Die Darstellung des Orients (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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====Der Gral====
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[[Der_Gral_im_Parzival_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)|Der Gral im ''Parzival'']] ist ein Edelstein, was höchstwahrscheinlich mit der Kenntnis über Steine aus dem Orient, denen heilende und Wunder vollbringende Wirkung zugesprochen werden, zusammenhängt. Jedoch war es bisher nicht möglich, einen bestimmten Edelstein ausfindig zu machen, der als direktes Vorbild für Wolframs Gral gelten kann. [Bumke 2004: Vgl. S. 191]
[[Der_Gral_im_Parzival_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)|Der Gral im ''Parzival'']] ist ein Edelstein.  Höchstwahrscheinlich hängt die Entscheidung Wolframs, den Gral zu einem Stein zu machen, mit der Kenntnis über Steine aus dem Orient, denen heilende und Wunder vollbringende Wirkung zugesprochen werden, zusammen. Jedoch war es bisher nicht möglich, einen bestimmten Edelstein ausfindig zu machen, der als direktes Vorbild für Wolframs Gral gelten kann. [Bumke 2004: Vgl. S. 191]


===Orientalische Astronomie===
===Orientalische Astronomie===

Version vom 31. Mai 2012, 17:52 Uhr

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Allgemein

Bekanntermaßen bildet der Conte du Graal von Chrétien de Troyes die Hauptquelle für Wolfram von Eschenbachs Parzival. Allerdings können zahlreiche Ausweitungen und Neuerungen des Erzählstoffs ausfindig gemacht werden. So ist der Artusroman des französischen Autors einzig im „westlichen, im arthurisch-bretonischen Bereich“ [Kunitzsch 1984: S. 79] zu verorten, wohingegen Wolfram an mehreren Stellen Bezüge zur orientalischen Welt herstellt. Diese Einbettung von Orientmotiven in die eigentliche Parzival- und Gralerzählung gilt als eine besonders wichtige Erneuerung gegenüber dem als Basis fundierenden Conte du Graal. [Kunitzsch 1984: Vgl. S. 79] Durch welche Figuren, Ereignisse und Objekte die Orientthematik im Parzival hervortritt sowie welches Bild Wolfram vom Orient aufzeigt, wird im Folgenden dargestellt.

Orientbezüge im Parzivaltext

Figuren

Ereignisse

Umrahmung der Haupthandlung durch Orient-Passagen

Durch die Gahmuret-Passage, die als einleitende Erzählung der Haupterzählung vorangestellt ist sowie durch die Feirefiz-Erzählung am Ende des Romans wird eine „stark orientbestimmte Umrahmung“[Kunitzsch 1984: S. 79] erschaffen. Denn die Dichtung hat ihren Anfang im Orient (da lediglich Gahmurtes Auszug aus Anschouwe der Orient-Passage vorgeschoben ist) und ebenso endet sie im Orient, indem Feirefiz gemeinsam mit Repanse in Indien das Herrschergeschlecht der Priester-Könige gründet (822, 25–823, 9). [Bumke 2004: Vgl. S. 191]

Gegenstände aus dem Orient

Die Wundersäule

Clinschor hat diese wundersame Säule aus den Ländern des Feirefiz mitgebracht (ûz Feirefîzes landen 589, 10). Sie scheint wie von Zauberhand gemacht und wurde nur aus äußerst edlen Materialien wie etwa Rubin und Smaragd hergestellt. Zudem kommt es Gawan bei der Betrachtung der Säule so vor, als ob die ganze Welt in dieser zu sehen sei und als ob die Länder wie auf einer kreisförmigen Bahn vorüberziehen würden (590, 7–9).


Der Gral

Der Gral im Parzival ist ein Edelstein. Höchstwahrscheinlich hängt die Entscheidung Wolframs, den Gral zu einem Stein zu machen, mit der Kenntnis über Steine aus dem Orient, denen heilende und Wunder vollbringende Wirkung zugesprochen werden, zusammen. Jedoch war es bisher nicht möglich, einen bestimmten Edelstein ausfindig zu machen, der als direktes Vorbild für Wolframs Gral gelten kann. [Bumke 2004: Vgl. S. 191]

Orientalische Astronomie

Wissenschaftliche Schriften über die Lehren der Astronomie und Astrologie, die aus dem Arabischen stammen und übersetzt werden, gewinnen im 12. Jahrhundert in Westeuropa zunehmend an Bedeutung.[Kunitzsch 1984: Vgl. S. 110] Auch der Autor des Parzival interessiert sich für diese Schriften und verstrickt diese Kenntnisse in seinen Roman. So kann etwa die Fähigkeit Flegetanis, den Namen des Grals im Sternenhimmel auszumachen, auf dieses Wissen zurückgeführt werden.

