Benutzer:Francesco.Iorianni
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Übersetzungen "Neidhart und seine Follower" (WS 20/21)
Übersetzung 1: "Neidhart" Winterlied 10, Str. I - VI
Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Do der liebe summer Als der liebe Sommer, ureloup genam, zu Ende ging, do mouse man der tänze da musste man die Tänze ufm anger gar verphlegen. im Freien einstellen. des gewan sit kummer Deshalb erlitt der Herr Gunderam der herre Gunderam: seither viel Kummer: der muose ouch sin gestränze Er musste seine Landstreicherei do lazen under wegen. deshalb ebenfalls unterlassen. der ist bickelmeister disen winder: Diesen Winter ist er Meister beim Würfelspiel: oeder gouch ist in dem lande ninder; Nirgendwo sonst im Land findet man einen solch törichten Schmarotzer; sin rumegazze kaphet zallen ziten wol hin hinder. der sein Schwert Rumegazze jederzeit sorgfältig hinter sich trägt.
Waz er an den meiden Was er an den Frauen wunders da begat, an Unerhörtes vollbrachte, e daz min vrouwe Schelle ehe meine Geliebte Schelle volende ir gebot! ihr Verbot ausführte! erst vil unbescheiden, Beim ersten Mal war er sehr rücksichtslos wan swelhe er bestat, als er betrunken jemanden bekämpfte, diu wirt von slegen helle den Ehemann glänzend Schläge verpasste und midende den spot; und den Spott vermied; da von lazen alle ir smutzemunden, davon mussten alle schmunzeln, des die jungen niht verheln enkunden! dass die Jungen es nicht verheimlichen konnten! des hat ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. Das hat ihr viel Kummer bereitet.
Immer, so man viret, Immer, wenn man so feiert, so hebent si sich dar so versammeln sie sich dort mit einer samenunge, zu einer Zusammenkunft, den ich wol schaden gan. bei der ich wohl Schaden anrichten würde. Werenbreht der liret, Wenn Werenbreht musizierte, so sumbert Sigemar. so summte Sigemar mit. daz in da misselunge, dass er ihn dabei schlecht machte, daz laege et eben an! er legte es eben darauf an! daz sich doch vil lihte mac verriden: Dass sich doch viel Leichtigkeit mag abwenden lassen: wellents ir getelse niht vermiden, Wollt ihr eure Zügellosigkeit nicht unterlassen, sich mugen zwene an miner weibelruoten wol versniden. so mögt ihr euch zwei an der Klinge meines Schwertes gewiss verletzen.
Koeme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz, das alle giengen bi, bei dem alle beisammen wären, da wurde ein spil von hende da würde ein Spiel von Händen mit beiden ekken zuo. in allen Ecken wimmern. lihte geviele ein schanze, Gleich würde ein Glückswurf fallen, daz vor mir laegen dri. dass drei vor mir liegen würden. ich hielte ez ane wende, Ich hielt es für eine unrechte Wendung, verbüte ez einer vruo. wenn eine Frau es vertauscht hätte. sige und saelde hulfen mir gewinnen, Übermacht und Segen halfen mir zu gewinnen, daz si halbe müesen dan entrinnen. dass sie die Hälfte des Gewinns wieder entlaufen ließen. nu ziehen uf und lazen in ir gogelheit zerinnen! Nun verspielen wir unseren Einsatz und lassen das ausgelassene Wesen dahinschwinden!
Sine weidegenge Seine Jagdzüge die verewent mich gra, die machen mich grau, swenn er verwendeclichen wenn er seinen Kopf eitel vür mine vrouwen gat. zu meiner Frau hinwendet. tribet erz die lenge, Treibt er es zu lange, bestat er danne da, würde ich ihn dann dort herausfordern. man hilft im uz der kichen, Man hilft ihm aus der Atemnot, daz er vil riuwic stat. weil er seinen Kummer gestand. er und etelicher sin geselle, Er und etliche seiner Gesellen, wden ich tanzent an ir hant ersnelle, die ich tanzend an ihre Hände sehe, des si gewis, ich slahe in, daz sin offen stat ein elle! waren gewiss, dass ich sie schlagen würde, dass sie nicht unversehrt davonkommen würden.
