt eine Lanze, von deren Schneide Blut hervortritt und den Schaft hinunter läuft, herein. Danach wird in einer prachtvollen Zeremonie der Gral herein getragen und vor Anfortas gestellt. Daraufhin beginnt ein äußerst festliches Mahl, denn der Gral bringt auf unerklärliche Weise Speisen und Getränken jeglicher Art hervor. Obgleich Parzival diese wundersamen Geschehnisse wahrnimmt und verfolgt, wagt er es nicht Fragen zu stellen. Der Grund dafür liegt in der Erziehung durch Gurnamanz.
er dâhte ‘mir riet Gurnamanz | Er dachte: „Gurnemanz hat mir beigebracht– |
mit grôzen triwen âne schranz, | er ist mir gut und seine Treue ohne Scharte –, |
ich solte vil gevrâgen niht. | dass ich nicht viel fragen soll. |
Parzival ist der Meinung, dass er auch ohne nachzufragen erfahren wird, was es mit den Geschehnissen auf der Burg sowie der Gralsgesellschaft auf sich hat. Diese strikte, unüberlegte Anwendung, der von Gurnamanz formulierten Verhaltensregeln, bringt schwere Folgen mit sich. Denn was Parzival nicht weiß, ist dass er mit der Frage nach dem Grund für die starken Schmerzen des gelähmten Gralkönigs, diesen von seinem Leid erlösen könnte und Parzival selbst zum neuen Gralkönig werden könnte. Anfortas macht ihm ein großzügiges Gastgeschenk indem er ihm sein Schwert, das ihn in zahlreichen Kämpfen und Gefahren begleitet hat, übergibt. Diese Schwertübergaben, die eventuell sogar als eine „Inthronisation des Nachfolgers“(Bumk. 66) gedeutet werden kann, soll dem Gast Anreiz geben den Wirt nach dem Grund für seinen leidvollen Zustand zu fragen. Denn Anfortas berichtet ihm, dass das Schwert ihn solange durch die Kämpfe begleitet hat, bis Gott ihn schließlich "ame lîbe hât geletzet" (239, 27). Parzival stellt die mit großer Spannung von der Gralsgesellschaft erwartete Frage jedoch nicht und dem Burgherrn wird somit nicht geholfen. Ahnungslos verlässt er am nächsten Morgen die Gralsburg.
Anfortas Leiden (472,21–
In einem Gespräch zwischen Trevrizent und Parzival wird der Grund für Anfortas jämmerlichen Zustand deutlich. So berichtet der Einsiedler, dass Anfortas die Gesetze des Grals missachtet habe und das Leiden des Gralkönigs eine „von Gott verhängte Sündenstrafe“[3] sei. Denn Anfortas hat „Liebe außerhalb des Keuschheitsgebots“(minne ûzerhalp der kiusche sinne 427,29–30) gesucht. Denn den Gralrittern, die auf Munsalvaesche leben, ist weltliche Liebe untersagt. Lediglich dem Gralkönig ist es erlaubt, eine Ehefrau, welche von Gott bestimmtwird, zu haben. Anfortas setzte sich über diese Regelung hinweg, indem er sich selbst seine Geliebte Orgeluse gesucht hat und als deren Minneritter hinauszog. Jedoch wurde er auf seiner Aventiure beim Tjostieren von einem vergifteten Speer stark verwundet. [Bumke 2004]:Vgl. S.92
(479,8–12
mit einem gelupten sper | Mit einem vergifteten Speer |
wart er ze tjostieren wunt, | wurde er beim Tjostieren verwundet, |
sô daz er nimmer mêr gesunt | so dass er niemals wieder gesund |
wart, der süeze oeheim dîn | werden konnte, dein lieber Oheim: |
durch die heidruose sîn. | Das Eisen fuhr ihm durch die Hoden. |
Als der Verwundete mit dem Eisen im Körper in der Gralsburg ankommt, zieht ein Arzt das Speerstück heraus und Anfortas wird zum Gral getragen. Die Gralritter erhoffen sich Hilfe von Gott. Dies bewirkt jedoch, dass Anfortas durch den Blick auf den Edelstein am Leben erhalten wird und er nicht sterben kann. Trevrizent berichtet außerdem von den zahlreichen Versuchen, die unternommen werden, um Anfortas Verletzung zu heilen. So wurde etwa versucht in den vier Flüssen, „die vom Paradies her fließen“ (die vier wazzer ûzem paradîs 481,23), Gêôn, Fîsôn, Eufrat und Tigris ein Heilkraut zu finden. Außerdem hält sich Anfortas am See Brumbane auf, da das milde Seeklima Abhilfe gegen seine Schmerzen verschaffen soll und die Seeluft zudem den übel riechenden Gestank seiner Wunde mildert. Desweiteren helfen ihm warme Kleidung sowie der Aufenthalt an den Feuerstellen der Gralsburg. Trevrizent stellt eine Verknüpfung her zwischen dem Vergehen seines Bruders und den Sünden Parzivals. Denn beide haben durch ihren Hochmut hôchvart Fehler gemacht, die sie anschließend durch demütiges Verhalten wieder gut machen müssen.
Diemüet ie hôchvart überstreit | Demut hat Hoffart noch immer überwunden. |
Anfortas Heilung 787,1–796,21
Anfortas Leiden ist schließlich so groß, dass er darum bittet, sterben zu dürfen.
sit ihr vor untriwen bewart | So wahr ihr keine Verräter seid, |
sô loest mich durch des helmes art | erlöst mich! Das schuldet ihr dem Adel des Helmes |
Dieser Wunsch wird ihm allerdings nicht erfüllt und er wird durch den regelmäßigen Anblick des Grals am Leben gehalten. Sein Leiden wird erst beendet, als die Gralsbotin Kundrie mit Parzival und Feirefiz in Munsalveasche erscheint. Die Brüder treten an das Bett des Gralkönigs und Parzival stellt die Erlösungsfrage: „Oheim, was tut dir weh?“ (oeheim, waz wirret dir, 795,29) Diese Frage führt zu der sofortigen Genesung Anfortas und auch seine Erscheinung verwandelt sich augenblicklich: Der alte, unbewegliche Mann erstrahlt plötzlich in jugendlicher Schönheit und Anfortas verwandelt sich in einen so schönen Mann, dass sogar Parzival daneben erblasst.
Parzivâls schoen was nun ein wint | Parzivals Schönheit war neben seiner ein windiges Ding |
und Absalôn Dâvîdes kint, | und die des Absalon, Davids Kind, |
von Ascalûn Vergulaht, | und Vergulahts von Ascalûn |
und al den schoene was geslaht, | und aller jener, bei denen Schönheit in der Familie lag, |
und des man Gahmurete | auch die, die man an Gahmuret rühmte |
dô man in zogen sach | als man ihn so liebenswert herrlich |
ze Kanvoleiz so wünneclîch, | in Kanvoleiz Einzug halten sah – |
ir decheins schoen was der gelîch | keines Mannes Schönheit war der gleich, |
die Anfortas ûz siechheit truoc. | die dem Anfortas von seiner Krankheit blieb. |
Auf die Heilung Anfortas folgt unmittelbar die Ernennung Parzivals zum neuen Gralkönig.
<HarvardReferences />
Forschungsliteratur:
[*Bumke 2004] Joachim Bumke: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004.