Erbfolgen im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival)
Wolframs Parzival beginnt im ersten Buch direkt mit dem Erbfall von Anschouwe. Im weiteren Verlauf des Romans kommen einige Erbstreitigkeiten, Erbfälle und allgemeine Probleme mit der Erbfolge vor und bilden ein prägendes Motiv der Handlung. Das Erben ganzer Königreiche war in der hochmittelalterlichen Adelsgesellschaft ein wichtiger Bestandteil der Herrschaftslegitimation und ist unverzichtbar für unsere Vorstellung dieser vom Adel dominierten Welt. In diesem Artikel sollen die historischen Hintergründe zum Erben und zu Erbfällen zur Zeit Wolframs von Eschenbach erläutert und die im ‘‘Parzival‘‘ vorhandenen Erbfälle und Erbfolgen genauer analysiert werden.
Historischer Hintergrund
Arten der Erbfolge
Das Hochmittelalter kennt mehrere Erbfolgeregelungen, diese waren nicht einheitlich und ein Konsens musste sich im Lauf der Jahrhunderte erst herausbilden. Zur Zeit Wolframs wurde üblicherweise eine der drei folgenden Erbfolgeregelungen benutzt, entweder die Primogenitur, die Realteilung oder die Ganerbschaft.
Primogenitur
Realteilung
Ganerbschaft
Frauen
Frauen waren im Hochmittelalter üblicherweise nicht herrschend und erbten auch nur in Ausnahmefällen den Besitz. Einer dieser Ausnahmefälle war wenn die Familie über keine Söhne verfügte, dann war die Tochter eine sogenannte Erbtochter die den ganzen Besitz der Eltern nach deren Erbfall in die Ehe brachte. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Gertrud von Sachsen die Erbtochter Kaiser Lothars III.. Sie wurde die Frau des Herzogs von Bayern, Heinrich dem Stolzen, nach dem Tod ihres Vaters Lothar III. ging dessen Herzogtum Sachsen an Heinrich über, welcher dadurch eine Zeit lang im Besitz zweier Herzogtümer war. Der zweite Fall entsteht wenn der Ehemann in einer noch kinderlosen Ehe stirbt, oder das Erbe an nach dem Tod des Sohnes an die Mutter zurückfällt. Der dritte Fall ist ein so genanntes Kunkellehen, das in matrilinearer Linie vererbt wird.