Fuchs und Kater (Reinhart Fuchs)
Fuchs und Kater (Reinhart Fuchs)
Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Nebenfigur Kater Diepreht im "Reinhart Fuchs" und beleuchtet darauf aufbauend das Verhältnis des Katers zum Protagonisten Reinhart. Nachdem Reinhart beim ersten Zusammentreffen der beiden, durch eine List Dieprehts, fast mit dem Leben bezahlen muss und sich in letzter Sekunde aus einer Wildfalle befreit, endet "Reinharts schlechter Tag" (vgl. Seite 16 in [1]) und er rächt sich in zwei folgenden Zusammentreffen an Diepreht.
Beziehung Kater und Fuchs allgemein
Charakterisierung Kater Diepreht
Erstes Aufeinandertreffen(V. 313-384)
Beschreibung der vorangegangen Ereignisse
Zum Beginn des Tierepos verlaufen Reinharts Pläne alles andere als erfolgreich. Nachdem ihm an Anfang des Tages der Hahn Scantecler entwischt, er sich von der Meise betrügen lässt und auch seine List beim Rabe Diezelin nicht gelingt, hofft er bei seinem Zusammentreffen mit dem Kater Dieprecht auf mehr Erfolg seiner Listen. Er ahnt jedoch nicht, dass es ihm "bei dieser Begegnung am schlimmsten ergehen wird".(vgl. S.18 in [2])
Übersetzung der Textstelle
Mittelhochdeutsche Version
Die katze Diepreht im wider giene Reinhart si al vmbe viene. er sprach: ,willekvme, neve, tvsent stvnt! daz ich dich han gesehen gesvnt, des bin ich vro vnde gemeit. mir ist von dir snellekeit vil geseit, daz solt dv mich lazen sehen. ist iz war, so wil ich iz iehen. Dipreht sprach do: Diepreht erwiderte: ,neve Reinhart, ich bin vro, daz dir von mir ist wol geseit. min dinest sol dir sin bereit. Reinhan vntreuwen pflac, er wisete in, da ein drvck lac. iz was ein bose neveschaft. ,nv wil ich sehen dine kraft ! iz was ein enges phedelin, er sprach: ,nv lovf, trvt neve min!` Dipreht weste wol die valle. er sprach: ,nv beschirme mich sente Galle vor Reinhartes vbelen dingen.' und betete: vber die vallen begond er springen vnde lief harte sere. an dem widerkere sprach zv im Reinhart: ,nie kein tier sneller wart, denne dv, trvt neve, bist. ich wil dich leren einen list: dv solt so hohe sprvnge ergeben, dv macht verlisen wol din leben, bestet dich ein stritiger hvnt. mir ist svst getan geverte19 wol kvnt.' Dipreht sprach: ,dv endarft noh niht iehen: ,lauf nach mir', ich laz dich sehen edele sprvnge ane lygen.' sie wolden beide ein ander betrigen. Reinhart lief sinem neven nach, donen was dem vorderen niht gach. Dyprecht vber die vallen spranc vnde gestvnt ane widerwanc. an sinen neven stiez er sich, deiswar, daz was niht vnbillich; der vuz im in die vallen qvam. Diprecht do vrlovp nam vnde bevalch in Lucifere. dannen hvb er sich schire. Reinhart bleib in grozer not, er wante, den grimmigen tot vil gewislichen han. do gesach er den weideman, der die drvch dar het geleit. do bedorfte er wo! kvndikeit: daz hovbet er vf di drvch hieng. der gebvr lief balde vnde gieng. die kele was im wiz als ein sne: vumf schillinge oder me want er vil gewis han. die axs er vfheben began vnde slvc, swaz er mochte erziehen. Reinhart mochte niht gevliehen, mit dem hovbte wanckt er hin baz, an der zi t tet er daz. der gebvr slvc, daz die drvhe Reinharte nie liber geschach: er wonte han verlern daz leben, sine kel was vm vunf schillige geben. Reinhart sich niht sovmte, die herberge er rovmte, in dvchte da vil vngemach. der gebvr im iemerliche nach sach. er begende sich seihen scheiden, er mvste mit anderm gvte gelden. RF[3]
