Parzivals Versagen in der Gralsburg (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Parzivals Versagen an der Gralsburg Munsalvaesche ist eine wichtige Episode für den Fortlauf der Geschichte. Warum Parzival versagt hat und was die Konsequenzen für den Helden sind, soll dieser Artikel beleuchten.

Handlung

Einbettung in den Gesamtkontext

Die Munsalvaesche-Episode findet im V. Buch statt, nachdem Parzival, nach dem Erfolg in Pelrapeire, in neue Aventiure loszieht mit der Intension seine Mutter wiederzusehen. Dass diese bereits gestorben ist, soll der Held erst später erfahren. Nach dem Frageversäumnis in der Gralsburg und der Erkenntnis dessen durch seine Cousine Sigune beginnt Parzivals Suche nach dem Gral und eine lange, beschwerliche Aventiure, die geprägt ist von Schuldzuweisungen, Gotteszweifel und letztendlich der Erlangung großer ere.

Verlauf der Episode

Parzival erreicht Munsalvaesche durch Zufall, als er einen Rastplatz sucht. Ein Fischer, den er an einem See trifft, weist ihm den Weg dorthin. Dieser ist in Wirklichkeit der König der Gralsburg Anfortas, der auf seine Erlösung wartet. Parzival wird in der Gralsburg herzlich willkommen geheißen und von allen Bewohnern, trotz ihrer Trauer, nach bester Coutoisie behandelt. Als Gastgeschenk erhält Parzival den Mantel der Königin. Schon kurz nach seiner Ankunft offenbart sich der Fischer als König und lädt Parzival zu einer Festlichkeit ein, die höchst wundersam für den Helden ist.
Während der Gralsprozession schenkt Anfortas Parzival sein Schwert, mit der Begründung, er brauche es nicht mehr. Nach Speise und Trank wird Parzival von einer enttäuschten Gralsgesellschaft zu Bette gebracht und den Helden quälen in der Nacht prophetische Träume.
Als der Held am nächsten morgen erwacht, findet er sich mutterseelenallein in der Burg wieder. Gekränkt und beleidigt über die schlechte BEhandlung, verlässt er die Burg. Als erzum Tor hinausreitet, erscheint ein letztes mal ein Knappe im Turm und ruft ihm einen Fluch hinterher.
Parzival verfolgt verwirrt die Spuren der Gralsgesellschaft, um schließlich auf seine Cousine Sigune zu treffen, die ihn über sein Versäumnis aufklärt und ihn ebenfalls verflucht.

Die Gralsprozession und die Versuche der Gralsgesellschaft Parzival zur Frage zu verleiten

Zu Beginn der Festlichkeit wird eine Lanze hereingetragen, an der sniden huop sich plout ("an der Schneide quoll Blut hervor" 231,20). Diese Lanze erinnert die Gesellschaft an die Schmerzen und an die Verletzung Anfortas'. Die Gralsgesellschaft beginnt be idem Anblick der Lanze zu klagen und zu weinen ("da wart geweinet unt geschrin" 231,23). Als die Lanze herausgetragen wird, verstummt das Klagen, von Parzivals Wahrnehmung wird nichts geschildert. Er scheint also noch keine Ahnung zu haben, wieso dies Alles passiert. In einigen Forschungsarbeiten wird diese auch als Reliquie gedeutet. (Bumke)
Nach einer langen Zeremonie mit vielen Jungfrauen, die Kerzen und allerhand Speisen heintragen, erscheint die Königin Repanse de Schoye. Sie ist die Trägerin des heiligen Grals. Dieser lässt eine gewaltige Vielfalt an Speisen und Getränken erscheinen, an denen sich die Gesellschaft satt isst, während der König Anfortas bei einem trocken Stück Brot bleibt.
NAchdem das Mahl beendet ist, schenkt Anfortas dem Helden sein wertvolles Schwert, da er es nicht mehr bracuht jetzt wo "got ame libe hat geletzet" ("[...]lahm machte am Leben! 239,27). Parzival erkennt die Geste nicht und fragt erneut nicht. Dass die Geschnke des Mantels und des Schwertes schon eine indirekte Krönung darstellen, versteht Parzival in diesem Moment nicht.
Sein Hauptaugenmerk scheint auf den prunkvollen Zeremonien zu liegen, auch wenn er das Leid erkennt, kann Parzival nicht damit umgehen.

Gründe für Parzivals Versagen und die Konsequenzen für ihn

Parzival erkennt sofort die ganze "Pracht und das große Wunder" ("die richeit unt daz wunder groz:" 239,09), doch erinnert er sich sofort an den Rat Gurnemanz' und verhält sich das Fragen, denn das wäre unhöflich und würde seiner LEhre widersprechen.
Die ausgedehnte BEschreibung des Prunkes durch den Erzähler gibt die Wahrnehmung des Helden wieder, der von dem ganzen Wundersamen so überwältigt ist, daß er sich nciht getraut zu fragen.
Gründe für Parzivals VErsäumnis sind also die Einschüchterung durch den Prunk des FEstes und die damit verbundene Besinnung auf den Rat Gurnmanz'.