Transzendenz und Immanenz - Parzivals Verschwinden während der Gawan-Passage

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Hinweis: Dieser Artikel entsteht derzeit im Rahmen des Haupt- und Oberseminars zu Wolframs Parzival (Sommersemester 2015) und wird konstant überarbeitet.


In diesem Artikel wird die Gawan-Passage näher betrachtet, um das "unsichtbar" werden Parzivals vor der Frage der Transzendenz-Immanenz-Frage zu betrachten. Hierbei ist wichtig, dass es nicht um einen Gawan-Parzival-Vergleich gehen wird.


Ausgangssituation vor dem Abschied vom Artus-Hof

Parzival sagt sich von Gott los und wird von Cunnewâre de Lalant unter anderem mit folgenden Worten verabschiedet:


grôz kumber iwer werdekeit __________ Das Unglück, das Euren Adel getroffen hat, __________
gît mir siufzebærez leit. __________ macht mich seufzen und weinen. __________ 332, 27-28


Hierbei fällt auf, dass sie im Mittelhochdeutschen "iwer werdekeit" sagt und somit einen Begriff nutzt, der nahelegt, dass es im Gegensatz zur neuhochdeutschen Übersetzung, nicht um etwas feststehendes geht, sondern um etwas das im Begriff ist zu entstehen, bzw. noch entstehen wird. Im folgenden Abschnitt wird Parzival als "ganerbe" (333,30) bezeichnet. Auch hier fällt wieder auf, dass der Begriff nicht eindeutig ist und ihn nicht als einzigen Erben auszeichnet, sondern Parzival "nur" als Mit-Erben bezeichnet. Auch hier steht also der Status Parzivals noch nicht fest, sondern legt nahe, dass erst noch etwas geschehen muss, das ihn als den würdigen Erben ausweist. Diese Beobachtungen sind deshalb interessant, weil sie zu Beginn der langen Episode stehen, in welcher Parzival immer wieder aus der Erzählung Wolframs verschwindet.


"In Erscheinung" treten Parzivals in Buch VII und VIII

Im darauffolgenden VII. Buch folgt der Erzählstrang Gâwân und nicht Parzival, von dem man nicht weiß, wo er sich genau aufhält, noch was er genau macht. Seine Aktivitäten werden nur insofern beschrieben, als sie den Weg Gâwâns kreuzen oder der Erzähler einen Ausblick auf dessen Verbleiben gibt.

- 370: Durch seinen Abschiedswunsch an Gawan ist Parzival hier präsent (durch den Autor, der ihn verschriftlicht, ist Parzial "anwesend") - Erzählebene

- 383: Der rote Ritter "Ohnenamen" wird im Kampfesgetümmel beschrieben - Bericht, Erzähler

- 388: Es werden die Ritter aufgezählt, die sich am meisten ausgezeichnet haben: unter anderem eben auch der Rote - Ritter Bericht, Erzähler

innere Seite: Gâwân vs. äußere Seite: Parzival --> Parzival als transzendentes Prinzip zu Garwans aventuiren?

- 389: Bedingungnen Parzivals und seine Reisevorbereitungen in ein, wie auch immer geartetes, "Jenseits" (seine letzten Rechnungen begleichen???) - Bericht, Parzival kommt selbst zu Wort

- 390: Parzival verschwindet vollends ins geheimnisvolle Nichts.

- 393: Verweis auf den "anderen Ort" an dem der Zweikampf Gâwân - Parzival stattfinden wird - Bericht, Erzähler

- 398: Parzival wird im Nebensatz erwähnt


"In Erscheinung" treten Parzivals in Buch X, XI, XII, XIII

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Gedanken/Notizen:

Parzival das transzendente Pendant zu Gâwâns Konzept eines Ritters? Gâwân kämpft für die Minne, Parzival für den Gral?!! Die zwei Konzepte die es als Ritter geben kann?


Laut Knaeble bedeutet für Trevrizent Identitätsverlust nichts Negatives, sondern bringt einen Wechsel in eine andere Ordnung mit sich. Dadurch, dass er aus der höfischen Welt heraustritt und seine höfische Identität aufgibt, erhofft er Gottes Hilfe zu erlangen. Auch Parzival beschreitet diesen Weg, indem der Erzähler ihn aus der höfischen Welt und damit auch aus dem Text des "Parzival" in eine Parallelwelt treten lässt - die unsichtbar ist, da sie eben nicht Teil der erzählten Welt ist und von der man deshalb nur wenig erfährt. Dies ist aber, wenn man es weiterdenkt, paradox, da nur in der erzählten Welt des "Parzival" von dem Wiedererlangen des Grals berichtet werden kann. Doch dieses Heraustreteten aus der höfischen Welt schafft gleichzeitig auch die Voraussetzung dafür, dass Parzival wieder in sie eintreten, auf Sigune und dadurch auf Trevrizent treffen kann, um letztendlich dem Gral ein Stück näher zu kommen.


Man könnte diesen Artikel in folgenden, schon bestehenden einfügen: http://mediaewiki.org/wiki/Das_Motiv_der_Doppelung_%28Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival%29