Das niederfränkische Tristan-Fragment

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Dieser Artikel soll sich mit dem auf 1250 geschätzten Tristanfragment in niederfränkischer Sprache beschäftigen.

Auffindung

Gefunden wurde das Fragment von A. Patera, Custos des Böhmischen Museums, in der Bibliothek des Böhmischen Domkapitels. Bei der Entdeckung war das Pergament verwendet als Falzblätter des Werkes Computus nonus totius fere Astronomie fundamentum pulcherrimum continens (Liptzk 1514).[Titz 1881:248][Lambel 1881:361]

Beschaffenheit

Das Dokument besteht aus zwei ungleiche Hälften eines zweispaltigen Pergamentblattes mit den Maßen 25,5 cm Höhe, 17,5 cm Breite.[Titz 1881:248] Jede Seite umfasst 46 Zeilen (auf vorgezogenen Linien). Die geraden Zeilen sind um einen Buchstaben eingerückt, mit Minuskel beginnend, ungerade Zeilen mit Majuskel (zwischen zwei vorgezogenen senkrechten Linien). [Lambel 1881: 361]

Auf der einen Hälfte (Spalte A, D) fehlen oben 10½-11, auf der anderen (Spalte B, C) unten je 5 Zeilen, da weggeschnitten.

Verortung/Datierung

Der Schrift wegen wird das Dokument auf Mitte bis Ende des 13. Jh. geschätzt.[Titz 1881:248]

Forschungsergebnisse

Der Inhalt der im Fragment erhaltenen Textpassage ist die tödliche Verwundung Tristans auf seinem letzten Abenteuer mit Tristan dem Zwerg, wie es die Thomas‘sche, nicht aber die Eilhart‘sche Version enthält. Gegenüber den anderen, auf Thomas beruhenden Texten bestehen aber Abweichungen in den Beinahmen Tristans oder die nicht ummittelbare Annahme der angebotenen Hilfe Tristans; darüberhinaus die Klage Tristans dem Zwerg über Tristans Tod (B12-29), welche folglich eine vorher stattgefundene Verbreitung von Tristans Tod (ähnlich Ulrichs von Türheim Fortsetzung des Tristans Gottfrieds, mit dem auch das Einlenken zu Tristans letzten Abenteuer gemein ist) bedingt. Das Fragment weist auf eine Quelle mit gewisser Verwandtschaft zum französischen Text, aber auch wesentlichen Abweichungen hin. Demnach vertritt Lambel die Ansicht, es handle sich bei dem niederfränkischen Fragment wahrscheinlicher um eine Fortsetzung Gottfrieds als um eine eigenständige Abfassung des Tristanstoffes.[Lambel 1881:361-364]

Literaturangaben

<HarvardReferences />

  • [*Lambel 1881] Lambel, Hans: Fragment einer Tristandichtung. In: Germania 26 (1881). S. 356-364.
  • [*Titz 1881] Titz, Karel Wilhem: Fragment eines niederdeutschen Tristant. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 25 (1881) S. 248-251.
  • [*Tomasek 2002] Tomasek, Tomas: Das niederfränkische Tristanfragment. In: Der »Tristan« Gottfrieds von Straßburg. Symposion Santiago de Compostela, 5. bis 8. April 2000. Hrsg. von Christoph Huber / Victor Millet. Tübingen 2002. S. 75-86.