Minnelyrik im Vergleich (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst/ Dante Alighieri, Vita Nova)

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Einführung

Grundlegend behandeln der Frauendienst von Ulrich von Liechtenstein und die Vita Nova von Dante Alighieri die Thematik der Liebe. Dante Alighieris Vita Nova ist wohl zwischen den Jahren 1293 und 1295 entstanden und erzählt von Dantes Liebe zu Beatrice und auch von seiner dichterischen Entwicklung (Kindlers Literatur Lexikon). Die Vita Nova ist in der Form des Prosimetrums geschrieben und enthält einunddreißig Gedichte, die in einen kommentierenden Text eingelassen wurden (Kindlers Literatur Lexikon). Zur Minnekonzeption bei Ulrich von Liechtenstein gibt der Artikel Das Konzept des Frauendienstes Auskunft. Ulrich von Liechtensteins Frauendienst und Dante Alighieris Vita Nova sind zwei der wenigen Ich-Erzählungen des Mittelalters. Sie haben nicht nur die Erzählweise in der ersten Person gemein, sondern sind beides Werke, die sich mit dem Frauenlob bzw. der Minnelyrik befassen. Dabei stehen beide Werke in der jeweiligen deutschen oder italienischen Tradition der Minnelyrik. Ursprung dieser beiden Konzeptionen ist das Minnekonzept der okzitanischen Dichtung.Ulrich von Liechtensteins Werk ist der deutschen Minnelyrik Mitte des 13. Jahrhunderts zuzuordnen. Die Vita Nova steht in der Tradition des „dolce stil nuovo“, der italienischen Minnelyrik des letzten Viertel des 13. Jahrhunderts. (Kindlers Literatur Lexikon) Dieser Artikel soll sich mit den thematischen Gemeinsamkeiten, sowie den Gegensätzen der beiden Werke in Bezug auf die Minnelyrik befassen. Vor allem die Bedeutung der Topoi veränderte sich, die von der okzitanischen Minnedichtung vorgegeben waren . Bevor ein Vergleich gezogen wird, soll kurz das Konzept der italienischen Minnelyrik, des „dolce stil nuovo“, skizziert und dann im Speziellen deren Bedeutung in Bezug zur Vita Nova herausgestellt werden.

Der „dolce stil nuovo“ – Der süße neue Stil

Der „dolce stil nuovo“ hat seinen Ursprung in der Minnedichtung der „scuola siciliana“, der sizilianischen Dichterschule am Hofe Friedrich II in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Diese Dichterschule war wiederum geprägt von der provenzalischen Lyrik, als auch von deutschen Minnesängern (Hardt S. 25). Friedrich II sammelte die geistige Elite des Hofes - die zum größten Teil aus Juristen, Notaren und Verwaltungsbeamten bestand - (Hardt 27) um sich. So entstand eine sizilianische, höfisch-aristokratische Dichtung, die sich, wohl aufgrund der sprachlichen Nähe zur provenzalischen Dichtung, inhaltlich wie formal eng am Vorbild der provenzalischen „trouveres“ orientierte (Hardt S. 25). So wurde auch die ursprünglich provenzalische Konzeption der feudalen Liebesbeziehung übernommen. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Stilrichtung ist Dante Alighieri. Zu dieser Konzeption gehört die Herrin, die als höfische Dame von einem Liebesvasall besungen wird, der sich für seine Dienste einen Liebeslohn erhofft. Die berühmteste Darstellungsform dieser sizilianischen Minnedichtung ist das Sonett, das sich aus der Kanzone heraus entwickelte und die wichtigste Gedichtform der italienischen Lyrik wurde. (Hardt S 27) Im toskanischen Raum wurde diese volkssprachliche, neue Dichtungsform aufgenommen und toskanisiert. (Hardt S. 31) Mit dem „dolce stil nuovo“ wurde jedoch nicht nur die Sprache neu angepasst, sondern auch das Minnekonzept verändert. Diese Veränderung wird durch den Begriff „nuovo“ angezeigt. Erstens bedeutet der Begriff „nuovo“ schlicht, dass ein neues Kapitel der Dichtung aufgeschlagen wurde und eine Lyrik entstand, die zuvor noch nicht existierte. Zweitens bezieht sich „nuovo“ auf ein schon bekanntes Schema, das die Provenzalen im Konzept der sakralen Liebe anwandten. Die sakrale Liebe wird von der profanen, sinnlichen Liebe abgegrenzt und steht nun idealisiert für eine innere Tugendkraft. Es wird von einer „vollkommenen Liebe“ geschrieben, die im Stande wäre, den Menschen seelisch zu läutern und zu erneuern (Hardt S. 41). Der Begriff „dolce“ weist auf den mittleren Stil hin und auch auf den mystischen Bereich der Dichtung, der für das verzückte Überwältigt-Sein steht, das der Mystiker unter der Einwirkung der göttlichen Gnade im Angesicht Gottes erfahren kann (Hardt S. 42).

