Urgan (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Dieser Artikel befasst sich mit Tristans Kampf gegen den Riesen Urgan. Der Kampf gegen Urgan ist Teil der Petitcrü-Episode, welche von Vers 15765 bis Vers 16402 andauert. Der Kampf gegen Urgan nimmt davon die Verse 15963 bis 16210 ein.

Gilans Kummer Zu Besuch bei seinem Freund Gilan, dem Herzog aus Swales1 erfährt Tristan zum erstenmal von dem Riesen Urgan.2 Diesem sind das Land Swales und Gilan untertan, da er sie unterdrückt und von ihnen Tribut verlangt. Gilan schildert Tristan, dass damals bei Hof gemeldet wurde, der Riese Urgan sei gekommen und habe seinen Tribut eingefordert. Den erbeuteten „Zins“ in Form von Rindern, Schafen und Kühen lies dieser vor sich hertreiben. Gilan spricht von Gewalt und Bosheit, mit der sich Urgan seinen Zins erbeutet habe. Natürlich ist der Herzog auf Tristans Angebot hin, ihn für immer von dem Zins und dem Riesen zu befreien, auch bereit dem Freund als Lohn alles zu geben was dieser verlangen würde.3

Ein Hund als Lohn Mit dem Riesen Urgan tritt Tristan seinem zweiten, übermächtigen Gegner gegenüber (eigentlich dem dritten wenn man den Kampf gegen Morold dazu nimmt). Wieder terrorisiert ein mystisches Wesen die umliegenden Ländereien, wieder kann Tristan seinen Mut und seine Stärke im Kampf beweisen. Doch wie auch beim Kampf gegen den Drachen ist es nicht Ehre und Ritterlichkeit (wie beispielsweise in den Arthus-Romanen) die den Helden in den Kampf treiben. Ging es im Drachenkampf wenigstens noch darum, die Heiratsaussichten für Marke mit Isolde zu verbessern, so scheint der Preis für den Tod des Riesen nicht nur untypisch, sondern geradezu fragwürdig: Tristan kämpft um den Zauberhund Petitcrü von Herzog Gilan als Lohn zu erlangen, damit er diesen Isolde als Geschenk schicken kann.

Beschreibung Urgans Ähnlich wie der Drache, wird auch Urgan mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Als „vâlandes barn“ (15961) wird er bezwichnet, „hôchvertic und vermezzen“ (15920). Genannt wird er bei Gottfried auch der zottige Urgan („Urgân li vilûs“, 15922)

Urgans Behausung Urgan lebt in der Nähe von Swales an einem Flussufer. Der Weg den Tristan einschlägt, führt „in eine harte wilden walt“ (15965), einen wilden Wald, der an das Gebiet des Riesen grenzt. Auch hier ist die Ähnlichkeit zur Behausung des bereits besiegten Drachen erwähnenswert, der in der „Wildnis“ gehaust hat. Dort, an einer Brücke, kommt es zum Zusammentreffen der Kämpfer.

Der Kampf Als Urgan Tristan erblickt, welcher die Brücke blockiert, stürmt der Riese ihm entgegen. In der Hand hält er eine sehr lange, stählerne Stange4, die er hoch emporhält. Urgan bietet Tristan höhnisch an er solle aufgeben oder sterben, worauf Tristan ihm mitteilt, er habe keine Angst vor ihm. Urgan spricht durchaus gebildet und scheint auch vom Weltgeschehen einiges mitzubekommen, da er nun Tristans Kampf gegen Morold von Irland erwähnt und auch über Isolde bescheid weiß. Als Tristan jedoch nicht weichen will, wirft Urgan mit der eisernen Stange nach ihm. Die Stange spaltet Tristans Pferd, er selbst kann jedoch ausweichen, worauf der Riese wütend brüllt und Tristan erneut verhöhnt. Tristan sticht Urgan darauf mit seinem Speer ein Auge aus. Als Urgan versucht wieder seine Eisenstange aufzuheben, kommt Tristan bereits mit dem Schwert heran und hackt dem Riesen eine Hand ab, um ihm danach in den Schenkel zu schlagen. Mit der linken Hand greift sich Urgan nun die Stange und versucht Tristan zwischen den Bäumen zu fangen, seine Verletzungen sind jedoch so stark, dass sich der Riese, nachdem er die abgeschlagene Hand aufgehoben hat, in seine nahe gelegene Festung zurück zieht.

In Urgans Burg Tristan folgt der Spur des Verletzten, da er keinen Beweis für den Kampf hat. Er trifft den Riesen jedoch nicht auf seiner Burg an, da dieser inzwischen seine abgeschlagene Hand auf dem Tisch im Saal zurück gelassen hat und ins Tal gelaufen ist um Kräuter für seine Verletzungen zu hohlen. Als Tristan die Hand im Saal entdeckt nimmt er sie an sich und geht wieder, als Urgan zurück kommt und seine Hand nicht mehr findet rennt er voller Wut Tristan nach, der die Hand geschwind unter einem Baumstumpf versteckt. Wie auch in der Drachenkampfepisode verspürt Tristan, völlig unheldenhaft, große Angst vor dem Riesen, stellt sich ihm jedoch trotzdem mit seinem Speer entgegen.

Urgans Tod Bei Tristans erneuten Angriff auf Urgan, zerbricht sein Speer und der Riese schlägt mit der Stange auf ihn ein. Seine große Wut lässt ihn jedoch ungenau zielen, so dass Tristan ihm mit einer Finte das andere Auge ausstechen kann. Blind schlägt der Riese um sich, was Tristan die Gelegenheit gibt den geblendeten Feind von der Brücke zu stoßen. Urgans Körper zerschmettert bei dem Sturz am Felsen. Mit Urgans Hand als Beweis reitet Tristan siegreich zu Gilan zurück. Ganz Swales ist ihm dankbar, er wird mit „prîs unde lop unde êre“ (16207) überschüttet und erhält den Zauberhund Petitcrü als Lohn.

Bedeutung der Szene Der Kampf gegen Urgan weist an vielen Stellen nicht nur Parallelen zum Drachenkampf auf, auch die Rotte-und-Harfe-Episode wird, hauptsächlich durch Tristans Lohnforderung, hier indirekt Verdoppelt. Durch den gewonnenen Hund Petitcrü wird die Verbundenheit der beiden Liebenden dargestellt, die sich, trotz der Trennung, immer noch lieben und die Gefühle des anderen teilen. Außerdem zeigt der Kampf einmal mehr Tristans Überlegenheit, seine Stärke und seinen Mut und was er bereit ist alles für Isolde zu opfern.

	1P. 	Ganz (Ganz/Bechstein II, S. 375) übersetzt mit „South 	Wales“(Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von 	Rüdiger Krohn, S.222) 
	2Urgan 	ist ein keltischer Name und wird in allen Tristan Fassungen erwähnt 	(Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger 	Krohn, S.225) 
	3„Vgl. 	zu dieser Stelle die offensichtliche Parallele in der Gandin-Episode 	(13190 ff.). Hier wie da verspricht der Gastgeber seinem Besucher 	für eine Gefälligkeit, was immer dieser verlangt.“ (Gottfried 	von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 225) 
	4Mit 	Stangen sind gewöhnlich nur Bauern, oder andere Gestalten des 	außerhöfischen Lebens bewaffnet, sie werden als unedle Waffen 	angesehen (vgl. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar 	von Rüdiger Krohn, S.225)