Im hilft niht sin treie Ihm hilft weder seine Jacke noch sin hiubelhuot; noch sein Helm; ez wirt im in getrenket: Es wird Rache an ihm genommen, er zuhte ir einen bal. da er einen Ball geklaut hat. erst ein toerscher leie; Er ist ein törichter Laie; sin tumbelicher muot ebenso sein Verhalten der wirt im da bekrenket. der ihm dann noch kleiner macht. wil er vür Riuwental Will er vor Reuental hin und her so vil gewentschelieren, so viel umherstreichen er wirt wol zezeiset under vieren. wird er wohl von vielen zerzaust werden wollen. der Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Der Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn ihn alle wie Abfall behandeln wollen?
Die wil ich die klingen Da will ich die Klinge um mine siten trage, an meiner Seite tragen, so darf mir durch min sumber so kann mich niemand durch meine Kleidung niemen stechen nieht. erstechen. er muoz vil wite springen: Er muss weit weg springen: begrife ichn mit dem slage, denn wenn ich ihn zu fassen bekomme, ich slahe in, daz er tumber schlage ich ihn so sehr, dass er stumm wird schouwet nimmer lieht. und das Tageslicht nicht mehr erblicken kann. ich hilf im des libes in den aschen Ich helfe ihm seinen Körper in die Aschen zu tragen und slah im mit willen einen vlaschen, und schlage ihn entschlossen mit einer Flasche, daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. dass ihm die Hunde den Kopf aus der Erde ausbuddeln müssen.
Her Nithart hat gesungen, Herr Neidhart hat gesungen, daz ich in hazzen wil dass ich ihn hassen will durch mines neven willen, durch meines Neffen Willens, des neven er beschalt. der Neffe, den er von sich fortgestoßen hat. lieze ers unbetwungen! das ließ ihn unbekümmert! es ist im gar ze vil. Es ist ihm gar zu viel. enpflaege er siner grillen behandelte er ihn mit Wildheit und het ouch der gewalt! und auch mit Gewalt! ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist eine Beleidigung, das mir dadurch alle Freude genommen wird. wirt diu weibelruote mir gewetzet, Er wird noch meine Klinge zu spüren bekommen, ich trenne in uf, daz man wol einen sezzel in in setzet. so schneide ich ihn auf, dass man einen Sessel in ihn legen kann.
Übersetzung 2: "Neidhart" Sommerlied 4, Str. I - V
Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Heid, anger , walt in fröuden stât; Heide, Anger, Wald in freudigem Zustand; diu hânt sich bereitet mir ir besten wât, diese haben sich mit ihren besten Gewändern gekleidet, die in der meie hât gesant. welcher der Mai ihnen geschenkt hat. sî wir alle So sind wir alle frô mit schalle! froh und schallend! sumer ist komen in diu lant. Der Sommer ist endlich ins Land eingetroffen.
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, Kommt aus den Stuben, ihr stolzen Kinder, lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint lasst euch auf den Straßen sehen! Weg ist der schneidende Wind unde ouch vil kalte snê. und auch der sehr kalte Schnee. hebt iuch balde Brecht bald zuo dem walde! zu dem Wald auf! vogelîn singent, den was wê. Die Vögel singen ansonsten etwas schmerzvolles.
Diu sint ergetzet leides gar. Die sind bereit das Leiden zu vergessen. ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, Das sollt ihr mir glauben! Nehmt es selber wahr, waz der sumer erzeiget hât! was der Sommer geschaffen hat! er wil rîchen Er will bereichern sîcherlichen sicherlich manege boum mit loubes wât. etliche Bäume mit Laub schmücken.
Diu nû vor grôzer huote megen, Die nie von großer Behütung geschützten, die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anlegen, lâzen sich dar inne ersehen! und sich darin betrachten lassen! wir suln schouwen Wir sollen vor den ouwen auf den Wiesen erblicken, maneger hande bluomen brehen. wie unzählige Hände Blumen brechen.
