Brünhild (Nibelungenlied)

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Der Name Brunhild ist ein zweigliedriger Name, der sich aus den althochdeutschen Wörtern brunni (alt. Brustpanzer) und hiltja (alt. Kampf) zusammensetzt. Im Nibelungenlied, dem mittelalterlichen Heldenepos aus dem Jahre um 1200, ist Brünhild eine weibliche mythologische Hauptfigur (Sagenfigur). Im Wesentlichen trägt sie zur Handlungsentwicklung bei und ist letztlich auch für den Tod des Haupthelden Siegfrieds mitverantwortlich. Innerhalb der Erzählung ist Brünhild als wunderschöne, vor allem aber als starke und übermächtige Herrscherin Isensteins und Islands bekannt.

“Ez was ein kuneginne gesezzen uber se, ir geliche enheine man wesse ninder me, diu was unmazen schoene. vil michel was ir kraft. si schoz mit snellen degenen umb minne den schaft.” (V324 S. 98)

“Es war eine Königin gesessen überm Meer; Eine, die ihr gliche, finde man wohl schwer: Schön war sie über die Maßen, gewaltig ihre Kraft; Sie warf mit schnellen Degen um die Minne den Schaft.” (V333 S.53)[1]

Da Brünhild eine außerordentliche Stärke zugeschrieben wird, ist es sehr schwer um sie zu minnen. Wer sie zur Frau nehmen will, muss sich in einer Freierprobe gegen sie und ihre bedrohliche Kampfesfähigkeit stellen. Beim Versuch um sie zu minnen, ließen bereits einige mutigen Recken ihr Leben. Als deutlich schwächerer ist König Gunther von Worms daher auf die Hilfe des starken Siegfrieds angewiesen. Er will um ihre Liebe minnen, da er einen Thronfolgen braucht. Bei der Ankunft in ihrer Burg in Isenstein hält Brünhild allerdings den ihr bekannten, starken Siegfried fälschlicherweise für ihren Werber. Dieser gibt sich allerdings als Untergeordneter Gunthers aus. Mit der Standeslüge Siegfrieds wird Brünhild somit um den rechtmäßigen Werber betrogen. Nur mit der Hilfe Siegfrieds, der sich unter dem Schutz der Tarnkappe aussetzt, gelingt es Gunther, Brünhild in der Freierprobe zu erobern. Brünhild wird somit erneut betrogen, da sie davon ausgeht, König Gunther habe sie allein besiegt. [2]

Brünhilds übermenschliche Kraft kommt erneut zum Vorschein. In der Hochzeitsnacht fesselt sie den Schwächeren Gunther und hängt ihn an die Wand. Dieser sucht erneut die Hilfe Siegfrieds. Durch die Deflorierung Siegfrieds, der sich erneut unter der Tarnkappe versteckt, verliert Brünhild ihre Jungfräulichkeit. Die Abnahme von Gürtel und Ring durch Siegfried gelten als endgültigen Bruch von Brünhilds Widerstand. Brünhild wird zum zweiten Mal Opfer einer Täuschung Siegfrieds und verliert nun endgültig ihre übermenschliche Kraft, ihre außergewöhnliche Stellung sowie ihren Besitz von Gürtel und Ring. Durch den Raub ihres Gürtels und des Ringes, die ihre physische Stärke verkörpern, ändert sich ihr einst bedrohliches Verhalten. Fortan tritt Königin Brünhild als eine gewöhnliche, höfische Dame auf. [3]

“Sifrit der stuont dannen ligen lie er die meit sam ob er von im ziehen wolde siniv kleit er zoch ir ab der hende ein gvlden vingerlin daz da nie wart innen div edel kvnigin 628 Dar zuo nam er ir gurtel daz was ein borte guot ich en weiz ob er daz tete durch sinen hohen mvot er gap in sinen wibe daz wart im sider leit do lagen bi an ander der kvnich vnd div schoene meit” (V. 627-628)

“Sigfrid trat zur Seite- liegen ließ er die Maid-, als ob er vin dem Körper ziehen wollte das Kleid. Er nahm ihr ein Riglein von Golde sodan. Wollte Gott im Himmel, er hätte nimmer es getan!

Dann nahm er den Gürtel; der war aus Borten gut. Ich weiß nicht, ob er dieses tat aus Übermut, Er gab ihn seinem Weibe. Das schuf ihm später Leid.” (694-695) [4]

Zwar endet das bedrohliche und starke Auftreten Brünhilds mit dem 10. Abenteuer des Nibelungenlieds, doch bleibt sie im weiteren Handlungsverlauf Siegfried gegenüber misstrauisch. Die Standeslüge Siegfrieds führt letztlich zum Königinnenstreit zwischen Brünhild und Siegfrieds Frau Kriemhild. Im Streit erfährt Brünhild von der Vergewaltigung durch Siegfried, als Beweis präsentiert Kriemhild ihr den gestohlenen Gürtel und den Ring Brünhilds. Dieser Streit ist letztendlich der Auslöser für die Ermordung von Siegfried durch Hagen. Nach dem Tod des Haupthelden Siegfrieds rückt Brünhild in ihrer Rolle als Königin in den Hintergrund der Handlung des Nibelungenlieds. [4]

[1] Genzmer, Felix & Sowinski, Bernhard (2018): Das Nibelungenlied. Ditzingen.Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag. S.53. [2] Vgl. Renz, Tilo. (2006). Brünhilds Kraft. Zur Logik des einen Geschlechts im „Nibelungenlied”. Zeitschrift Für Germanistik. 16. 8-25. 10.3726/92112_8. . S.8. [3] Vgl. Lienert, Elisabeth (2015): Können Helden sich ändern? Starre Muster und flexibles Handeln im “Nibelungenlied” In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 2015, Bd. 144, H.4. Hirzel Verlag. S. 478. http://www.jstor.com/stable/26578022 4] Genzmer, Felix & Sowinski, Bernhard (2018): Das Nibelungenlied. Ditzingen.Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag. S.105. [5] Vgl.Strohschneider, Peter (1997): Einfache Regeln- komplexe Strukturen: ein strukturanalytisches Experiment zum 'Nibelungenlied' In: Festzeitschrift Franz Josef Worstbrock. S. 46-47.