Tristans Name (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Der Name Tristan leitet sich von dem mittelhochdeutschen Wort "triste" ab, was "Trauer" bedeutet.

Herkunft des Namens

Tristan erhält den Namen von seinem Ziehvater Rual li Foitenant, aufgrund des Schmerzes, den seine Eltern durch ihre Liebe zueinander erleiden mussten. Dabei spielen vor allem die Umstände seiner Geburt eine Rolle, da Blanscheflur ihn in der Trauer um ihren Mann empfangen und geboren hat. Gottfried von Straßburg erachtet den Namen allerdings als überaus passend, denn: "er war genau so wie er hieß, und er hieß, was er war: Tristan" (V.2021 f.) Sein ganzes Leben kann unter dem Aspekt betrachtet werden, dass "Tristan" nicht nur ein Name ist, sondern in gewisser Weise seine Bestimmung. Die Geschichte Tistans ist also nicht nur eine von Liebe und einem schönen Leben, sondern eine der Trauer und wie diese das Leben des Protagonisten bestimmen wird. Denn schon in dem kurzen Zeitraum, in dem Tristan bereits geboren ist, aber noch nicht getauft, zeigt sich das schwere Leben des Kindes. Aus diesem Grund entscheidet sich Rual li Foitenant auch dafür, dem Jungen diesen Namen zu geben, schätzt er doch die Zukunft dessen nicht besser ein, wenn seine Geburt schon unter einem so schlechten Stern steht: "diz maere, der daz ie gelas, der erkennet sich wol, daz der nam dem lebene was gehellesam." (V.2018-2020)

Keltischer Ursprung

Diese volksetymologische Deutung von triste, die in den mittelalterlichen Fassungen der Tristan-Dichtung auftaucht, lässt sich jedoch Sprachwisssenschaftlich nicht rechtfertigen. Vielmehr geht der Name auf keltischen Ursprung zurück. Drost oder Drust ist ein Name, den einige piktische Könige des 7. bis9. Jahrhunderts führten und Drostân oder Trystân sind davon abgeleitete Deminutivformen. Die Herkunft und die Bedeutung des Namens sind allerdings nicht geklärt.[1]

Die Bedeutung des Namens für Tristans Leben

Wenn man den Blick auf das gesamte Werk richtet, lässt sich erkennen, dass sich die mittelalterliche Deutung des Namens insofern bewahrheitet, dass schon seine Geburt von Trauer bestimmt war, die seine Eltern erfahren haben. Weiter wird er schon in früher Jugend mit großen Widrigkeiten konfrontiert, wird er doch aufgrund seines vornehmen Wesens entführt.

Aber vor allem in seiner Liebe zu Isolde kommt zum Vorschein, dass er ein trauriges Leben zu leben hat, kann er doch seine wahre Liebe nie wirklich besitzen. In Form des Namens überträgt sich auf den jungen Tristan das Schicksal seiner Eltern. Das Motiv des Leidens wird in der Liebe zwischen Tristan und Isolde von Gottfried fortgeführt:

"wil ich zeteilen und zelân
mîne minne und mîne meine
an maneger danne an eine.
gewende ich mîne sinne
mê danne an eine minne,
ich wirde lîhte dervan
ein triurelôser Tristan." (V.19458-19464)

Obwohl die beiden durchaus auch glückliche Momente haben und ganz in ihrer Liebe zueinander aufgehen, wird sie immer wieder von der Tatsache überschattet, dass es keine öffentliche Liebe sein kann. Somit sind sie zwar immer wieder glücklich vereint, auf der anderen Seite bedeutet die Trennung, die sie häufig hinnehmen müssen auch Leid für sie:

"diu küniginne diu gie hin
siuftende unde trûrende,
ameirend unde amûrende,
mit tougenlîchem smerzen
ir lîbes unde ir herzen.
der trûraere Tristan
der gienc ouch trûrende dan
und weinende starke. (V.14908-14915)


Tristan ist aber, auch wenn er so heißt, kein dauerhaft Trauernder. Tristan hat durchaus auch fröhliche Charakterzüge, die sich vor allem in seiner Musik ausdrücken. Als er an den Hofe Markes kommt und, nach seinem Namen gefragt, Tristan antwortet, ruft das Hofgesinde erstaunt aus:

"durch got, wie nante er dich dô sô?
du waerest zwâre baz genant
juvente bêle et la riant,
diu schoene jugent, diu lachende." (V.3138-3141).

So bedeutet Tristan nicht, dass er ein dauerhaft Leidender und Trauernder ist, sondern dass in seinem Leben Freud und Leid immer eng verbunden sind, ja, das eine sogar ohne das andere nicht existieren kann.

Tantris als Gegenentwurf?

Tristans Leben ist eng an seinen Namen gebunden und er ist nicht in der Lage sich von ihm zu lösen. Selbst in den Episoden, in denen er sich verstellt und als ein anderer ausgibt, bleibt der Name erhalten. Am Hof König Markes gibt er sich zwar als Kaufmannssohn aus, nennt aber dennoch seinen richtigen Namen Tristan [3136].

Anders bei seiner zweiten Verstellung, als er sich als Spielmann ausgibt, der sich im Handel versucht hat, um nach Cornwall gelangen zu können. Diesmal nennt er nicht seinen richtigen Namen Tristan, gibt sich aber auch keinen frei erfundenen Namen. Stattdessen dreht er die Silben um und macht aus Tristan Tantris [7787]. Carola Gottzmann hat diesem Namen eine gegenläufige Interpretation zu Tristan angemessen. Der Name bestehe aus tant = sehr viel und ris = das Lachen. [2] Dieser ist also genau der Name, den das nicht näher bestimmte Mitglied von Markes Hof vorher als viel passender bezeichnet hatte "diu schoene jugent, diu lachende." [3141]. Paradoxerweise gibt sich Tristan diesen Namen in einer Situation, in der ihm gar nicht zum Lachen zu Mute ist, da er todkrank verletzt ist und so blass und elend anzuschauen, dass er keine Gefahr läuft erkannt zu werden.

Literatur

  1. Krohn, Rüdiger: Gottfried von Straßburg: Tristan. Band 3: Kommentar, Nachwort und Register, Stuttgart 2008, S.31.
  2. Vgl. Gottzmann, Carola L.: Identitätsproblematik in Gottfrieds "Tristan", in  : Germanisch-romanische Monatsschrift 39 (1989), S. 129-146, S.135.
  • Zitierung aller Versangaben nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-4473).