Swie Riuwental mîn eigen sî, Obwohl das Reuental mein Eigenes ist, ich bin disen summer aller sorgen frî, bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, sît der winter ist dâ hin. seitdem der Winter weg ist. ich wil lêren Ich will lehrreich die jungen êren den jungen die Freude freude: dar nâch stêt mîn sin. beibringen: Danach sehne ich mich.
Übersetzung 3: "Neidhart" Sommerlied 18, Str. I - V
Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch "Uns wil ein sumer komen", "Bald wird der Sommer kommen", sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen. sprach ein Mädchen: "das habe ich von Herrn Reuental vernommen. jâ wil ich in loben. So will ich ihn loben. mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. Wegen ihm springt mein Herz vor Glück, als ob es toben würde. ich hœr in dort singen vor den kinden. Ich höre ihn dort vor den Kindern singen. jâne wil ich nimmer des erwinden, Lange will ich damit nicht mehr warten, ich springe an sîner hedne zuo den linden." ich springe an seiner Hand unter den Linden."
Diu muoter rief ir nâch; Die Mutter rief ihr nach; sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! und sprach: "Tochter, folge meinen Rat,handle nicht voreilig! weistû, wie geschach Du weißt doch, was passiert ist dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? letztes Jahr mit der Jiuten und ihrer Mutter geschah? der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, Ihr wuchs der Bauch aufgrund seiner Tänze, und gewan ein kint, daz hiez si lempel: und bekam ein Kind, dass sie Lempel taufte: alsô lêrte er sî den gimpelgempel." So lehrte er ihr den Gimpelgempel."
"Muoter, lât iz sîn! "Mutter, lass es sein! er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, Er hat mir einen Rosenkranz geschickt, dass einen leuchtenden Schein hat, ûf daz houbet mîn, auf meinen Kopf, und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: und zwei rote Beinschienen brachte er mir über den Rhein her: die trag ich noch hiwer an mînem beine. die trage ich noch heute an meinen Beinen. des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. Um was er mich bat, dass weiß nur ich allein. jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." Deshalb will ich euren Rat überhaupt nicht folgen.
Der muoter der wart leit, Der Mutter war es leid, daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; dass die Tochter ihr nicht Gehör gab, was sie vorhin gesagt hatte; iz sprach diu stolze meit: So sprach das stolze Mädchen: "ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. "Ich habe es ihm versprochen: er hat mein Vertrauen. waz verliuse ich dâ mit mîner êren? Warum sollte ich damit meine Ehre verlieren? jâne wil ich nimmer widerkêren, Hier will ich nicht mehr wiederkehren, er muoz mich sîne geile sprünge lêren." er muss mir seine wilden Sprünge beibringen."
Diu muoter sprach: "wol hin! Die Mutter sprach: "So geh! verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: dir wird es wohl oder übel ergehen, schau, das ist dein Problem: du hâst niht guoten sin. Du hast eh nichts gutes im Sinne. wil dû mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin: Willst du mit ihm ins Reuental, dort bringt er dich sicherlich auch hin: alsô kan sîn treiros dich verkoufen. So kann seine Melodie dich verkaufen. er beginnt dich slahen, stôzen, roufen er beginnt dich zu schlagen, stoßen und zu prügeln und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." und müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen."
