Lapsit exillis (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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[*Bumke 2004]Bumke, Joahim: Wolfram von Eschenbach. Stuttgart, 2004.  
[*Bumke 2004]Bumke, Joahim: Wolfram von Eschenbach. Stuttgart, 2004.  
[*Ranke 1946]Ranke, Friedrich: Zur Symbolik des Grals bei Wolfram von Eschenbach, in: Wolfram von Eschenbach. Wege der Forschung. Darmstadt, 1966.
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Version vom 2. Juli 2012, 09:30 Uhr

Forschungsstand

Die Bedeutung von lapsit exillis (469,7)[1] war für die Forschung eine der größten Herausforderungen und ist bis heue umstritten. Es wurden viele Spekulationen aufgestellt und auch die mittelalterlichen Schreiber mit mit wussten diesem Begriff nichts anzufangen. Laut Nellmann (2000) sind zehn verschiedene Lesearten in der handschriftlichen Überlieferung vorhanden, von denen jedoch lapsit exillis die älteste zu sein scheint. [Dallapiazza 2009: S.88.]

Interpretationen

Der Großteil der Interpreten wollte lapsit als lapis lesen, was Stein bedeuten würde. Dies ist jedoch nicht selbstverständlich, da auch eine phantasie- und ebenso eine absichtsvolle Verrätselung Wolframs nicht ausgeschlossen ist. Dennoch haben die meisten Interpreten an einen lateinischen Ursprung gedacht und somit war der nächstliegende Anknüpfungspunkt die Deutung von lapsit=lapis. Auf dieser Basis wurden folgende Interpretationen vorgeschlagen:[Dallapiazza 2009: S.88.]



1. San Marte (Albert Schulz) deutete im Jahre 1861 Wolframs Namen als lapis erilis, also als Stein des Herrn.


2. Rudolf Palgen interpretierte 1922 lapis elixir als Stein der Weisen.


3. 193 interpretierte Samuel Singer lapis ex celis als „der aus dem Himmel stammende Stein“.


4. Helene Adolf deute 1957 lapis exiliens als „der auffahrende Stein“.


5. 1963 deutete Hebert Kolb lapis exilis als Stein des Exils.


6. Blöte interpretierte lapis textilis als „der Asbeststein“. [Bumke 2004: S.66.]


7. Ehrismann hat im Jahre 1928 darauf hingewiesen, dass der berühmte, aus dem irdischen Paradies stammende Wunderstein der mittelalterlichen Alexandersage in der lateinischen Überlieferung des Iter ad paradisum mit dem Beiwort exilis „dünn, unscheinbar“ bezeichnet wird. Somit deutet Ehrismann das lapsit exillis der Parzivalüberlieferung als lapis exilisund deutet darauf hin, dass Wolfram bei diesem Namen an Alexanders Wunderstein angeknüpft hat. [Ranke 1946: S. 43ff.]



Nicht eine einzige der vorgelegten Interpretationsmöglichkeiten ist eindeutig belegbar. Es handelt sich hierbei ausschließlich um reine Spekulationen. So ist der Name lapsit exillis womöglich ein bewusst verdrehter und vieldeutiger Name, sodass die Suche nach einem präzisen Sinn sich erübrigt. [Bumke 2004: S. 66.]

Quellennachweise

  1. Alle Textstellen-Angaben aus Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

<HarvardReferences /> [*Dallapiazza 2009]Dallapiazza, Michael:Wolfram von Eschenbach – Parzival. Berlin, 2009.

[*Bumke 2004]Bumke, Joahim: Wolfram von Eschenbach. Stuttgart, 2004. [*Ranke 1946]Ranke, Friedrich: Zur Symbolik des Grals bei Wolfram von Eschenbach, in: Wolfram von Eschenbach. Wege der Forschung. Darmstadt, 1966.