Der religiöse Leitgedanke (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Ein immer wiederkehrendes Thema in Wolframs von Eschenbach Parzival ist der Glaube. Vor allem wird der Glaube in Bezug zur Titelfigur, Parzival, oft thematisiert, besonders in der Episode mit Trevrizent, als Parzival seine erste wirkliche religiöse Unterweisung erhält. Allerdings ist es trotz der Glaubensthematik sehr schwierig einen religiösen Leitgedanken, eine Anweisung zum rechten Leben, im Parzival zu finden und falls es ihn gibt, dann regt sich nun mehr die Frage, inwieweit die Figuren diese Maßstäbe befolgen.

Cundrîe

Nach Parzivals Versagen auf der Gralsburg gelangt er im Wald wieder an den Artushof und darf dort an der provisorischen Tafelrunde speisen, als plötzlich die Gralsbotin Cundrîe erscheint und ihn schwerer Charakterschwächen bezichtigt. Hier klingt zum ersten Mal so etwas wie ein Leitgedanke an, als Cundrîe ihm Undankbarkeit und einen gewissen Egoismus vorwirft. (316,1-10) [1] Man kann erkennen, dass Cundrîe eine grundlegende Charaktereigenschaft bei Parzival anklagt, welche ihn der Hölle nahe bringt. Dies könnte ein Fingerzeig darauf sein, wie es sich als christlicher Mensch geziemt zu verhalten und dementsprechend zu handeln.

Trevrizent

Die erste Begegnung

Parzival gelangt zu Trevrizent während seiner Suche nach der Gralsburg und einer zweiten Chance. Hier erklärt er dem asketischen Einsiedler, dass er sich von Gott losgesagt hat und einen Groll gegen ihn hegt, da er sich von ihm im Stich gelassen fühlt. (461,9-10) Trevrizent meint, ebenso wie Cundrîe, bei Parzival schwere charakterliche Schwächen festzustellen und zeichnet ihm darüber hinaus ein vernünftiges Gottesbild, welches sich von Parzivals übersteigert kindischer Vorstellung unterscheidet. Die Essenz seiner Rede an Parzival gilt der diemüete (Demut), welche er Parzival sehr ans Herz legt, denn der selbstgefällige Titelheld glaubt mit seiner Kampfesgier und seiner Ritterdasein höchsten Respekt verdient zu haben. So merkt Trevrizent eben diese Schwäche Parzivals, die hôchvart (Hochmut) an, da sie Gott missfällt und ihn ungünstig stimmt. Der Einsiedler sagt Parzival gegenüber deutlich, dass Reue und Demut der Weg zu Gott sind und, dass diese Tugenden von ihm immer positiv aufgenommen werden. (466,11-14) Dagegen muss Stolz immer abstürzen und markiert den Weg, welcher sich von Gott entfernt. (472,17)

Quellennachweis

  1. Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Forschungsliteratur