Die Gralsbotin Cundrîe: Unterschied zwischen den Versionen
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[*Jauß 1968] Jauß, Hans Robert: Die klassische und die christliche Rechtfertigung des Häßlichen in der mittelalterlichen Literatur, Die nicht mehr schönen Künste, in: Poetik und Hermeneutik, München, 1968 | [*Jauß 1968] Jauß, Hans Robert: Die klassische und die christliche Rechtfertigung des Häßlichen in der mittelalterlichen Literatur, Die nicht mehr schönen Künste, in: Poetik und Hermeneutik, München, 1968 | ||
[*Pappas 2001] Katharine Pappas, Die häßliche Gralsbotin Cundry, in: Verführer Schurken Magier, St.Gallen 2001 | [*Pappas 2001] Katharine Pappas, Die häßliche Gralsbotin Cundry, in: Verführer Schurken Magier, St.Gallen 2001 |
Version vom 26. Juni 2012, 20:19 Uhr
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Cundrîe la suziere ist Tochter des Königs Lôts und seiner Frau Sangive. Ihre Geschwister sind Gawan, Itonje, Beacur und Surdamur. Sie ist durch ihr Engagement als Gralsbotin Teil der Gralswelt. Einzigartig an ihrer Person ist das Nebeneinander ihrer äußerlichen Hässlichkeit, welche durch tierische Züge fast grotesk wirkt, und der inneren Schönheit, die sich in tiefer triuwe, Mitleid und Gottesfürchtigkeit ausdrückt. So scheint es, als würde sie als Negativbild des wunderschönen Parzival dargestellt, der aufgrund seiner mangelnden Bildung immer wieder innerliche Schwäche beweist und Moral nur durch seine Fehltritte erlernt. Cundrîe nimmt eine tragende Rolle im Erkenntnisprozess Parzivals ein. Sie klärt ihn nicht darüber auf, dass er Mitglied der Gralssippe ist und Feirefiz sein Halbbruder, vielmehr verflucht sie ihn auch für seine Taten. Auch wenn er wohl nie bewusst falsch gehandelt hat, so reißt sie ihn aus seiner verklärten Sicht über sein Leben und bringt ihn dazu sein Handeln zu hinterfragen. Überdies versorgt sie Sigune, welche sich in eine Klause fernab der Gesellschaft in einsamer Trauer um ihren Geliebten Schionatulander zurückgezogen hat, mit Nahrung und bringt auch der alten Königin Arnive Salben und Medizin.
Die Verfluchungsepisode Pz. 312,2-319,20
Da es Parzival versäumte Anfortas auf der Gralsburg Munsalvaesche die Erlösungsfrage zu stellen, verfluchte ihn seine Cousine Sigune für sein mangelndes Mitleid und Treue. Nach einer Nacht im Wald erblickt Parzival einen Blutstropfen im Schnee, der ihn an seine Frau Condwiramur erinnert. In Liebesgedanken versunken nähert er sich dem Artushof und wird von einem Knappe für einen Eindringling gehalten. Kaie und Segremor treten daraufhin gegen den vermeintlichen Herausforderer an. Als Gawan Parzival erkennt, erlöst er ihn von seinem Minnebann und führt ihn auf die Burg, wo er in die Gemeinschaft der Artusrunde aufgenommen wird. Zu Ehren Parzivals veranstaltet Artus ein glanzvolles Fest auf Plimizoel, welches die Herrlichkeit der Artusgesellschaft widerspiegelt. Auch scheint zu diesem Zeitpunkt Parzivals Ruhm an seinem Höhepunkt zu sein. Doch durch das Erscheinen Cundrîes vor der Artusrunde erfährt das Fest eine heftige Wendung.
