Antikonie (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
Antikonie ist die Schwester des Königs Vergulacht, der Herrscher über die Burg Schampfanzon im Lande Askalon ist. Gawan begegnet ihr im achten Buch in Wolframs von Eschenbach Parzival. Aufgrund der außerordentlichen Schönheit Antikonies, wird Gawan dazu verleitet um sie zu werben. Die problematische Situation Gawans, der beschuldigt wird, den König Kingrisin getötet zu haben, spitzt sich durch seine Annährungsversuche nur weiter zu.
Rolle Antikonies
Die Königsschwester Antikonie wird als wunderschön beschrieben. Allerdings wird sie beinahe so übermäßig vom Autor gelobt, dass wenn man dann daran ihr Verhalten misst, sie schon beinahe wieder negativ auffällt. Obwohl sich Antikonie und Gawan von Anfang an voneinander angezogen fühlen und in ihrem Kuss zur Begrüßung „von Höflichkeit nichts mehr zu spüren war“ (405, 21: „da ergienc ein kus ungastlich“), verweigert Antikonie jedoch die volle Hingebung. Ihre Abwehrversuche scheinen aber nicht sehr überzeugend, also unterlässt Gawan keine weiteren Versuche. Als seine Wünsche schließlich erfüllt werden sollen, stürmt ein silberglänzender Ritter herein und beschuldigt Gawan nicht nur den König getötet zu haben, sondern nun auch noch dessen Tochter zu bedrängen. In der Antikonie-Partie dominiert die Komik. Die beiden werden inflagranti erwischt und müssen sofort fliehen. Doch nicht nur die Flucht nicht nur vor dem Ritter in einen Turm, sondern auch der Kampf im Turm selbst gegen das ganze Dorf, welches mittlerweile angestachelt wurde, nimmt groteske Formen an, da Gawan, der Courtoisie üblich, seine Waffen bei der Dame abgelegt hat. Verteidigen müssen die beiden sich mit einem Türriegel als Schwert und einem Schachbrett als Schild. Antikonie kämpft an Seiten des Helden mit größter Tapferkeit. Trotzdem hat die Tatsache, dass die die „Feinde“ mit Schachfiguren bewirft eine leicht komische Note. Auch die Vergleiche die der Erzähler zuzieht um ihren Kampf zu beschreiben, wirken eher unpassend. Beispielsweise beschreibt er ihre Figur mit „baz geschict an spizze hasen, ich waene den gesaht ir nie“ (409,26-27: Kein Hase an seinem Bratspieß könnte auch eine elegantere Figur machen). Ihre Art zu kämpfen mit „daz diu koufwip ze Tolenstein an der vasnaht nie baz gestriten“ (409, 8-9: dass auch die Marktweiber in Dollnstein nicht besser streiten könnten an Fasnacht). Einerseits wirktt es merkwürdig eine Königsschwester mit Marktweibern zu vergleichen, andererseits ist der Zusatz an Fasnacht in dieser Situation des Kampfes zweier Liebender. Als der König Vergulaht in das Geschehen eingreift, bekommt der Kampf eine politische Note. Die Bewihner des Dorfes kämpfen bisher aufgrund eines Missverständnisses gegen Gawan, während Vergulaht, als er den Kampf weiterführt hat, den Gerichtsfrieden bricht, den Kingrimursel Gawan zugesichert hat und somit einen Rechtsbruch begeht.
Minnemodell
Interessant ist hier die Bildlichkeit der Vogeljagd und der Liebe. Auch hier arbeitet Wolfram erneut mit Komik. Die Jagd des Königs wird als komisch dargestellt, denn er verliert sein Pferd, fällt ins Wasser und verdirbt sich die Kleider. Als Gawan mit Antikonie allein ist und seine Erwartungen sich erfüllen sollen, kommt ihm das Bild eines jagenden Adlers in den Sinn, der "trotzdem den großen Vogel Strauß zur Strecke bringt" (406,30-407,1: daz dicke den grozen struz, vaehet ein vil kranker ar."). Dass die vorherige Episode der Jagd des Königs eine Art Prognose für die "Jagd" Gawans ist, ist anzunehmen. -|- Die Minne zwischen Gawan und Antikonie ist freiwillig und personal. Sie ist frei von politischem Kakül oder Verpflichtungen. Selbst als Antikonie erfährt, dass Gawan beschuldigt wird den König umgebracht zu haben, weicht sie nicht von seiner Seite. -|- Interessant ist auch der Charakter von Antikonie. Sie wirkt sehr selbstbewusst und selbstbestimmt.