Übersetzung 4: "Neidhart" Winterlied 24, Str. I - Xb
Mittelhochdeutsch | Neuhochdeutsch |
---|---|
Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen; | Sommer, von deinem lieblichen Wetter müssen wir uns jetzt verabschieden: |
dirre kalte winder trûren unde senen gît. | diese kalten Wintertage bringen uns Trauer und Habgier. |
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. | Ich werde von der Geliebten nicht getröstet. |
wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, | Wie soll ich also diese lange und schwere Zeit hinter mich bringen, |
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? | welche die Wiese und manche schöne Blumen erblühen lässt? |
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | So sind die Vogel im Wald dazu gezwungen, ihr Singen einzustellen. |
Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | So hat mir meine Geliebte das Herz gebrochen, |
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | dass ich ohne Freude die Tage vergehen lasse. |
ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; | Es hat nichts gebracht, dass ich sie so lange besungen habe; |
mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. | Mir ist das jetzt egal, sodass ich künftig schweigen werde. |
Ich geloube niht, das sî den mannen immer werde holt: | Ich glaube nicht, dass sie an anderen Männern gefallen finden wird: |
wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | Wir würden mit unserem Singen und Zuflüstern nur Zeit verlieren, ich und jener Hildebolt. |
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Er ist nun der dümmste unter den lustvollen Burschen, |
er und einer, nennet man den jungen Willegêr: | er und noch einer, den man den jungen Willegar nennt: |
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | Den konnte ich diesen Sommer nicht von ihr verdrängen, |
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | als der abendliche Tanz auf der Straße stattfand. |
mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, | Viele bösen Blicke warfen sie mir mit den Augen zu, |
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | dass ich gegen meine Absicht mich von den zwei, distanzieren musste. |
Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Ach, so viele haben mich von diesem lieben Ort verdrängt |
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | sowohl von der Schönen als auch schön früher aus anderen Gründen! |
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Sie ärgerten mich mit ihren wiederwertigen Sprünge beim Tanz. |
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Ihr Toben machte mir schon früh graues Haar. |
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | Jedoch schenkte mir die Schöne ein Lächeln über den Schildrand hinweg. |
gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Bestimmt wollt ihr wissen, wie die Dorfleute gekleidet sind: Ihre Kleidung ist sehr üppig. |
Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, | Sie tragen enge Obergewänder und schmale Mäntelchen, |
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. |
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, | Engelmar hat mir nie Böses an Vriderune angetan, |
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie es jetzt die zwei tun. Ich beneide ihre Seidentasche, |
die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. | die sie tragen: Darin befindet sich eine Wurzel, die den Namen Ingwer trägt. |
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. | Davon gab Hildebolt der Schönen eine beim Tanz, die der Willeger ihr jedoch wieder wegriss. |
Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. | Ich wüsste sehr gerne, wie die Dörfer sich untereinander anziehen. |
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert | Sie trugen Eisenhauben, dazu lange Schwerter. |
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | Ihr spöttisches Wesen und ihre Schmach brachten sie zu viel Schande: |
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. | sodass sie durch den Brustharnisch kaum geschützt wurden. |
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. | Sie stritten einen ganzen Sommer lang miteinander. |
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | Das hat der Herr Neidhart gesehen, als er in dem Weinfass lag. |
Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, | Soll ich nun berichten, was sie miteinander trieben, |
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | so weiß ich das nicht: Ich machte mich sehr schnell davon. |
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; | Viele begannen seine Freunde zu rufen; |
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ | einer schrie laut: „Hilfe, Gevatter Weregant!“ |
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Er wahr vermutlich in großer Not, da er so nach Hilfe rief. |
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ | Hildebolds Schwester hörte ich folgendes laut schreien: „Oh weh, mein armer Bruder, oh weh!“ |
Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: | Da kam ein Verwandter sehr eilig zu dem Streit gelaufen; |
den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | den fragte ich über das Geschehnis. „Willeher kämpft mir seinen Ellenbogen. |
Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte | Hildebolts kurzer Mantel wurde vollkommen zerrissen |