Neuhochdeutsche Version
Dort kam ihm der Kater Diepreht entgege;, Reinhart umarmte ihn freundlich. Er sagte:" Vetter, tausendmal willkommen! Dass ich dich gesund sehe, freut mich ungemein. Mir hat man viel von deiner Schnelligkeit erzählt, das solltest du mich sehen lassen. Ist dies wahr, dann will ich es rühmen." Diepreht antwortete darauf: "Vetter Reinhart, ich bin froh, dass man dir von mir Gutes erzählt hat. Ich will dir gerne behilflich sein. Reinhart war aber unehrlich, denn er wies ihn in eine Richtung, in der eine Wildfalle aufgestellt war. Reinhart war eine böse Verwandtschaft! "Nun werde ich deine Kraft sehen!" Vor ihnen war ein enger Pfad und er rief: "Lauf los, mein lieber Vetter!" Diepreht aber wusste von der Falle und betete: "Sankt Gallus, beschütze mich vor Reinharts üblen Winkelzügen" Er sprang über die Falle und lief so schnell er konnte. Am Wendepunkt meinte Reinhart zu ihm: "Noch nie ist ein Tier schneller gelaufen als du, mein lieber Neffe. Ich will dir aber noch eine weitere Kunst beibringen: du musst sehr hoch springen, sonst kommst du noch ums Leben, wenn mal ein bissiger Hund hinter dir her ist. Mir sind solche Begegnungen bekannt." Diepreht antwortete: "Warte mal ab; lauf mir hinterher und ich zeige dir ungelogen die schönsten Sprünge" Beide hatten jetzt vor sich gegenseitig zu betrügen. Reinhart folgte seinem Vetter, wobei es der vordere nicht eilig hatte. Diepreht übersprang dann die Falle und blieb dann wie angewurzelt stehen. Dadurch ließ er seinen Vetter gegen sich prallen, was wahrlich keine unrechte Tat wahr, wodurch Reinharts Fuß in die Falle geriet. Diepreht verabschiedete sich daraufhin und empfahl im Lucifer. Schnell lief er davon. Reinhart blieb in großer Not zurück: er sah den grausamen Tod schon vor seinen Augen. Da erblickte er schon den Jäger, welcher die Falle aufgestellt hatte. Hier brauchte er sicher Geschicklichkeit: er legte seinen Kopf über die Falle. Eilig kam der Jäger herbei; Reinhart´s Kehle schimmerte für ihn weiß wie Schnee: fünf oder sogar mehr Schillinge war er hier sich gewiss schon gewonnen zu haben. Er begann die Axt anzuheben und schlug dann so fest zu, wie es ging. Reinhart konnte eigentlich nicht entkommen, doch er zog den Kopf noch im richtigen Moment weg. Der Bauer hatte so fest zugeschlagen, dass die Falle zerstört wurde. Noch nie war Reinhart etwas Besseres geschehen, er hatte schon sein Leben verloren geglaubt, nachdem seine Kehle auf 5 Schillinge geschätzt worden war. Reinharte wartete keinen weiteren Moment, um sein Quartier zu verlassen, welches ihm sehr unangenehm vorkam. Der Bauer schaute ihm jammernd nach und schimpfte auf sich selber; er musste jetzt mit andere Münze bezahlen.
Beschreibung der nachfolgenden Ereignisse
Nachdem Reinhart mit großem Glück lebend aus der Wildfalle entkommt, wendet er sich an den Wolf Isengrin. Diese Situation stellt gewissermaßen ein Wendepunkt in der Geschichte dar, da Reinhart´s Unglückstag nach 385 Versen ein Ende hat. Im folgenden Abschnitt dieses Artikels soll genauer auf diesen Umstand eingegangen werden.