Verbannung (Gottfried von Straßburg, Tristan)
XXVI. Verbannung- Heimlichkeiten der Liebenden(V. 16403-bis 16678)
Inhalt
Tristan und Isolde fühlen sich wieder sicher am Hof. Auch wenn sie sich nicht sehen können, geben sie sich mit dem Wunsch nach einem Treffen zufrieden, da sie die Gerüchte um eine gegenseitige Liebe nicht weiter schüren wollen. Sie verbergen ihre Liebe zueinander, damit Marke nicht hinter ihre wirklichen Gefühle kommt, die sie für einander hegen. Der Verdacht bleibt jedoch weiterhin bestehen, da sie sich ständig verliebte Blicke zuwerfen. Marke bemerkt diese Blicke und die zugrunde liegende Zuneigung, sodass seine Eifersucht und sein Argwohn zusehends steigen.
Daraufhin lässt er Tristan und Isolde in den Palas bestellen, wo er vor dem gesamten Hof offenbart, dass er Isolde Fallen gestellt habe, um herauszufinden, ob die Gerüchte um ihre Liebe stimmen. Er erklärt, dass, obwohl er versucht habe, die beiden von einander zu trennen, ihre Liebe nicht verschwindet und sie immer noch "eins" sind. "ich hân iuch an dem lîbe sô dicke gesundert, daz mich es iemer wundert, daz ir sô gemeine sît.(V.16566 f.)"
Marke erträgt es nicht länger, dass die Liebe zwischen den beiden offensichtlich viel stärker ist, als Isoldes Gefühle für ihn. Seine Liebe zu beiden ist jedoch so groß, dass er sich nicht an ihnen Rächen kann, wie es ihm das Gesetz erlauben würde. Ihnen beiden Leid zuzufügen, würde seine Schmerzen nicht lindern. Deswegen trägt Marke Tristan und Isolde auf, sich an der Hand zu nehmen und Hof und Land zu verlassen, da er ihre schlechte Gesellschaft nicht länger ertragen würde. Tristan und Isolde tun, was ihnen aufgetragen wird. Sie nehmen sich bei den Händen, verbeugen sich vor Marke und dem versammelten Hof, verabschieden sich von ihrer treuen Freundin Brangäne und ihrem Gefolge, lassen sich ihre Habseligkeiten bringen und reiten mit Kurneval davon.
Brangäne ist gleichermaßen traurig über die Trennung wie Tristan und Isolde, jedoch soll sie bei Marke bleiben, um eine baldige Versöhnung mit Marke in die Wege zu leiten.