Benutzer:Lotta.eckert
Übersetzung Winterlied 10
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Dô der liebe summer | Als der angenehme Sommer |
| ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, |
| dô muose man der tänze | da musste man mit den Tänzen |
| ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese aufhören. |
| des gewan sît kummer | Das betrübte |
| der herre Gunderam: | den Herrn Gunderam: |
| der muose ouch sîn gestränze | Der musste nun auch seine Landstreicherei |
| dô lazzen under wegen. | unterlassen. |
| der ist bickelmeister disen winder: | Dieser ist diesen Winter der Meister beim Würfelspiel |
| oeder gouch ist in dem lande ninder, | Einen törichteren Dummkopf gibt es nirgendwo im Land. |
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenräumer schaut sich stets nach hinten um. |
| Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
| wunders dâ begât, | für Unerhörtes erlaubt, |
| ê daz mîn vrouwe Schelle | noch bevor meine Dame Glocke |
| volender ir gebot! | ihr Verbot vollendet! |
| erst vil unbescheiden, | Er ist sehr unverschämt, |
| wan swelhe er bestât, | aber an welcher er sich auch immer vergriff, |
| diu wirt von slegen helle | schreit laut auf von den Schlägen, |
| und mîdende den spot; | und meidet nun jeden Spott; |
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Deshalb lassen alle von ihrem Schmunzeln ab, |
| des die jungen niht verheln enkunden! | welches die Jünglinge noch nicht verbergen konnten! |
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Dafür hat ihre Hand eine derartige Gewalt oft erleiden müssen. |
| Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, |
| sô hebent sî sich dar | dann machen sie sich auf |
| mit einer samenunge, | mit einer ganzen Gefolgschaft, |
| den ich wol schaden gan. | denen ich wahrhaftig Schaden gönne. |
| Werenbreht der lîret, | Werenbreht leiert, |
| sô sumbert Sigemâr. | während Siegemar trommelt. |
| daz in dâ misselunge, | Dass ihnen das missglücken würde, |
| daz laege et eben an! | das wäre sehr angemessen. |
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Dass sich doch viel Licht wenden kann: |
| wellents ir getelse niht vermîden, | Wollen sie mit ihrer Zügellosigkeit nicht aufhören, |
| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | können sich zwei sehr an meinem Gerichtsschwert schneiden. |
| Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
| dâs alle giengen bî, | bei welchem sei alle mitmachen würden, |
| dâ wurde ein spil von hende | würde ein Spiel |
| mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden beginnen. |
| lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht würde ein Wurf fallen, |
| daz vor mir laegen drî. | dass vor mir drei lägen. |
| ich hielte ez âne wende, | Ich würde es sicher halten, |
| verbüte ez einer vruo. | übergäbe es einer Dame |
| sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Übermacht und Siegesglück würden mir dazu verhelfen, |
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie zur Hälfte davonlaufen müssten. |
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie und lassen ihre Ausgelassenheit verrinnen! |
| Sîne weidegenge | Seine Jagdzüge, |
| die verewent mich grâ, | die färben mich grau, |
| swenn er verwendeclîchen | immer wenn er hochmütig |
| vür mîne vrouwen gât. | vor meine Dame tritt. |
| trîbet erz die lenge, | Treibt er dies auf Dauer, |
| bestât er danne dâ, | bleibt er dann dabei, |
| man hilft im ûz der kîchen, | verhilft man ihm aus dem schweren Atem, |
| daz er vil riuwic stât. | dass er sehr traurig dasteht. |
| er und etelîcher sîn geselle, | Wenn ich ihn oder einen seiner Getreuen, |
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | tanzend an ihrer Hand erwische, |
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | dann kann er sich sicher sein, dass ich ihm ein riesengroßes Loch schlage. |
| Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft weder sein Wams |
| noch sîn hiubelhuot; | noch sein Helm; |
| ez wirt im in getrenket: | Es wird ihn getränkt: |
| er zuhte ir einen bal. | Er entriss ihr einen Ball. |
| erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie. |
| sîn tumbelîcher muot | Sein törichter Verstand |
| der wirt im dâ bekrenket. | Wird ihm dann noch verletzt. |
| wil er vür Riuwental | Will er für Riuwental |
| hin und her sô vil gewentschelieren, | So viel umherstreichen will, |
| er wirt wol zeteiset under vieren. | wird er unter vieren sicher zerrupft. |
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn auch für ihn dabei etwas abfällt? |
| Die wîl ich die klingen | Deshalb will ich |
| um mîne sîten trage, | |
| sô darf mir durch mîn sumber | so darf mir niemand durch eine Trommel |
| niemen stechen nieht. | stechen |
| er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit entspringen: |
| begrîfe ichn mit dem slage, | erreichte ich ihn mit dem Schlag, |
| ich slahe in, daz er tumber | ich würde ihn schlagen, sodass der Törichte |
| schouwet nimmer lieht. | nie wieder das Licht erblicken würde. |
| ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich würde seinem Körper in die Asche helfen |
| und slah im mit willen eine vlaschen, | und ihn mit Freude mit einer Flasche schlagen, |
| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde naschen könnten. |
| Her Nîthart hât gesungen, | Bisher hat Neidhart gesungen, |
| daz ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen möge |
| durch mînes neven willen, | aufgrund des Willens meines Neffen |
| des neven er beschallt. | dessen Neffen er beschallt. |
| lieze ers unbetwungen! | Ließe er uns unbesiegt! |
| es ist im gar ze vil. | Es ist ihm ganz und gar zu viel. |
| enpflæge er sîner grillen | Würde er seinen Grillen entfliehen, |
| und het ouch der gewalt! | und hätte auch dieser Macht! |