Die „Scheinharmonie der Tafelrundenidylle“ [1] wird in Gestalt der Gralsbotin gebrochen:
Artûs her si brâhte pîn. | Sie brachte Leid zu des Artûs Leuten. |
[2] (Pz. 312,18)
vil hôher freude se nider sluoc. | Sie schlug alles Glück zu Boden, das über der Festversammlung lag. |
(Pz. 312,30)
Wolfram bezeichnet sie anfangs nur als „ein magt“ (312,4) und „diu juncfrouwe“ (312,16) und auch sie selbst stellt sich, die gesellschaftliche Form missachtend, der Artusrunde nicht vor. Ihr Spottname "la suziere", die Hexe, welchen der Leser erst später durch den Erzähler erfährt,verbindet die Gralsbotin mit dem Mystischen und Dämonischen. Außerdem stellt sich die Frage, ob dieser Name Rückschlüsse auf Cundrîes Charakter ziehen lässt. Wolfram beschreibt Cundrîes Gestalt als hässlich und wenig anmutig. Ihrem Äußeren verleiht er terimorphe Züge, welche ihre Erscheinung grotesk wirken lässt. Zu ihrer hässlichen Gestalt trägt Cundrîe auffallend noble Kleidung.
ein brûtlachen von Gent, | Genter Brauttuch |
noch plâwer denne ein lâsûr, | blauer als Lapislazuli, |
het an geleit der freuden schûr: | trufg dieser Hagelschlag des Glücks: |
daz was ein kappe wol gesniten | ein elegantes Cape |
al nâch der Franzoyser siten: | nach französischem Schnitt; |
drunde an ir lîb was pfelle guot. | darunter trug sie feine Seide am Leib. |
(Pz. 313, 4-9)
Wolfram erwähnt überdies Cundrîes hohe Bildung, welche Respekt und Bewunderung hervorruft.Sie spricht Latein, Französisch und Heidnisch und ist in der Dialektik, Astronomie und Geometrie bewandert. Während sie äußerlich eher abstoßend und wenig anmutig wirkt, so stellt sie Eleganz bezüglich ihres Wissens unter Beweis:
der meide ir kunst des verjach, | Das Mädchen war in vielerlei Künsten wohl unterrichtet, |
alle sprâche si wol sprâch, | alle Sprachen sprach sie geläufig: |
latîn, heidensch, franzoys. | Lateinisch, Heidnisch und Französisch. |
si was der witze kurtoys, | Eleganz entfaltete sie auf dem Gebiet der Wissenschaften. |
(Pz. 312, 19-22)
Der Kontrast zwischen Cundrîes hässlichem Äußeren und ihrer Herkunft, sowie der hohen Bildung, welche sich auch in ihrer edlen Gesinnung widerspiegelt, machen sie zu einem einzigartigen Charakter innerhalb des Parzival-Romans. Auf die Bedeutung Cundrîes Hässlichkeit soll in einem anderen Kapitel eingegangen werden. Immer wieder unterbricht Wolfram die detaillierte Beschreibung Cundrîes durch Vorausdeutungen ihrer unheilvollen Botschaft: „wê
waz solt ir komen dar? | Wehe, was hat ihr Kommen zu bedeuten? |
(Pz. 312,16) Cundrîes Botschaft wird Parzivals Ruhm zugleich zerbrechen lassen. Wie bereits Sigune verflucht nun auch Cundrîe Parzival für das Unterlassen der Erlösungsfrage, sie beschuldigt ihn Anfortas gegenüber kein Mitleid gezeigt zu haben und wirft ihm mangelnde „triuwe“ und Erbarmen vor. Sein Versagen bezeichnet Cundrîe als Versagen vor Gott. Sein Schweigen machte ihn zum Sünder und nun sei der zur Hölle bestimmt. Auch wertet sie Parzivals Verhalten bezüglich seines Rittertums und verkündet Artus, dass durch die Aufnahme Parzivals in die Artusrunde sein Ruhm nun sinke. Cundrîes Fluch richtet sich auch gegen Parzivals Schönheit und männliche Stärke, die seine innerliche Hässlichkeit, die er beispielsweise durch das mangelnde Mitleid gegenüber dem Fischer bewies, immer wieder überdecken. Ihre eigene Hässlichkeit gewinnt durch die auffällige Schönheit Parzivals, die bisher als Zeichen seiner göttlichen Erwählung gedeutet wurde, tiefere Bedeutung. Cundrie begibt sich immer mehr in Rage und drückt immer deutlicher ihre Verachtung gegenüber Parzival aus:
ir heiles pan, ir saelden fluoch, | Allem Heil seid Ihr Fluch und allem Glück die Pest; |
des ganzen prîses reht unruoch! | allem, was Ehre hat, seid ihr so recht ein Wurm, ein Nichts. |
(Pz. 316, 11f)
Eine zentrale Rolle auf Parzivals Weg stellt diese Szene dar, weil er erst bei dieser Begegnung mit Cundrîe die Namen seiner Eltern erfährt und somit darüber aufgeklärt wird, dass er als Sohn Gahmurets verwandt mit König Artus und somit Teil der Gralssippe ist. Auch lernt er Feirafiz als seinen Halbbruder kennen und soll von der Existenz seines Halbbruder Feirefiz erfahren. Cundrîe stellt ihn im Gegensatz zu Parzival als einen der reichsten Männer des Orients dar, welcher sich durch sein vorbildliches Rittertum auszeichnet. Bedauernd stellt sie fest, dass während Feirefiz seine Ehre immer weiter anhäuft, Parzival sich immer mehr ins Unheil begibt.
