"Gregorius Eremita nach Volker Mertens

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Im folgenden wird das Kapitel „Lebensformen in Geschichte und Literatur“ aus dem Buch„ Gregorius Eremita- Eine Lebensform des Adels bei Hartmann von Aue in ihrer Problematik und ihrer Wandlung in der Rezeption“ von Volker Mertens, zusammengefasst. In diesem Zusammenhang versucht Mertens, Ähnlichkeiten der Mentalität in Rolle und Lebensformen heraus zuarbeiten und sich auf den historischen Ort Hartmanns zu fixieren.

1. Formae Vivendi- Lebensform in Geschichte und Literatur

„Eine Lebensform ist eine gesellschaftliche sanktionierte Institution zur Bewältigung bestimmter menschlicher Grundprobleme in einer für die Stabilisierung gerade dieser Gesellschaft geeigneten Weise […]“ (vgl. S. 38). Mertens geht davon aus, dass sich ein soziales Gefüge an vorgefertigten Regeln zur Bewältigung von gewissen Lebensumständen bedient. Hierbei wird der Unterschied zur Definition der „Rolle. Die „Rolle“ grenzt sich durch höhere Flexibilität und einem ausgedehnten Regelsystem, zur Lebensform ab. In der heutigen Moderne können sich Individuen durch mehrere Rollen definieren (Rollenpluralismus), wohingegen im Mittelalter das gesellschaftliche Verhalten des Einzelnen durch eine gewisse festgelegte Verhaltensweise, also eine Lebensform, bestimmt wird. Ein historisches Beispiel für das Konzept einer mittelalterlichen Lebensform ist der neue Ordo-Gedanke des 12. Jahrhunderts, sowie die Ständegesellschaft. So bleibt die Lebensform zumeist doch auf einen bestimmten Stand bezogen: die Gruppe, deren Mentalität in ein Regelsystem von Verhaltensvorschriften umgesetzt wird, ist ständisch definiert.


2. Lebensformen und Literatur


Mertens sieht Literatur als eine Möglichkeit der Auseinandersetzung von Dichter und Publikum mit der sozialen Problematik einer spezifischen Lebensform. Das gemeinsame Wissen von Autor und Rezipienten von der Forma vivendi, ermöglicht die Entstehung eines Textes, da fehlende Informationen und Daten durch das gemeinsame Wissen ausgeglichen werden konnte. Somit ist die Interpretation eines historisch-literarischen Werkes abhängig von den jeweiligen zeitgenössischen Verständnis von Lebensformen und Rollen. Mertens behauptet, dass Hartmann die Kenntnis über den Ordo-Gedanken bei seinen Zuhörern voraussetzten konnte, somit sind bestimmte Bußleistungen und die Aussöhnung mit Gott, in seinem Werk „Gregorius“; evident für das Publikum.


3. Vita eremetica

Die Heiligenleben des 7. Und 8. Jahrhunderts propagieren ein Bild des Adelsheiligen. Im Laufe des 10. Jahrhunderts entsteht durch verschiedene Rahmenbedingungen ein neuer Typ des Heiligen: der Eremit. Der Eremitismus hat seinen Höhepunkt um das 11. Bzw. 12. Jahrhundert in Westfrankreich (Heimat des Grégoire) und in Deutschland. Die wesentliche Charakteristiken der eremitischen Lebensform sind Askese, Kasteiung, Demut und Einsamkeit. Die typischen Züge des Eremitismus sind in Frankreich und in Deutschland gleich: Entschluss zum Leben der extremen Buße durch den Rückzug in die Einsamkeit, Leben im locus terriblis (Wald,, Einöde, Höhle), eingeschränktes soziales Leben und die in Fragestellung des kirchlichen Systems und herrschenden Institutionen. Die Buße wird freiwillig, ohne eine fixierbare Schuld oder ein vorangegangenes Verbrechen, ausgeübt.


4. Gregorius Eremita?

Anhand oben genannter Eigenschaften des Ermitismus, stellt Mertens die These auf, dass Gregorius Sühneleben unter der Lebensform „vita eremitica“, evident zu sein schein. Die auffälligste Parallele ist der Rückzug Gregorius in die Einöde, den locus terribles, um Buße zu tun.