In Ulrich von Liechtensteins Werk finden wir zwei unterschiedliche Modelle des Frauendienstes, die Hohe und die Niedere Minne, vor. Die Hohe Minne hat - wie das Minnekonzept von Alighieri - seinen Ursprung in der fin’amor. Deshalb sollen zuerst diese beiden Modelle untersucht werden und dann anschließend auf die Niedere Minne und dem ihr innewohnenden Gegensatz, dem unerfüllbaren Streben nach körperlichen Liebe, eingegangen werden. Untersucht werden sollen dabei der Vasallendienst, das Liebesleid und der erhoffte Lohn des Minnesängers.

Der Vasallendienst

Beide Minnedienste sind der höfischen Liebe, der fin'amor, zuzuordnen. Die fin'amor trägt als höfische Liebe viele Motive und Themen in sich, die auf ihren höfischen, feudalen Hintergrund zurück zu führen sind. (Malato S. 299) So hat das Liebeskonzept zum Beispiel auch das Konzept des Vasallendienst adaptiert: Der Sänger wird zu einem Vasall der Liebe. Die besungene Dame wird zur Herrin erhöht und der Sänger zum Diener herabgestuft.Dieses Vasallenmodell ist konsistent im Frauendienst sowie auch in der Vita Nova. Es ist somit ein Grundbestandteil beider Werke und auch ausschlaggebend für das gesamte Liebesprinzip an sich, da mit dem Vasallendienst zum Beispiel auch das beständige, ergebene und treue Dienen einhergeht. Vor allem im Frauendienst finden wir häufig die Veranschaulichung und Bestätigung dieses Herrinnen- und Dienerkonzeptes. Der Sänger spricht seine Dame als „frowe“ an, was mit Herrin zu übersetzen ist und verspricht ihr seinen ergebenen Dienst. (FD V 165, Lied 3). In der Vita Nova gibt anfangs der Prosatext Auskunft über den Vasallendienst. Erst in der Ballata, einem Tanzlied, wird das Konzept in der Dichtung selbst dargestellt.(VN S. 30) Der Sänger lässt die personifizierte „amore“ mit seiner „madonna“ sprechen und ihr übermitteln, dass er ihr immer gedient habe.(VN S. 30) Auch hier stehen die Begriffe „madonna“ und „servir“ für den Vasallendienst (VN S.30) Mit dem Vasallendienst ist eine Unterwerfung des Dieners gegenüber seiner Herrin verbunden. Dieser hat aufrichtig und beständig zu dienen und darf neben ihr auch keine anderen Herrinnen haben. Dies gilt für beide Minnedichtungen. „Ulrich“ hielt dieses System ein. „Dante“ wird hingegen genau in diesem Punkt von seiner „madonna“ kritisiert, denn „Dante“ dichtete auch für andere Frauen. Zwar tat er dies nur, um seine wahre Liebe vor der Öffentlichkeit zu verbergen, wie es die Tradition des höfischen Kodex verlangte. (Wehle S.32) Im Italienischen wird vom Motiv des „celare“, dem Verschleiern, gesprochen. (Malato S. XX) Zur Verschleierung seiner wahren Liebe nutzt "Dante" die Gestalt der „donna schermo“. Durch das Verschleiern der wahren Liebe anhand von einer vorgetäuschten Liebe hat Alighieri in seinem Werk ein Paradoxon konstruiert. Denn einerseits hält sich der Minnediener an das Prinzip der Verschleierung, aber verstößt gleichzeitig durch das vermeintliche Dienen mehrerer Herrinnen gegen den höchsten Begriff des Minnerituals, der „cortesia“. (Wehle S. 32) Das eben schon erwähnte Tanzlied jedoch, wurde nun offenkundig für Beatrice geschrieben und zeigt, dass er ihr hinter der Verschleierung schon immer gedient hat. Somit wird also letztendlich nur scheinbar mit dem Minneprinzip gebrochen.