Am Ende ihrer Rede erwähnt Cundrîe das Schloss marveile und berichtet über die Gefangenschaft der drei Königinnen dort. Sie hofft auf Hilfe aus dem Kreise der Tafelrunde und tatsächlich bricht Gawan kurz darauf zur aventiure auf, mit dem Ziel die Königinnen zu befreien.
Markant ist überdies die Darstellung Cundrîes Leid.
Cundrî was selbe sorgens pfant. | Cundrî selber war da ganz in der Gewalt des Kummers. |
al weinde si die hende want, | Sie weinte nur noch und rang die Hände. |
daz manec zaher den andern sluoc: | Über viele Tränen rollten Tränenwogen hin, |
grôz jâmer se ûz ir ougen truoc. | großen Jammer ließ sie aus den Augen fließen. |
die maget lêrt ir triuwe | Treue lehrte dieses Mädchen, das Leid, das es im Herzen trug, |
wol klagen ir herzen riuwe. | so recht hinauszuklagen. |
(Pz. 318,5-10) Sie leidet nicht unter persönlichem Kummer, sondern empfindet solch tiefes Mitleid, dass es sich zu persönlich empfundenem Leid entwickelt. Cundrîe erscheint als äußerst selbstlose Person und beweist ihre edle Gesinnung, denn ihre Klage gilt Parzivals unglücklicher Entwicklung, welche ihrer Meinung nach in die Hölle führt. Außerdem bedauert sie zutiefst, dass sie Botin dieser schlimmen Kunde ist, welche auch den Ruhm Parzivals Mutter Herzeloyde befleckt.
ôwê daz ie wart vernomn | Wehe, daß man das aus meinem Mund hören muß, |
von mir, daz Herzeloyden barn | daß der HErzeloyde Kind |
an prîse hât sus missevarn! | sich so vergangen hat an seiner Ehre! |
(Pz. 318,2-4)
Die Berufungsepisode 778,13-786,30
Nachdem Parzival gegen Feirafîz gekämpft hat, unwissend darüber, dass der Fremde sein Halbbruder ist, gibt sich dieser zu erkennen. Parzival erfährt, dass Feirafîz ein mächtiger Heidenkönig ist und über 25 Länder gebietet. Als Parzival seinen Halbbruder in das Lager von Joflanze zurückführt, wird dieser von Gawan und Artûs feierlich begrüßt. Zu Ehren Feirafîz´ veranstaltet Artûs ein Fest und nimmt ihn in die Tafelrunde auf. Als das Fest gerade im Gange ist, erscheint Cundrîe das zweite Mal. Während das erste Erscheinen Cundrîes vor der Tafelrunde nichts Gutes verhieß und durch mehrfache Erzählerkommentare als unheilbringend deklariert wurde, so preist der Erzähler bereits einleitend den zweiten zentralen Auftritt Cundrîes vor der Tafelrunde. Auch deutet er diesmal die Botschaft, welche sie zu überbringen hat nicht als unheilvoll voraus, sondern deutet die kommende frohe Botschaft voraus.
