Benutzerin:Ina Klompmaker
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Übersetzung des Primärtextes zu Woche 2
Winterlied 10
Mittelhochdeutsch | Übersetzung | ||
---|---|---|---|
Dô der liebe summer | Als der geliebte Sommer | ||
ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, | ||
dô muose man der tänze | da musste man die Tänze | ||
ûfm anger gar verphlegen. | auf dem Ackerland gänzlich aufgeben. | ||
des gewan sît kummer | Daher bekam der | ||
der herre Gunderam: | Herr Gunderam Kummer: | ||
der muose ouch sîn gestränze | Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen | ||
dô lazzen under wegen. | bisweilen unterlassen. | ||
der ist bickelmeister disen winder: | Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter: | ||
oeder gouch ist in dem lande ninder, | einen närrischen Toren gibt es in diesem Land keineswegs; | ||
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | sein Schwert muss wohl für eine Weile nach hinten zeigen. | ||
Waz er an den meiden | Was er den Mädchen | ||
wunders dâ begât, | Wunderliches dort gewährt hat, | ||
ê daz mîn vrouwe Schelle | ehe meine Dame es vollbrachte | ||
volender ir gebot! | ihm die Schelle anzubieten! | ||
erst vil unbescheiden, | Erst sehr unbestimmt, | ||
wan swelhe er bestât, | er hält dem leeren Schlinger stand, | ||
diu wirt von slegen helle | dieser wird von den Schlägen schwach | ||
und mîdende den spot; | und sie gebührten ihm den Spott; | ||
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | da formten alle ein Schmunzeln, | ||
des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verheimlichen konnten! | ||
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Das hat ihre Hand von solcher Meisterlichkeit oft empfunden. | ||
Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, | ||
sô hebent sî sich dar | dann machen sie sich dorthin auf | ||
mit einer samenunge, | mit einer Zusammenkunft, | ||
den ich wol schaden gan. | die ich gegründet habe. | ||
Werenbreht der lîret, | Werenbreht spielt die Leier, | ||
sô sumbert Sigemâr. | neben Sigemâr, der die Pauke schlägt. | ||
daz in dâ misselunge, | Dass ihm das misslingt, | ||
daz laege et eben an! | darauf ist es angelegt! | ||
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Da sich das Licht sehr von uns abwenden mag: | ||
wellents ir getelse niht vermîden, | wollen sie ihr ... nicht vermeiden, | ||
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | sie können sich zwei von meiner Gerte des Weibels sehr auseinander schneiden. | ||
Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, | ||
dâs alle giengen bî, | zu dem alle gingen, | ||
dâ wurde ein spil von hende | da wäre ein behendes Spiel | ||
mit beiden ekken zuo. | zu beiden Seiten. | ||
lîhte geviele ein schanze, | Leicht würde sich ein Glücksspiel ergeben, | ||
daz vor mir laegen drî. | sodass vor mir drei Teile liegen würden. | ||
ich hielte ez âne wende, | Ich würde es unleugbar halten, | ||
verbüte ez einer vruo. | und es einer Frau verbieten. | ||
sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück hälfen mir zu gewinnen, | ||
daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie von allen vier Seiten davonlaufen müssten. | ||
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie los und lassen ihr ausgelassenes Wesen zerrinnen! | ||
Sîne weidegenge | Sein Treiben | ||
die verewent mich grâ, | lässt mich grau werden, | ||
swenn er verwendeclîchen | sobald er | ||
vür mîne vrouwen gât. | zu meiner Dame geht. | ||
trîbet erz die lenge, | Treibt er es lange, | ||
bestât er danne dâ, | und belagert er die Dame lange | ||
man hilft im ûz der kîchen, | dann hilft man ihm aus dem Keuchen heraus, | ||
daz er vil riuwic stât. | dass er dann viel Reue zeigt. | ||
er und etelîcher sîn geselle, | Er und irgendeiner seiner Gesellen, | ||
den ich tanzent an ir hant ersnelle, | den ich tanzend immerfort erwische, | ||
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | das sei gewiss, ich schlage ihn, dass ihm eine Elle offen steht! | ||
Im hilft niht sîn treie | Seine Treue hilft ihm nicht | ||
noch sîn hiubelhuot; | noch sein Haubenhut; | ||
ez wirt im in getrenket: | er wird getränkt: | ||
er zuhte ir einen bal. | Er zückte eine Kugel. | ||
erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie; | ||
sîn tumbelîcher muot | sein törichter Mut | ||
der wirt im dâ bekrenket. | wird ihn verletzen. | ||
wil er vür Riuwental | Will er für Reuental | ||
hin und her sô vil gewentschelieren, | hin und her so sehr gewandelieren, | ||
er wirt wol zeteiset under vieren. | er wird wohl ... unter den Vieren. | ||
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn er taumelt? | ||
Die wîl ich die klingen | Die will ich klingend | ||
um mîne sîten trage, | an meiner Seite tragen, | ||
sô darf mir durch mîn sumber | daher darf mit durch meine Pauke | ||
niemen stechen nieht. | niemand hindurch stechen. | ||
er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit wegspringen: | ||
begrîfe ichn mit dem slage, | Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage, | ||
ich slahe in, daz er tumber | schlage ich ihn, dass er taumelt | ||
schouwet nimmer lieht. | und nie mehr das Licht wieder erblickt. | ||
ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich befördere seinen Leib in die Asche | ||
und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlage ihn willentlich mit einer Flasche, | ||
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde wegfressen müssen. | ||
Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat so gesungen, | ||
daz ich in hazzen wil | dass ich ihn dafür hassen will | ||
durch mînes neven willen, | durch meines Verwandten Willen, | ||