Liebesleid und Minnewahnsinn

Durch die Abstammung sowohl der deutschen wie der italienischen Minnetradition von der okzitanischen Troubadourlyrik, wirbt der Minnesänger beständig und bedingungslos um die Gegenliebe, obwohl die Herrin ihn traditionell immerzu abweisen wird. (Hübner und Mallato XX) Dadurch erleidet der Minnesänger größte Qualen. Die Qualen die „Ulrich“ im Zuge der hohen Minne erlebt sind so groß, dass er an einer Stelle vor Schmerz wahnsinnig wird und sich umbringen möchte. (FD Strophe 1271) Dieses Liebesleid besingt der Sänger im 14. Lied: Owe daz ich bi den wolgemuoten also lange muoz beliben ungemuot und ich doch der grozen swaere bin ze chranc! Sol aber ich innen diu mich hazzet? Sol mi lieben, diu mir also leide tuot? Ja, so wil das herze und alleer min gedanc, si nimt mir vreude, diu mich sorgen solde machen vri. Nu lat si also rouben: si mac vreuden mich vil wol behern, aber einez chan si niht erwern, mir ensi noch freuden hoffenunge bi. Weh, daß ich bei Hochgestimmten also lange unglückselig bleiben muß, bin ich doch für diesen Schmerz zu schwach! Soll ich jene minnen, die mich haßt? Und die Liebe, die mir Leid antut? Ja, so will's das Herz und mein Verstand, sie nimmt Freude, die von Sorgen mich befreien soll. Nun läßt sie so rauben: Sie kann Freuden mich entledigen, doch das kann sie nicht verhindern: Ich hab' immer Hoffnung auf die Freude. Auch in der italienischen Liebesdichtung ist das Leid zentrales Thema. (Malato S. 299) Bei Alighieri wird das Leiden zum Beispiel in dem Sonett O voi che per la via deutlich: O voi che per la via d'Amor passate, attendete e guardate s'elli è dolore alcun, quanto l'mio grave; e prego sol ch'audir mi sofferiae, e poi immaginate s'io son d'ogni tormento ostale chiave. O ihr, die ihr Amors Weg beschreitet, haltet inne und seht, ob es einen Schmerz so groß wie meinen gibt; und ich bitte nur, ihr möget euch gedulden, mich anzuhören und führt euch vor Augen, ob ich nicht aller Qual Herberge und Schlüssel bin. (VN S. 17) Freude und Leid des Minnesänger ist also im Frauendienst sowie in der Vita Nova grundsätzlich von der Gunst oder Missgunst der Herrin abhängig. „Ulrich“ verfällt, nach dem er aus dem Gemach seiner Herrin „geflogen“ ist dem Wahnsinn. Ähnlich „Ulrichs“ Wahnsinns verfällt „Dante“ in eine Liebeskrankheit. Er träumt von seiner Herrin und wie sie sein Herz esse. (VN XX). Dieses Bild veranschaulicht die Abhängigkeit der Freude und des Leides von der Gunst der Herrin in einer prägnanten Weise. In der italienischen Minnetheorie wurde davon ausgegangen, dass die Liebe bzw. die Begegnung mit der Dame eine umfassende Verwirrung der menschlichen Sinne auslöste und sich das Minne-Ich durch das Verlieben sozusagen verlor. (Wehle S. 18) „Dante“ verfällt durch die Liebe zu seiner Herrin in eine umfassende Verwirrung des menschlichen Sinnesvermögens auf allen Ebenen. ( Wehle S. 18) „Der „spirito de la vita“ (Herz) beginnt zu beben; der „spirito animale“ (Kopf) verfällt in Staunen, der „spirito naturale“ (Bauch) in Tränen.“ (Wehle S. 18). Im Frauendienst lässt sich eine ähnliche Verwirrung beobachten. Als „Ulrich“ das erste Mal zu seiner Herrin gerufen wird kann er in ihrer Gegenwart nicht ein mal mehr sprechen ( FD S. )