Flegetânîs der heiden sach Der Heide Flegetânîs sah etwas
da von er blûweclîche sprach, am Sternenhimmel mit den Augen,
im gestirn mit sînen ougen davon sprach er nur mit Scheu,
verholenbaeriu tougen. es war verborgen und geheimnisvoll.
er jach, ez hiez ein dinc der grâl: Er sagt nämlich, es gebe da ein Ding, das heiße Der Grâl;
des namen las er sunder twâl diesen Namen konnte er ganz leicht lesen in den Sternen,
imme gestirne, wie der hiez. da stand es geschrieben, dass er so heiße.

V. 454,17–23

Außerdem erwähnt Cundrie in ihrer Rede zur Berufung Parzivals die arabischen Namen der sieben Planeten (782, 1–21).

Wolframs Kenntnisse über den Orient

Es ist davon auszugehen, dass Wolframs Wissen über den Orient auf den europäischen Kenntnissen über den Orient zu seiner Zeit und seiner Umgebung basiert. Es lässt sich vermuten, dass der Wolfram nicht direkt mit der orientalischen Welt in Berührung gekommen ist. Seine Orientkenntnisse basieren wahrscheinlich auf drei verschiedenen Quellen: Zum einen sind das die Kenntnisse seiner Zeit über Welt- und Erdkunde zum anderen geben ihm Reiseberichte, wie etwa von Pilgern und Kaufleuten, Auskunft. Hinzukommt die lateinische Übersetzungsliteratur aus dem Arabischen. Somit speist Wolfram sein Wissen über die orientalische Welt aus sehr unterschiedlichen Quellen und baut es auf verschiedene Weise in seinen Erzähltext ein. Von einer „einheitlichen arabischen Quelle, aus der Wolfram den gesamten Orientteil des Parzival“ entnommen haben soll, kann nicht ausgegangen werden. Schließlich liegen zu Lebzeiten Wolframs keine Erzähltexte aus der arabischen Welt vor. Es können lediglich fachwissenschaftliche Texte ausgemacht werden. [Kunitzsch 1984: Vgl. S. 80]

Wie der Orientstoff in den Erzähltext eingebracht wird

Teilweise fügt sich die Orientthematik auf natürliche Weise in die Handlung ein, allerdings erscheint es an anderen Stellen, als ob der Orientstoff eher „rein äußerlich-schematisch für stereotype Aussagen“ [Kunitzsch 1984: S. 81] verwendet wird. So werden etwa die in großer Zahl vorkommenden orientalischen Ortsnamen lediglich in der Gahmurethandlung in den Erzähltext integriert, etwa in dem sie als Schauplätze hervortreten, wohingegen sie in dem übrigen Teil des Erzähltextes vielmehr stereotyp auftauchen. Denn zumeist stehen die orientalischen Ortsnamen für Herkunftsorte exotischer Waren, wie etwa edlen Stoff oder zur groben Skizzierung heidnischer Länder. So ist beispielsweise die Rede von einem Umhang von Tuch aus Sûrîn (Syrien). (ein failen tuoches von Sûrîn. 301, 28)[Kunitzsch 1984: Vgl S. 81–87]

Das Bild des Orients im Parzival

Die Darstellung des Orients im Parzival ist äußerst märchenhaft, teilweise frei erfunden, jedoch stets positiv und es geht keine Bedrohung von der orientalischen Welt aus. Darüber hinaus ist das Reich des Baruch von Bagdad dem „westlichen Kaiserreich zumindest in seinem Glanz überlegen“(D. 103), folgt man der Ansicht des Erzählers und Gahmurets


Quellenachweise

<HarvardReferences /> [*Kunitzsch 1984] Kunitzsch, Paul: Erneut: Der Orient in Wolframs ‘Parzival’. In: Ruh, Kurt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. 113. Bd. Kassel 1984. S. 79–111. <HarvardReferences /> [*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, Stuttgart/Weimar, 2004.