Magie und Hexerei im Parzival
Magie und Hexerei
Cundrie
Clinschor
Der Zauberer Clinschor wird nach einer verbotenen Liebschaft mit der verheirateten Iblis durch ihren Mann Ibert kastriert. Dies führt nicht nur dazu, dass der König ihn zum Verachteten macht (vgl. 657, 2), sondern auch „zeim kapûn mit eime snite“ (657, 8). Diese doppelte Bloßstellung wird durch Gâwâns exemplarische Reaktion deutlich gemacht:
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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des wart aldâ gelachet | Das wurde sehr belacht |
von Gâwâne sêre. | von Gâwân. |
(657, 10 f.)
Dies ist auch der Grund, warum er sich nach Persidâ begibt, „dâ êrste zouber wart erdâht“ (657, 29). Laut Bumke[Bumke 2004: 109] lässt sich dies im Orient verorten. Aus Persidâ bringt Clinschor dann auch die Zauberei mit:
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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dâ fuor er hin und hât dan brâht | Dort fuhr er hin und brachte dann |
daz er wol schaffet swaz er wil, | - damit er alles fertig brachte, was er wollte |
mit listen zouberlîchiu zil. | mit dem geübten Zaubern. |
(657, 30 ff.)
Clinschors magische Fähigkeiten werden durch den Text nicht spezifiziert, nur die Natur seiner Absichten wird deutlich gemacht. Mithilfe von Magie will Clinschor das Glück jeglicher Menschen – ob Christen oder Heiden – verhindern und zerstören. Erst nachdem Irôt einen Tausch für den Frieden veranlasst, errichtet Clinschor auf einem Berg eine magische Festung. Ähnlich wie Munsalvaesche ist Schastel marveile ein abgeschlossener, magischer Ort, der Schutz bietet. Obwohl Clinschors Verhalten durch Arnîve verurteilt wird, ist die Erzählung der Magie innerhalb der Burg bemerkenswert positiv:
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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aller rîcheit sunder | Das Besondere allen Reichtums |
sint hie ûf starkiu wunder. | ist hier bei starken Wundern. |
Clinschor wird als Nachkomme des Vergils verortet, der im Mittelalter als Prophet und Zauberer gilt [Bumke 2004: 109]. Dies widerspricht allerdings der Annahme [Bumke 2004: S.109], dass Clinschor die Zauberei erst erlernen musste. Der Text spricht davon, dass Clinschor die Zauberei erst aus Persidâ mitgebracht hat. Magie ist hier etwas, was über Generationen weitergegeben wird, aber nicht notwendigerweise angeboren ist.
Literatur <HarvardReferences />
[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach. Achte Auflage. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 2004.