Minnelohn und Minnehoffnung

Wie im Abschnitt zum Vasallendienst erwähnt verbietet es die höfische Konzeption „Dante“, direkt von seiner Herrin zu dichten. Daher sucht er sich die „Schirmfrauen“ und dichtet unter deren Deckmantel für Beatrice. Da dies von Beatrice als Treuebruch gesehen wird, verweigert sie ihm beim nächsten Treffen den Gruß und somit ihre Gunst. „Dante“ ist mit seinem bisher angewendeten Konzept hilflos und wendet daraufhin einen anderen Minne-Topos an, den der "pietà". (Wehle 32) „Dante“ versucht durch das Erwecken von Mitleid wieder die Gunst der Herrin zu erlangen. Als er das nächste Mal zufällig auf Beatrice trifft, verfällt er der Liebeskrankheit. Statt jedoch durch seinen Zustand wie erhofft Mitleid zu erwecken, wird er ausgelacht und gedemütigt. An diesem Punkt sind beide traditionellen Minnemuster gescheitert. Zuerst weil „Dante“ durch das Verschleiern seiner wahren Liebe keinen Gruß und keine Gunst mehr empfangen hat und dann weil er in einem eigentlich mitleidserweckenden Zustand von seiner Herrin nicht bemitleidet wurde. Dante sieht keine weiteren Möglichkeiten mehr um für seine Herrin werben zu können, da die ursprünglichen Handlungsoptionen ausgeschöpft sind. "Das Ich hat begriffen, daß die Beatrice mit dem überlieferten Frauendienst nicht zu erreichen ist. Jede der von der Tradition vorgesehen Maßnahmen hat sie ihm einen Schritt weiter entfernt". (Wehle S. 32) Diese Erkenntnis treibt ihn zu einer unkonventionellen und verzweifelten Tat. Er beschließt nicht mehr über sich zu dichten. "Damit räumt er jedoch seinen ihm vorbehaltenen Ort im Zentrum des Minnesangs.“ Er gibt sozusagen seine leidende Rolle auf, die der fehlende Gruß und das fehlende Mitleid verursacht haben. Die Minnelyrik verschiebt somit ihren Bedeutungsgehalt. Es steht nicht mehr der Minnesänger mit seinem Leiden, seiner Freude oder seiner Hoffnung auf die Gunst der Dame im Mittelpunkt, sondern die Dame selbst. Die anfängliche Liebe und das Bitten um das Mitleid der Frau wird in der "Vita Nova" als Fehlliebe entlarvt, die weder der Liebe selbst noch der Herrin gerecht wird, da sie schlussendlich nur Selbstmitleid ist. (Wehle 43) Genau diese Egozentrik wird von Beatrice entlarvt und kritisiert. "la quale vista pietosa è distrutta cioè non pare altrui, per lo gabbare di questa donna" (Wehle 43). Der Minnesänger tritt in der Dichtung immer mehr in den Hintergrund und die Liebe zur Dame und ihre Verehrung werden als zentraler Ansatz noch verstärkt. Besonders das Loblied seiner Herrin Beatrice Donnna che avete ist ein Beispiel dafür. (VN S. 51) Dem Minnesänger geht es gleichzeitig auch nicht mehr um die Erfüllung seiner Wünsche und um den Erhalt eines Minnelohns, sondern er wendet sich anstatt dessen dem Wesen der Liebe zu. (Wehle S. 46) Zudem wird das Bild der Herrin modifiziert. Mit dem Tod des Vaters wird sie zu einer "weinenden Beatrice" und verwandelt sich dadurch zu einer "pietà", zu einer Art Vesperbild. Durch diese Modifizierung wird die erotische Spannung im trobaresken Verhältnis von Mann und Frau unpassend und wird aufgelöst. Die neue Beatrice verlangt auch eine grundlegend neue Qualität der Liebe.