Diskussion:Raumsemantik im 1. Dienst (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)
Lana
Hallo Nico, meine Anmerkungen:
Raumsemantik im 1. Dienst des FD
Im Zusammenhang mit der Raumsemantik im FD könnte man die Gefangenschaft Ulrichs (um 1696) analysieren, die wohl mit dem Tod Hg. Friedrich und der darauffolgenden Anarchie im Zusammenhang steht und aus der er ja von der Dame 2 befreit wird, die sich als die wahre Geliebte herausstellt..
„Die Grenze konstituiert sich dadurch, dass Ulrich zunächst einmal keine Möglichkeit hat, mit der vruwe in direkten Kontakt zu treten. Diese Grenze ist zuallerst semantischer Natur, da Ulrich - wie die vruwe ihm mehrfach zu verstehen gibt - aufgrund seiner Defizite (geringere soziale Position, missgebildeter Mund, etc.) keine akzeptable Partie für sie darstellt.“
Körper als Raum (der Geist ist gefangen)
Antwort
Hallo Lana, ich habe mich bewusst auf den 1. Denst beschränkt, da hier Räume in einer bemerkenswerten Endeutigkeit vorliegen. Ich würde auch davon absehen, den Körper als Raum zu verstehen, da dies nicht mit dem Modell Lotmans, das für den Artikel ja grundlegend ist, vereinbar ist.--Nico Kunkel 14:33, 13. Jun. 2013 (CEST)
(b) Urinepisode
„Ulrich kann sich in beiden Fällen - stumm und in Form einer Null-Identität - der vruwe nähern, legt dabei jedoch (große) Teile seiner Identität ab und vergrößert dadurch z.B. im Fall des an auf die Urinepisode folgenden Treffens die Differenz zwischen sich und seiner Herrin, da hier die soziale Differenz bis in das Unentscheidbare gesteigert wird.“
Der Satz ist etwas unklar: widerspricht sich die„Differenz“ und das „Ununterscheidbare“?
Antwort
Hallo Lana, Differenz und das Ununterscheidbare sind keine Gegensätze, sondern das Ununterscheidbare ist die ins Extreme gesteigerte, d.h. eig. aufgelöste, Differenz.
Urinepisode
„Ulrich ist nicht nur durch den Urin gewissermaßen entehrt, er musste zudem sein Geschlecht ab- bzw. geschlechterneutrale Kleidung anlegen, womit seine soziale Stellung unklar wird, wodurch die vruwe keine Möglichkeit mehr hat, sich in ein Verhältnis zum „desindividualisierten“ Ulrich zu setzen.“
Auch vor der Verkleidung hat die Dame keineMöglichkeit sich Ulrich zu nähern, durch Wächter, ihre soziale Stellung usw.
Antwort
Hallo Lana,
das stimmt. ich meine mit "sich ins Verhältnis setzen" nicht, dass es zu einer Begegnung zwischen Ulrich und der Herrin kommt, sondern dass sich die jeweilige Figur der verschiedenen (sozialen) Positionen versichern kann. Dies wird durch die "Desindividualisierung" Ulrichs unmöglich.--Nico Kunkel 14:33, 13. Jun. 2013 (CEST)
Begriff „vrowe“
„vrowe“ „vruwe“ „frowe“ einheitlich?
Antwort
Hallo Lana,
das hatte ich schon einmal gemacht, leider wurde es wohl bei einer fremden Bearbeitung wieder zurückgesetzt. Ich werde das wieder vereinheitlichen :)
Beste Grüße --Nico Kunkel 14:33, 13. Jun. 2013 (CEST)
Zur Gliederung
Übersichtlicher wäre, wenn der Artikel zunächst eine allgemeine, kurze Einleitung liefert - und erst dann die Theorie Lotmans expliziert. Was meinen Sie? Viele Grüße --BG 00:45, 18. Jun. 2013 (CEST)
Antwort
Lieber Herr Gebert, da haben Sie Recht! Wie bei meinem anderen Artikel zu den Boten werde ich auch hier eine Einführung (Ziel/Methodik des Artikels) erstellen! Vielen Dank für Ihre Anmerkung!