des neven er beschallt. | dessen Verwandten er beschuldigt hat. | ||
lieze ers unbetwungen! | Ließe er es doch ohne Zwang! | ||
es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. | ||
enpflæge er sîner grillen | Entzöge er sich seines Zornes | ||
und het ouch der gewalt! | und auch der Gewalt! | ||
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt. | ||
wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wird das Gerichtsschwert mir gewetzt, | ||
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte. |
Übersetzung des Primärtextes zu Woche 3
Sommerlied 4
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Wiese und Wald stehen in Freuden; |
diu hânt sich bereitet mit ir besten wât | sie haben sich mit ihrer besten Kleidung geschmückt |
die in der meie hât gesant. | die der Mai ihnen beschert hat. |
sî wir alle | Alle sind |
frô mit schalle! | heiter mit Gelärme! |
sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Schnell aus der Stube, ihr übermütigen Kinder, |
lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Der strenge Winter ist dahin |
unde ouch der vil kalte snê. | und mit ihm der sehr kalte Schnee. |
hebt iuch balde | Begebt auch bald |
zu dem walde! | in den Wald! |
vogelîn singent, den was wê. | Die Vögel singen, dennoch gab es Schmerz. |
Diu sint ergetzet leides gar. | Das sind ganz vergessene Leiden. |
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt die Heilung wahr, |
waz der sumer erzeiget hât! | die der Sommer mir erwiesen hat! |
er wil rîchen | er wird |
sicherlîchen | sicher |
manegen boum mit loubes wât. | manchen Baum in Laub einkleiden. |
Die nû vor grôzer huote megen, | Die sich in großer Sittlichkeit verstehen, |
die suln balde ir bestez vîrtacgewant an legen, | die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anziehen, |
lâzen sich dar inne ersehen! | sich darin sehen lassen! |
wir suln schouwen | wir sollen |
vor der ouwen | von dem Strom schauen |
maneger hande bluomen brehen. | von mancher Hand funkeln Blumen. |
Swie Riuwental mîn eigen sî, | So wie Reuental mein eigen sei, |
ich bin disen sumer aller sorgen frî, | ich bin diesen Sommer frei von allen Sorgen, |
sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorbei ist. |
ich wil lêren | ich will |
die jungen êren | die Jünglinge in Ehrerbietung und Freude unterweisen: |
freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach steht mir der Sinn. |
Übersetzung des Primärtextes zu Woche 4
Sommerlied 18
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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"Uns wil ein sumer komen", | "Der Sommer wird zu uns kommen", |
sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen | sprach ein Mädchen: "Ja, ich habe den von Reuental gehört, |
jâ wil ich in loben. | ja ich will ihn lobpreisen. |
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz bewegt sich ihm entgegen vor Freude, als ob es nicht bei Versand sei. |
ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich höre ihn dort singen vor den Jungen und Mädchen. |
jâne will ich nimmer des erwinden, | Ja, ich will niemals zurückkehren, |
ich springe an sîner hende zuo der linden." | Ich eile an seiner Hand in seine Heimat." |
Diu muoter rief ir nâch: | Die Mutter rief ihr nach: |
sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | Sie sprach: "Tochter, höre auf mich, entscheide nicht ungestüm! |
weistû, wie geschach | Weißt du, wie es |
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | deiner Freundin Jiuten, ebenso wie ihrer Mutter, im vorigen Jahre erging? |
der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, | Ihr wuchs von seinem Tanze ihr Bäuchlein, |
und gewan ein kint, daz hiez sie lempel. | und sie bekam ein Kind, das sie Lempel nannte. |
alsô lêrte er sî den gimpelgempel." | So also lehrte er ihr den Gimpelgempel. |
"Muoter, lât iz sîn! | "Mutter, lass es sein! |
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er sandte mir einen Rosenkranz, der hatte einen leichten Glanz, |
ûf daz houbet mîn, | auf meinem Haupt, |
und zwêne rôte golzen brâhte er her mir über Rîn: | und zwei rote Stiefel brachte er mit über den Rhein: |
die trag ich noch hiwer an mînem beine. | Die trage ich noch hier an meinen Füßen. |
wes er mich bat, daz weiz niwan ich eine. | Um was er mich bat, das weiß niemand außer mir. |
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." | Ja, ich folge eurem Rate nicht." |
Der muoter der wart leit, | Die Mutter war es leid, |
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht auf das hörte, was sie ihr zuvor gesagt hatte; |
iz sprach diu stolze meit: | Es sprach das übermütige unreife Mädchen: |
"ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | "Ich habe es ihm versprochen: und so er meine Sicherheit. |
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Wie sollte ich da meine Ehre verlieren? |
jâne wil ich nimmer widerkêren, | Ja, ich will niemals zurückkommen, |
er muoz mich sîne geile sprünge lêren." | er muss mir seine lustigen Sprünge beibringen." |
Diu muoter sprach: "wol hin! | Die Mutter sprach: "Gehe dahin! |
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin. | Verstumme wohl oder übel, das ist dein Erwerb. |
dû hâst niht guoten sin. | Du bist nicht bei gesundem Verstand. |
wil dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin. | willst du mit ihm nach Reuental, dort wird er dich hinbringen. |
alsô kan sîn treiros dich verkoufen. | Also kann sein Tanzlied dich hingeben. |
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | Er wird dich schlagen, stoßen, dir die Haare raufen |
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." | und es müssen doch zwei Wiegen bei dir sein." |