(Wehle S. 47) Mit diesem Bruch entfernt sich Alighieri nicht nur vom italienischen Minnekonzept der scuola siciliano und dem dolce stil nuovo, sondern verliert auch seine anfängliche Ähnlichkeit mit dem Frauendienstmuster in Ulrich von Liechtensteins Werk. Denn in Ulrich von Liechtensteins Frauendienst, bleibt der Sänger immer mit im Zentrum der Betrachtung und beklagt vor allem sein Leid und besingt die Hoffnung auf einen letztendlich doch gewährten Lohn. Ulrich von Liechtensteins Dichtung hält sich also klar in der egozentrischen Minnedichtung auf, in welcher der Sänger primär nach dem Beenden seines Leides und nach der Erfüllung des Lohnes strebt und es keine Überwindung dieses Minnekonzeptes gibt. Um der Frage nach der neuen Qualität der Liebe nachzugehen, muss man an das Bild einer Beatrice in der Gestalt einer "Pieta" anknüpfen. Dort verursacht nämlich schon das christianisierte Vesperbild der Beatrice - wie Wehle anführt - eine Abkehr von der sexuellen und somit irdischen Liebe. Die Zäsur mit dem herkömmlichen Minnekonzept tritt aber vor allem mit dem Tod Beatrices zu Tage, der für den Minnesänger kein Grund ist seinen Frauendienst zu beenden. Im Muster der höfischen Liebe, das auf die Hoffnung eines Lohns ausgelegt ist, wäre mit dem Tod auch der Frauendienst beendet. Im ursprünglichen Grundverständnis der Minne wäre also der Dienst des Sängers mit dem Tod seiner Herrin sinnentleert und abgeschlossen. Hiermit wird der revolutionäre Ansatz deutlich, denn an der Stelle, an welcher der Weg der alten Minne enden würde, beginnt Alighieri ein neuer und viel wichtiger Teil des Minnedienstes. „Dantes“ Liebe und Dienst bekommen eine mystische Komponente. Sein Minnekonzept lässt sich christologisch neu erschließen (Wehle S. XX). Mit dem Tod der Frau ist der Gedanke der Liebe noch nicht am Ende. Die Nachfolge der Beatrice leitet in eine Nachfolge Christi über." Das bis dahin dem Minnedienst zentrale Motiv irdischer Liebe, findet so Eingang in ein mystisches, stark erhöhtes Verständnis allgemeiner göttlicher Liebe, in dessen zentralem Motiv die Liebe als Gottesdienst verstanden werden soll.(Wehle XX) Der Liebesdienst wird bei Alighieri also zum Gottesdienst und wird somit um eine Komponente erweitert. Wehle führt hierzu aus: "Liebe, recht verstanden, ist ein Streben ("là dove disira") zu Gott (Oltre le spera). Sie wurde den Menschen als göttliche Begabung geschenkt." Bei Dante wird dieses Konzept sinnbildlich durch den Wandel der Figur der Beatrice verdeutlicht. "Wer also sie richtig begreift (intelligenza nova), für den wird sie zur Führerin auf dem Weg zurück zum Ursprung aller Liebe ("quand´elli è giunto là dove disira"), zu einer der elementarsten Verbindungen der Geschöpfe mit ihrem Schöpfer." In der Vita Nova erhält die Minne erst seinen Sinn durch den Dienst an Gott und nicht durch die Liebe selbst. Alighieri macht in seiner Vita Nova ein ganz neues Bedeutungsrepertoire der Minnedichtung auf, das in seinem Sinngehalt weit vom Frauendienst anzuordnen ist. Zwar hat die Liebe bei Ulrich von Liechtenstein auch eine positive Wirkung auf den Minnesänger, jedoch ist sie keinem Gotteslob oder einem höheren Konzept unterstellt. Sie bleibt immer auf einem irdischen Niveau und dient dem Selbstzweck des Dichters und dem Zweck des Minnelohns.

Fazit

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Sekundärliteratur