wol dem künfteclîchen tage! | Gesegnet sei der Tag, der nun seinen Lauf nimmt! |
gêrt sî ir süezen maere sage, | Ehre sei der süßen Botschaft, die sie sagte |
als von ir munde wart vernomn! | und die man aus ihrem Mund vernahm! |
(Pz. 778, 13-15)
Wiederum beschreibt Wolfram präzise ihre edle Kleidung. Indem er jedoch ihre Hässlichkeit verschweigt, erscheint Cundrîe in einem völlig anderen und positiveren Licht. Aber auch ihr Verhalten gegenüber Artus und seinen Rittern ist sehr viel höflicher als bei der ersten Begegnung. Diesmal reitet sie nicht direkt in den Ring hinein, sondern erst nachdem ihr die Erlaubnis dazu erteilt wurde. Höflich grüßt sie Artûs und bittet ihn sogar um Vergebung:
si warp daz ein râche | sie sprach, man möge alten Haß und Feindschaft |
ûf si verkorn waere | gegen sie vergessen |
unt daz man hôrt ir maere. | und ihre Botschaft anhören. |
(Pz. 779, 12-14)
Während sie vorher nicht einmal vom Pferd stieg, so fällt sie nun demütig Parzival zu Füßen und fleht ihn weinend an, seinem Zorn auf sie fallen zu lassen. Erst nachdem ihr Parzival verzeiht, gibt sie sich zu erkennen und lässt die Schleier fallen, welche bisher ihr Gesicht verhüllten. Wolfram beschreibt wiederum ihr Äußeres und weist sogar darauf hin, dass es dem Leser bereits bekannt ist. Obwohl sie immernoch hässlich zu sein scheint, beschreibt er nun nicht mehr ihre terimorphen Züge, sondern verwendet zur Attritbute der Schönheitsbeschreibung, welche weniger negativ belastet sind und dadurch weniger abstoßend wirken:
ir antlütze ir habt vernomn: | Ihr Gesicht ist euch bereits geschildert worden, |
ir ougen stuonden dennoch sus, | darin standen immer noch die gleichen Augen, |
gel als ein thopazîus, | gelb wie ein Topas, |
ir zene lanc: ir munt gap schîn | und lange Zähne. |
als ein vîol weitîn. | Veilchenblau wie Färberwaid war der Schimmer ihrer Lippen. |
(Pz. 780,18-22)
Feierlich richtet sie sich an Parzival und verkündet, dass er zum Herr des Grâls berufen sei. Bei ihrer ersten Begegnung sagte sie noch, dass die Erlösungsfrage ihre Kraft verliere, sollte sie nicht am ersten Abend gestellt werden. Dies revidiert sie nun. Um zu verdeutlichen, dass die Zeit eines Neubeginns und Glück für Parzival bevorsteht, zählt sie die Planten auf, welche nun in ihr Haus zurückgekehrt sind und ein Planetenajahr abschließen. Sie nennt den Namen jedes einzelnen Planeten mit deren heidnischen Namen, die allein Feirafîz versteht. Erstaunlich ist, dass Parzival, welcher sich bisher tölpelhaft und uneinsichtig gab, nachdem er Cundriês Botschaft erfahren hat, sich als reif und einsichtig beweist. Indem er seine Fehler nicht leugnet, sondern sich ehrlich zu diesen bekennt, erkennt er Cundrîes anfänglichen Hass gegenüber seiner Person als begründet an. Dass sie nun um seine Vergebung buhlt, ist für ihn Zeichen Cundrîes Treue. Neben dieser Treue erweist sich die Gralsbotin auch als selbstlose Person. Als Artûs Cundrîe auffordert sich nun Ruhe zu gönnen und zu äußern was zu ihrem Wohlbefinden beitragen würde, gilt ihr erster Gedanke Arnîve und den anderen Frauen, um deren Zustand nach der Gefangenschft sie sich sorgt.