und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." | und dazu sein enges Obergewand außerdem in die Breite gezogen.“ |
daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. | Das alles geschah wegen einer Wurzel, die man der Lieben aus der Hand nehmen wollte. |
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. | So kam es zu manchen Schlägen, die man bei dem Tanze geben sah. |
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? | Woran soll man mein Geklimper in Zukunft erkennen? |
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Früher erkannte man es an den Namen Reuental. |
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: | So soll man mich noch zu vollem Recht nennen: |
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | Allerdings ist mein Eigenbesitz und Lehen nun sehr gering. |
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Kinder, lasst denjenigen singen, der am stärksten ist! |
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! | Ich bin ohne Schulden davongekommen: Meine Freunde, befreit mich also bitte von diesem Namen! |
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: | Ich habe die Ehre meines Herren dadurch verloren: |
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. | Jetzt ist mein Herz voller Jammer und Trauer. |
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, | Erhabener Gott, vergebe mir und richte mich nach deinem Wunsche, |
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! | lass mich Freunde finden, sodass ich mich an deiner Huld erinnern soll! |
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, | Ich werde alles, was ich je gewann, in Bayern aufgeben, |
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. | und nach Österreich gehen und ein neuer Mann werden. |
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Der böse Wille meiner Freunde ist bei mir nicht so gut ausgegangen: |
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | Wollte es Gott, so könnte seine Macht etwas davon abwenden. |
in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen | In dem Land Österreich wurde ich sehr gut empfangen |
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | von dem edlen Fürsten, der mich nun behütete. |
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Hier in Medelicke bin ich immer allen sehr dankbar. |
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Ich bin es Leid, dass ich von Eppen und Gumpen im Reuental so viel gesungen habe. |
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, | Herr Neidhart hat uns hier verlassen, so wie die Krähen, |
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. | die davon fliegen und auf die nächste Saat warten. |
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Ein Mann soll mit fremden Frauen nicht zu viel necken, |
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. | denn er wäre ansonsten über seine Wunden selbst daran Schuld. |
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), | Er genoss seine tägliche Speise (,davon gab es zuhause genug), |
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. | die ihm Hildebolten zubereitet hatte! Es war eine Eichel, die er bei sich im Beutel trug. |
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Runde Sporen trägt Friedpreht mir zum Ärger, |
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. | einen neuen Schwertgurt und zwei Gewände trägt er auch. |
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Wenn er den Schwertreif wieder auf die Scheide zieht, |
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! | so sollt ihr wissen, Freunde, dass es mich immer so betrübt! |
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Zwei neue Handschuhe zog er auch an, die er sich bis zum Ellenbogen hochzog. |
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Wollt ihr wissen, wie derselbige Gamsbock die Geliebte mitten im Tanz verließ? |
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Er konnte gewiss davonlaufen, als er gerade angebunden werden sollte. |
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. | Eine Schweineblase, wie man den wilden Hunden vorwirft. |
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, | Oft unterbrach er sein Gehen, als sie ihn fast bemerkten, |
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Hatze und Pletze und jene Freundin Hademuot. |
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Engeltrut fragte, wie es ihren Bruder Fridebreht gehen würde! |
"ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." | „Ach ach, er hat sich vor Angst verdreht“, das hat sie mir so erzählt, „der dumme Knabe.“ |
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? | Sah jemand den mit der bunten Decke? |
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: | Die trägt er mit den Händen und klopft mit seinem neuen Schwert darauf: |
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | Damit will er uns nachts aus der Gasse vertreiben. |
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, | Derselbe hält sich noch für mehr als drei Bohnen wert, |
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, | wenn er weder grüßt und zusätzlich noch drängelt, der echt schlimme Mann, |
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. | und ihm seine mit Schnallen dekorierte Decke erklingt, als ob er einen Brustharnisch tragen würde. |
