Greise in Wolframs Parzival

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Altern in der mittelalterlichen Literatur

Normalerweise wird das Altern in höfischen Romanen nicht als solches thematisiert, sondern der Fokus liegt eher auf jüngeren Protagonisten. Greise treten folglich also nur marginal auf. Stereotypen wie Schwäche, Gebrechlichkeit und sogar Krankheit, stehen allerdings auch positive Stereotype, wie Reinheit, Reife oder Weisheit entgegen. Laut Kerth gilt als ideal gelungenes Altern in der höfischen Literatur „kontinuierliche Tätigkeit und Tugendausübung bei wachsender Reife und Weisheit“ [Kerth 2015: 56]. Dem gegenüber steht allerdings, dass Greise nicht mehr als kampffähig, sondern schutzbedürftig dargestellt werden.

Alter in Wolframs Parzival

Wolfram von Eschenbach schließt sich der oben genannten Tradition an. Auch im Parzival gibt es nur wenige Figuren, die als alt dargestellt werden, welchen zudem keine große Bedeutung zukommt. Oft sind die Figuren sogar so unwichtig, dass Wolfram ihnen keinen Namen gibt: "Anonym bleiben u.a. ein alter Edelmann mit Krücke, der besonders durch seinen geflochtenen, offenbar unzeitgemäßen Bart in "Altherrenmode" auffällt (513f.) ein altwtîser man, der bei einer Geburt assistiert (109,13), sowie ein alter Priester, der seit vielen Jahren im Dienst für den Gral Heiden tauft (817,8-10)" [Kerth 2015:56].

Auch Wolfram arbeitet sowohl mit negativen als auch mit positiven Stereotypen. Zu den Positiven gehören auch bei ihm Charaktereigenschaften wie Weisheit und Erfahrung, zu den Negativen gehören Unaufmerksamkeit, mangelndes Urteilsvermögen oder Trägheit. Allerdings verwendet Wolfram zusätzlich nicht stereotype Eigenschaften des Alters. Seine Figuren sind im Alter oft sehr emotional, im positiven, als auch negativen Sinne. Oft werden ihnen Attribute wie Fürsorglichkeit oder Empathie zugesprochen, allerdings wirken sie gleichzeitig depressiv.

Insgesamt gibt es im Parzival nur drei Figuren, die eine größere Rolle spielen, die Greise angesehen werden können: Gurnemanz, Titurel und die Königin Arnive.

Gurnemanz

Titurel

Königin Arnive

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences/> [*Kerth 2015] Kerth, Sonja. "Wolframs Greise: Alter(n) Im 'Parzival', 'Titurel' Und 'Willehalm'." Zeitschrift für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur 144.1 (2015): 48-76.