Die Hässlichkeit Cundrîes
Wolfram von Eschenbach stellt mit Cundrîe eine Figur dar, welche den Leser wohl häufig irritieren wird. Ihre äußerliche Hässlichkeit, welche durch die Beschreibung terimorpher Züge abstoßend und grotesk wirkt, steht in Kontrast zu der inneren Schönheit, die sie durch ihr moralisch-ethisches Verhalten und ihre Großherzigkeit beweist. Die Gleichzeitigkeit von schönen und hässlichen Attributen ist in der Darstellung einer literarischen Figur unüblich und da man instinktiv schön mit gut, sowie hässlich mit böse assoziiert, wirft das die Frage auf, was Wolfram mit diesem Widerspruch bewirken wollte oder ob er mit Cundrîe vielleicht sogar einen Scheinwiderspruch, von dem bereits im Prolog des Parzival die Rede ist, darstellt. Die Beschäftigung mit Cundrîe und ihrer Hässlichkeit, sowie deren Funktion machen eine Auseinandersetzung mit dem mittelalterlichen Verständnis von Schönheit und Hässlichkeit und ihrer Funktionalisierung in der höfischen Dichtung nötig. Nach Jauß war äußerliche Schönheit für den mittelalterlichen Adel ein Argument zur Durchsetzung von Rangansprüchen, da nach mittelalterlichem Verständnis äußerliche Schönheit der inneren Werthaftigkeit entsprach. Somit galt Schönheit als Kennzeichen von Herrschaft und Abgrenzung von niederen Ständen. Während in der deutschen höfischen Dichtung keine vorgegebenen Muster zur Beschreibung von Personen typisch waren, so ist der Einsatz von Hässlichkeit als Attribut des Bösen in der französischen Dichtung üblich. [Jauß 1968]. Des Öfteren treten äußerlich abstoßend wirkende und hässlich dargestellte Feinde, Heiden und Bösewichte in der chanson de geste zur Verkörperung des Bösen auf. Dadurch wurde Hässlichkeit immer in Verbindung mit dem Bösen gebracht. In der christlich-theologischen Dichtung begegnet man rein körperlicher Schönheit mit Skepsis. Man geht von einer Dichotomie von Hülle und Kern für alle Erscheinungen der sichtbaren Welt aus. Somit müssten nach Katharine Pappas alle Phänomene auf deren verborgenen geistigen Hintergrund untersucht werden, da Hässliches und Schönes in gleicher Weise Zeichen des Guten sein können. [Pappas 2001] Jauß spricht hier von der deformitas Christi, welche für Christen kein substantieller Verlust Christi sei, da das spezielle Bild Christi noch immer an die Idealität des Schönen gebunden bleibe. Die Realität des Hässlichen und Grauenvollen sei somit nur „unvollendetes Gegenbild zur Transzendenz des vollendet Schönen“. [Jauß 1968] Das Niedrige und Böse ist somit gänzlich vom Hässlichen abgelöst. Diese Erkenntnis wirft unter den Theologen die Frage auf, in welcher Erscheinungsform das Wirken Gottes deutlicher zum Ausdruck kommt. Viele Stimmen sprechen dafür, dass Hässlichkeit im Vergleich zum Schönen deutlicher macht, dass alles Irdische, Sichtbare nur Zeichen für ein Höheres Sein ist. [Pappas 2001]. Auf diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Wolfram mit der Hässlichkeit Cundrîes eben keine Abneigung der Leser hervorrufen wollte, sondern vielmehr ihre Vorbildlichkeit und innere Schönheit, welche er durch die ausführliche Beschreibung ihrer moralisch-ethischen Qualitäten bereits eindeutig hervorhebt.
Quellennachweise
- ↑ Pappas, Katharine: Die häßliche Gralsbotin Cundry, in: Verführer Schurken Magier, St.Gallen 2001
- ↑ Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
<HarvardReferences />
Forschungsliteratur
[*Jauß 1968] Jauß, Hans Robert: Die klassische und die christliche Rechtfertigung des Häßlichen in der mittelalterlichen Literatur, Die nicht mehr schönen Künste, in: Poetik und Hermeneutik, München, 1968
[*Pappas 2001] Katharine Pappas, Die häßliche Gralsbotin Cundry, in: Verführer Schurken Magier, St.Gallen 2001