Kurvenal (Gottfried von Straßburg, Tristan)
Kurvenal ist ein Lehrer Tristans und begleitet ihn auf seiner Bildungsreise. Auch nach der Reise ist Kurvenal weiterhin Tristans Vertrauter.
Zur Person
Kurvenal ist ein vertrauenswürder Mensch, dem die Fürsorge und Erziehung Tristans übertragen wird, als Tristan sieben Jahre alt ist. Kurvenal ist ein langjähriger Begleiter Tristans und gibt ihm über die Jahre das Wissen und die Kunstfertigkeiten weiter, die er selbst besitzt und ermöglicht Tristan, von anderen zu lernen. Er ist Lehrer, Berater und Unterstützer Tristans und fühlt sich emotional mit ihn verbunden. Treu und zuverlässig führt Kurvenal die Aufträge aus, die ihm von Rual und später auch von Tristan aufgetragen werden.
Bildungsreise
Der Ziehvater Rual vertraut Tristan Kurvenal an(V. 2057). Kurvenal wird als kluger Mann (V. 2061) beschrieben, der viele höfische Fertigkeiten erlernt hat und von vornehmer Besinnung ist (V. 2260 f.). Er ist Tristans Lehrer und Freund („Curvenal sîn vriunt“ V. 2334) und begleitet ihn für circa acht Jahre ins Ausland, wo Tristan Fremdsprachen erlernen soll. Tristan ist bei der Rückkehr dreizehn oder vierzehn Jahre alt (V. 2131 f.). Aus den Informationen, die Tristan gibt, als er an Markes Hof kommt, lässt sich erkennen, welche Regionen Rual und Tristan bereist haben (u. a. Parmenien, Wales, die Stadt Lut. V. 3675 f.) und welche Sprachen Tristan auf seiner Bildungsreise erlernt hat (Bretonisch, Walisisch, Lateinisch, Französisch, Norwegisch, Irisch, Deutsch, Schottisch und Dänisch. V. 3690 f.).
Entführung
Dass Kurvenal Tristan nicht vor der Entführung durch die Norweger schützen kann, erscheint wie eine Art Schandfleck in Kurvenals sonst fehlerlosem Verhalten (V. 2309 f.). Es wird von keiner Gegenwehr Kurvenals berichtet, vielleicht wäre sie sinnlos gewesen. Als sich Tristan und Kurvenal ihrer Lage bewusst werden, weinen beide. Nachdem Kurvenal in ein cleine brôt (V. 2343) gesetzt wird, wird er als äußerst ängstlich beschrieben. Zudem ist er zuerst unfähig, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien und nach Hause zu rudern, da er nicht rudern kann. Er betet zu Gott und bittet um Rettung. Anschließend fühlt er sich dann doch in der Lage zu Rudern und gelangt sicher an den Heimathafen. Kurvenal berichtet Rual und Floraete von der Enführung, beide scheinen ihm keine Vorwürfe zu machen (V. 2375 f.). Dass er Tristan alleine zurücklassen muss, scheint ihn jedoch zu bedrücken: in manegen wîs sô was im wê: / wê umbe daz michel ungemach, / daz er an Tristande sach; [...] (V. 2352-2354).
Brautfahrt
Als der von Morolds Giftschwert verwundete Tristan zur Heilung nach Irland zu Isolde reisen will, wird Kurvenal dieser Plan sogleich mitgeteilt und er entschließt sich, Tristan zu begleiten (V. 7332 f.). Als Dublin in der Ferne zu erkennen ist, wird Kurvenal von Tristan aufgefordert, nach Hause zu fahren und auf die mitgereisten Männer zu versorgen. Kurvenal selbst soll Rual von Tristan erzählen, damit Rual Kurvenal die "Treueschuld" von Tristan (V. 7472) begleiche. Der Erzähler behauptet, dass jeder, der ie getriuwen vriunt gewan (V. 7496), Kurvenals Schmerz, den dieser über den Abschied empfindet, verstehe.
Auch zur Brautfahrt begleitet Kurvenal Tristan (V. 8711 f.). Kurvenal ist es, der mit Tristan zusammen in einen Kahn steigt und unter Todesgefahr in Irland anlegt.
Literatur
Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-3)