Tristan (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Einleitung

Dualität und Zwiespalt – Tristan als gespaltene Persönlichkeit

Tristans Leben ist bestimmt durch unzählige Konflikte und Gegensätze, die sich in seinem eigenen Charakter oder in seine Beziehungen zur Umwelt ergeben und verhindern, dass er in Ruhe und Frieden Leben kann. Bereits in den Umständen seiner Zeugung und Geburt und seiner Jugend sind diese Spannungen angelegt (1.). Er beeindruckt seine Umwelt immer wieder durch sein wundervolles Äußeres, das seine wahre Herkunft verrät und seine eigentliche Bestimmung, als König zu herrschen, zeigt. Der Eindruck, den er bei anderen hinterlässt, wird ergänzt durch seine Fähigkeiten. Einerseits hat er eine ritterliche Ausbildung erhalten und stellt seine kämpferische Überlegenheit in diversen Kämpfen unter Beweis. Andererseits ist er ein herausragender Künstler, kann musizieren, dichten, Fremdsprachen sprechen oder einen Hirsch kunstvoll zerlegen. Die Gegensätze in Tristans Charakter und seinem Leben bewirken, dass er nicht das einfache unkomplizierte Leben eines Ritters und Lehnsherren führen kann, sondern als lantlôser umher zieht.

Das Erbe der Eltern

Carola Gotzmann sagt, dass das Schicksal Tristans durch seine Eltern antizipiert sei. (130). Das erste, was Tristan durch seine Eltern mitgegeben wird, ist die königliche Abstammung. Riwalin ist König von Parmenie und herrscht über dieses Reich, Blanscheflur ist die Schwester König Markes, Herrscher über Cornwall und England. In Tristans Adern fließt also königliches Blut, was sich in seinem Äußeren zeigt und seine Rolle in der Gesellschaft vorherbestimmt. Außerdem erbt Tristan von seinen Eltern Charakerzüge. Sein Vater Riwalin ist ausgezeichneter Mann, der am Hofe Markes eine Ausbildung genoss und als vorbildlicher und erfolgreicher Ritter sein Land regiert. Aber in seinen Eifer mischt sich jugendlicher Übermut und er greift Morgan grundlos und mit viel Gewalt an. Tristan wird seinen Vater in all den guten Eigenschaften sogar noch übertreffen, aber auch er ist übermütig und greift Morgan brutal und hinterhältig an und tötet ihn[5363- 5458].

Tristans Mutter Blanscheflur verwendet bereits das Mittel der List, wie Tristan es später unzählige Male tun wird um Isolde zu begegnen. Sie schleicht sich als Ärztin verkleidet an das Krankenbett Riwalins, wo dann Tristan gezeugt wird [1266-1279]. Auch die Liebe der Eltern ist nur durch Heimlichkeit und Täuschung möglich, wie später die Liebe Tristans und Isoldes. Tristan wird also unehelich und heimlich gezeugt, die erste Spannung zu gesellschaftlichen Normen in seinem Leben.

Blanscheflur geht mit Riwalin nach Parmenie, wo sie heimlich heiraten, sodass Tristan nicht durch eine uneheliche Geburt seinen Herrschaftsanspruch verliert. Allerdings stirbt Riwalin noch vor Tristans Geburt im Kampf und Blanscheflur aus Trauer kurz nach der Geburt. Tod und Leben sind also für Tristan von Anfang an miteinander verknüpft (Gottzmann 129, Wolf 125). Tristan bleibt als unvollkommenes Kind zurück, da er keinen Namen hat. Rual übernimmt die Rolle des Ziehvaters und gibt Tristan einen Namen, der seinen bisherigen Lebensumständen entspricht und auch weiter sein ganzes Leben prägen wird: Tristan. Triste bedeutet triure und tristan ist ja in Trauer gezeugt und in Trauer geboren worden. An dieser Stelle wird bereits angekündigt, dass auch sein weiteres Leben in Trauer verlaufen wird und er auch in Trauer sterben wird [1991-2022].

Da Rual und Floraete Tristan als ihren Sohn ausgeben, wächst er in Unwissenheit über seine eigene Identität auf. Es besteht also ein Zwiespalt zwischen seiner wahren Bestimmung, der eines Königs, und der, die er erlernt und erfährt, die eines Vasallen (Gotzmann 132). Wie sich später am Hofe Markes und auch am Hofe König Jovelins zeigen wird, zieht Tristan die Rolle des Vasallen immer einer eigenen Herrschaft vor.

äußere Erscheinung

Bildung/ Fähigkeiten

ritterliche Bildung

künstlerische Bildung

Tristan der Lantlôse

Literatur

  • Wolf, Alois: Gottfried von Strassburg und die Mythe von Tristan und Isolde. Darmstadt 1989.
  • Jackson, W.T.H.: Der Künstler Tristan in Gottfrieds Dichtung. In: Wolf, Alois: Gottfried von Strassburg. Darmstadt 1973, S.280-304.
  • Gottzmann, Carola L.: Identitätsproblematik in Gottfrieds "Tristan", in : Germanisch-romanische Monatsschrift 39 (1989), S. 129-146.