Sujeterzeugung durch Boten
Boten kreuzen im FD ohne Fragen raumsemantische Grenzen. Aber auch Ulrich reist - als Venus und Artus - durch Räume, überschreitet Grenzen und konstituiert narrative Ereignisse (z.B. Kämpfe, Begegnungen und Konflikte: mitunter aber wieder mittels Boten!). Kurzum: Welche Bedeutung hat die Venusfahrt für den 1. Dienst? Und wie lässt sich mit der Engführung von Boten und Raumsemantik im Sinn Lotmans beschreiben, dass der 2. Dienst zwar viele räumliche Grenzen und narrative Ereignisse aufweist, aber kaum Botenfiguren? Viele Grüße --BG 00:53, 18. Jun. 2013 (CEST)
Antwort
Lieber Herr Gebert, haben Sie vielen Dank für Ihre Anmerkungen! Zunächst zu ihrem zweiten Punkt: Dass sich Botengänge auf den 1. Dienst konzentrieren ist mir, wie auch schon im Artikel erkennbar, zwar aufgefallen, wurde aber bisher im Artikel nicht thematisiert. Ich habe mir dabei allerdings schon Gedanken gemacht: Für eine Grenzüberschreitung nach Lotman bedarf es zunächst einer grundsätzlich unüberwindbaren Grenze. Diese wird von der Dame des 1. Minnedienstes gesetzt, löst sich allerdings, wie auch Kellermann (2010) in ihrem Artikel gewissermaßen zeigt, mit der untât der Dame und dem daraus für Ulrich folgenden Ende des Minndienstes auf. M.a.W.: Der 2., harmonische, Minnedienst birgt nicht das Konfliktpotential bzw. besitzt nicht die klare Trennung zwischen Ulrich und Dame, die im 1. die Raumüberschreitung von Boten erst nötig macht. Damit verlieren Boten im 2. Dienst ihre Notwendigkeit.
erzählte Räume: Topographie
Fasst der FD Räume und Raumgrenzen nur abstrakt oder unbestimmt? Immerhin werden doch Ulrichs Fahrten durch Österreich beschrieben... --BG 00:54, 18. Jun. 2013 (CEST)
Antwort
Lieber Herr Gebert, mir ist nicht ganz klar, worauf Ihre Frage abzielt. Beziehen Sie sich darauf, dass ich in der Raumaufteilung im FD einen "Sondernfall" erkenne? Möglicherweise kann ich hier mit einem Exkurs erklären, wie ich die Raumaufteilung im FD verstehe: [Exkurs, Iwein: Nachdem Iwein sich der Artusgesellschaft als neuer Herrscher über das 'Brunnenreich' präsentiert hat, wird dort - in der 'wilde' - ein Fest gefeiert, das klar höveschen Charakter hat. Der Artushof ist demnach mobil und immer dort, wo Artus und die ihn umgebende hövesche Gesellschaft ist.] Im FD erkenne ich Ähnliches: Ulrich und die Damme funktionieren als bewegliche Punkte in einem Koordinatensystem und spannen so, immer im Verhältnis zueinander, gleichzeitig den Raum (bzw. die Räume) und die Grenze des Textes auf. Die Überwindung dieser Grenze muss von den Boten geleistet werden. Ulrichs Bewegungen in Österreich sind deshalb Bewegungen im 'Ulrich-Raum', welcher - um mobil zu bleiben - nicht eindeutig topographisch fassbar sein darf. Zudem konnte ich auch keinen Raum finden, der dem 'Österreich-Raum' gegenübergestellt und so von diesem abgegrenzt wird. Ich denke weiterhin, dass die Erwähnung Österreichs - ähnlich wie die Nennung zahlreicher (historisch belegter) Personen - vielmehr als Referenz auf das Außerliterarische, die den Eindruck, dass man es beim FD mit einer Biographie des historischen Ulrichs von Liechtenstein zu tun hat, verstärkt, verstanden werden kann.
Ich habe allerdings - gerade durch Ihre Fragen - festgestellt, dass hier noch einige Arbeit am Artikel notwendig ist, um diesen Lektüreansatz hinreichend verständlich zu präsentieren.
Haben Sie vielen Dank für Ihre Rückfragen!
Beste Grüße --Nico Kunkel 10:43, 18. Jun. 2013 (CEST)