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Vorwurf, welcher mir meine Freude raubt. |
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wäre das Gerichtsschwert für mich geschärft, |
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | ich würde ihn auftrennen, sodass man gut einen Sessel in ihn setzen könnte. |
Übersetzung Sommerlied 4
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Heid, anger, walt in fröuden stât; | In Freuden stehen Wiesen, Feld und Wald; |
| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât. | Die Herrschaft hüllt sich in ihre beste Kleidung. |
| die in der meie hât gesant. | die ihnen der Mai geschickt hat. |
| sî wir alle | Wir sind alle |
| frô mit schalle! | und jubeln! |
| sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist in dieses Land gekommen. |
| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Los aus der Stube, ihr übermütigen Kinder, |
| lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | last euch auf der Straße sehen! Vergangen ist der beißende Wind |
| unde ouch der vil kalte snê. | und auch der eiskalte Schnee. |
| hebt iuch balde | Macht euch sofort |
| zu dem walde! | zum Wald auf! |
| vogelîn singent, den was wê. | Die Vögelchen singen, ihnen ging es schlecht. |
| Diu sint ergetzet leides gar. | Diese sind von Leid erfüllt. |
| ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr müsst mir glauben! Seht selbst, |
| waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer hervorgerufen hat! |
| er wil rîchen | Er wird sicher |
| sicherlîchen | so manchen Baum |
| manegen boum mit loubes wât. | mit einem Blättergewandt schmücken. |
| Die nû vor grôzer huote megen, | Die, die unter großer Beobachtung stehen möchten, |
| die suln balde ir bestez vîrtacgewant an legen, | die sollen sofort ihr bestes Feiertagsgewandt anziehen, |
| lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin betrachten lassen! |
| wir suln schouwen | Wir sollten |
| vor der ouwen | auf der Wiese zusehen, |
| maneger hande bluomen brehen. | wie viele Hände Blumen pflücken. |
| Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn Reuental mir gehört, |
| ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer frei von Sorgen, |
| sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorrüber ist. |
| ich wil lêren | Ich will den jungen Leuten beibringen |
| die jungen êren | die Freude zu preisen: |
| freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach steht mir der Sinn. |
Sommerlied 18
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
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"Uns wil ein sumer komen", || „Der Sommer wird zu uns kommen“, | |
| sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen | sagte ein Mädchen: „Ja, ich habe den von Riuwental vernommen |
| jâ wil ich in loben. | Ich will ihn ehren. |
| mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz springt ihm vor Freude entgegen, so als wolle es herumtollen, |
| ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich hörte in da von den Kindern singen |
| jâne will ich nimmer des erwinden, | Damit will ich niemals aufhören, |
| ich springe an sîner hende zuo der linden." | ich springe an seiner Hand zu den Linden |
| Diu muoter rief ir nâch; | Die Mutter rief ihr nach; |
| sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | Sie sagte: „Tochter, höre auf meinen Rat und eile nicht! |
| weistû, wie geschach | Weißt du denn nicht, |
| dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | was deiner Gespielin Jiuten wiederfahren ist? |
| der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, | Dieser wuchs ihr Bauch durch seine Tanzmusik, |
| und gewan ein kint, daz hiez si lempel: | und bekam ein Kind, dass sie Lempel nannte: |
| alsô lêrte er sî den gimpelgempel." | so lehrte er sie den Gimpelgempel.“ |
| "Muoter, lât iz sîn! | „Mutter lass das sein! |
| er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er hat mir einen Rosenkranz geschenkt,der so wunderschön glänzt, |
| ûf daz houbet mîn, | und ihn mir aufgesetzt, |
| und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: | und zwei rote Hosen brachte er mir über den Rhein: |
| die trag ich noch hiwer an mînem beine. | Diese trage ich immer noch an meinen Beinen. |
| des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. | Um was er mich bat, das weiß nur ich alleine. |
| jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." | Daher werde ich euren Rat sicher nicht befolgen |
| Der muoter der wart leit, | Der Mutter wurde es leid, |
| daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht hörte, was sie ihr zuvor gesagt hatte; |
| iz sprach diu stolze meit: | es sprach das stolze Mädchen: |
| "ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | „Ich habe es ihm versprochen: deshalb hat er mein Ehrenwort. |
| waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Warum sollte ich damit mein Ansehen verlieren? |
| jâne wil ich nimmer widerkêren, | Ja, ich will niemals zurück kommen, |
| er muoz mich sîne geile sprünge lêren." | er soll mir seine fröhlichen Tänze lehren.“ |
| Diu muoter sprach: "wol hin! | Die Mutter sagte: „Na dann geh! |
| verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin. | Ob es dir gut oder schlecht ergeht, liegt nun in deiner Hand! |
| dû hâst niht guoten sin. | Du bist nicht bei Verstand. |
| wil dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin. | Willst du mit ihm ins Reuental, da wird er dich hinbringen: |
| alsô kan sîn treiros dich verkoufen. | So wird sein Lied dich verkaufen. |
| er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | Er wird beginnen dich zu schlagen, zu stoßen und zu prügeln |
| und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." | Und doch müssen zwei Wiegen bei dir laufen.“ |