Übersetzung 5: "Neidhart" Winterlied 13, Str. I - VII
Mittelhochdeutsch | Neuhochdeutsch |
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Wi überwinde ich beide | Wie überwinde ich sowohl |
mîn liep und die sûmerzît? | die Geliebte als auch die Sommerzeit? |
ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. | Ich kann die Schöne nicht sogleich vergessen. |
von sô grôzem leide, | Von so großem Leid getroffen, |
mir riuwe âne vröude gît, | spendet mir dieser Verlust keine einzige Freude, |
trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, | trauere ich mit voller Beschuldigungen während diesen trüben Tagen, |
di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. | die uns der Winter verkündet hat, der uns viel Freude geraubt hat. |
sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: | Die kleinen Vögel haben die Lust am Singen verloren: |
alsô möhte ich wol mit mînem sange stille dagen. | deswegen möchte ich ebenfalls mit meinem Gesang verstummen. |
Sol mich niht vervâhen | Soll ich mich nicht fassen, |
mîn trôst und mîn wân, | mit meinem Vertrauen und meiner Hoffnung, |
sô enweiz ich, was genâden ich mich trœsten mac. | so weiß ich nicht, was mich noch trösten mag. |
wol mac ir versmâhen | Ihr mögt meinen Dienst |
mîn dienest, den ich ir hân | verschmähen, den ich ihr lange |
lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. | geleitete habe und ich mit Treue leistete.. |
alsô phlæge ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, | So pflege ich es immer noch so und möchte das auch genießen, |
sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. | sodass die Bauern mir meine Taten nicht absprechen. |
des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. | Das macht Uoze mit seiner rauer Pelzmütze. |
Engelwân und Uoze | Engelwan und Uoze, |
die zwênè sint mír geház | sind mir beide verhasst |
(schaden unde nídes muoz ich mich von in versehen) | (Ich muss mich vor Schaden und Neid in Acht nehmen) |
und der geile Ruoze: | und der übermutige Ruoze: |
wie tíuwèr er sích vermáz, | wie ritterlich er sich ausgab, |
der bestüende mich durch sí! die drîe widerwehen | und dachte mich zu bekämpfen! Die drei Widersacher |
râtent unde brüevent, daz ich ane lôn belîbe. | berieten und brüllten untereinander, um mich meines Lohns zu berauben. |
niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! | Folge nicht ihren Worten, Frau, liebste aller Frauen! |
lone mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! | Belohne mich für all die Jahre; lass an mir kein Leid geschehen! |
Vrouwe, dîne güete | Frau, deine Güte |
di erkénne ìch sô mánicvált, | die erkenne ich auf vielfältiger Weise, |
daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. | dass ich deine Liebe als Lohn fest und sicher glaube. |
daz mich ie gemüete, | Da mich meine Empfindungen, |
die spränzlér und ír gewált, | die Gecks (Modenarren) und ihre Gewalt fürchten ließen |
daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân | sodass es mit dem Blumenpflücken vorbei war. Nun will mir Engelwan |
dîne hulde verren: daz im müeze mísselingen, | deine Freundlichkeit fern halten: Dass darf ihm nicht gelingen, |
sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingen! | sodass hundert Schwerter auf seinem Kopf klirren mögen! |
snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. | Schneidet ihm zurecht, um sein Schädel zu zertrümmern. |
Seht an Engelwânen, | Seht Engelwan an, |
wie hôhe ér sîn hóubet tréit! | wie hoch er sein Haupt trägt! |
swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, | Wenn er mit gezogenem Schwert zum Tanze geht, |
sô ist er niht âne | dann ist er immerfort |
der vlaemìschen höveschéit, | der flämische Hübsche, |
dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. | weil sein Vater Batze wenig damit zu tun hat. |
nu ist sîn sun ein oeder gouch mit sîner rûhen hûben: | Nun ist sein Sohn ein törichter Narr mit seiner rauen Haube: |
ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten tûben, | Ich vergleiche sein Schnauben mit dem einer hungrigen Taube, |
diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. | die mit dem ganzen Kopf in einem Kornkasten steckt. |
Swer in siner tougen | Wer in seiner Heimlichkeit |
ie liep ode leit gewan, | entweder Liebe oder Leid erfuhr, |
dem sint mine sorgen und min kumber wol bekant. | dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt. |
sit ich minen ougen | Seit ich meinen Augen |
den stic niht verbieten kan, | die Sicht nicht verbieten kann, |
si enblicken hin, da Rouze tanzet an ir hant, | so erblicken sie, wie Rouze an ihrer Hand tanzt, |
so verlaze ich kume, deich mich selben niht enroufe: | da verlasse ich ich voller Kummer, da ich mich selbst nicht raufen kann: |
solhen wehsel nement, die da minnent, an ir koufe. | Solche Wechsel nehmen diejenigen, die werben, in Kauf. |
Minne, la mich vri! mich twingent sere diniu bant. | Geliebte, lass mich frei! Mich drückt dein Band zu sehr. |
Minne, dine snüere | |
die twingent daz herze min, | |
daz ich han ze strite wider dich deheine wer. | |
swie verholne ich rüere | |
den zimbel der zelle din, | |
so bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. | |
vrouwe Minne, din gewalt ist wider mich ze strenge; | |
küneginne, diner ungenade niht verhenge, | |
daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. |