Metaphorik als Stilmittel
Dieser Artikel soll sich mit den verschiedenen Stilmitteln in Wolframs Parzival beschäftigen, insbesondere mit der Metaphorik. Darüber hinausgehend wird auffällige Sprache aufgegriffen werden.
Allgemeines
Das wohl wichtigste Werk Wolfram von Eschenbachs, Parzival ist in mittelhochdeutscher Sprache geschrieben. Dem zeitgenössischen Leser ist der Primärtext also nicht direkt zugänglich, weshalb viele sprachliche Besonderheiten, die uns im Neuhochdeutschen auf den ersten Blick auffallen würden, verborgen bleiben. Um diesem Problem entgegen zu wirken und auf die sprachliche Vielfalt des mittelhochdeutschen Primärtextes hinzuweisen, beschäftigt sich dieser Artikel mit verschiedenen Beispielen, die zeigen, was hinter der Fassade steckt. Schon Aristoteles geht in seiner Poetik auf Metaphern als wichtiges Stilmittel ein. So ist nach Aristoteles eine Metapher "die Übertragung eines Wortes (das somit in uneigentlicher Bedeutung verwendet wird), und zwar entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung, oder von einer Art auf eine andere, oder nach den Regeln der Analogie." [Aristoteles 1982:67] Die Metapher ist eines der am häufigsten benutzten Stilmittel, sowohl in der mittelhochdeutschen Literatur, als auch in der neuhochdeutschen Literatur. Sie bezeichnet immer eine Ähnlichkeit die es dem Rezipienten erleichtert, das vor ihm Stehende besser zu verstehen. "Denn gute Metaphern zu bilden bedeutet, dass man Ähnlichkeiten zu erkennen vermag." [Aristoteles 1982:77] Dies ist eine Eigenschaft deren Wolfram von Eschenbach mächtig war. Im Parzival werden häufig komplexe Zusammenhänge in Form von Metaphern oder Gleichnissen erklärt und dargestellt, wie sich im Folgenden zeigen wird. So sollen sprachliche Bilder die Funktion haben, "Lebendigkeit und Anschaulichkeit zu erzeugen." [Bumke 2004:223] Sind Metaphern gewöhnlich positive Bilder, so nutzt der Erzähler im Parzival dunkle Bilder, die "[...] mitunter ins Fratzenhafte verzerrt [sind]."[Bumke 2004:223] Dieses Stilmittel dient dem Erzähler also nicht ausschließlich als Mittel um Dinge zu vereinfachen, er nutzt sie ebenfalls um zu verhindern, dass die Geschichte Parzivals jedem zugänglich ist. So sagt er deutlich, dass die Erzählung eine sehr komplizierte sei, die nicht für jeden zu verstehen ist. Er schließt damit die tumben liuten aus (1, 16).[1]
Textbeispiele
Das Elsterngleichnis
Beim Elsterngleichnis handelt es sich um die einleitenden Worte des Parzival, also den Prolog, der sich in drei Abschnitte einteilen lässt. Dieses Textbeispiel befasst sich mit dem ersten dieser drei Abschnitte.
Original 1, 1-14 | Übersetzung |
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Ist zwîvel herzen nâchgebûr,
daz muoz der sêle werden sûr. gesmæhet unde gezieret ist, swâ sich parrieret unverzaget mannes muot, als agelstern varwe tuot. der mac dennoch wesen geil: wand an im sint beidiu teil, des himels and der helle. der unstæte geselle hât die swarzen varwe gar. und wirt och nâch der vinster var: sô habet sich an die blanken der mit stæten gedanken. |
Wenn Zweifel nah beim Herzen wohnt, das muss der Seele sauer werden. Schande und Schmuck sind beieinander, wo eines Mannes unverzagter Mut konfus gemu- stert gehen will wie die Elsternfarben. Trotz- dem, der kann doch noch glücklich sein denn an ihm ist etwas von beiden: vom Himmel und von der Hölle. Wer sich mit der Treulosigkeit zusammentut, der hat die schwarze Farbe ganz und muss auch nach der Finsternis geraten. Und so hält der, der fest steht und treu, es mit den Weißen.
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Normalerweise haben Gleichnisse und Metaphern die Aufgabe, es dem Rezipienten zu erleichtern, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen. Im Elsterngleichnis ist dies allerdings nicht der Fall. Hier wird Offensichtliches mehr verschlüsselt als erklärt. Dies führt häufig zu Problemen bei der Übersetzung des mittelhochdeutschen Textes ins Neuhochdeutsche. Vgl. [Haug 2003] Metaphern weisen auf Ähnlichkeiten hin und zeigen somit auch Unterschiede auf. Hierzu werden Bilder benutzt, die etwas beschreiben, das der Tatsache die eigentlich beschrieben werden soll, sehr nahe kommt. Im Neuhochdeutschen ist es schwierig, beispielsweise für Nicht-Muttersprachler, eine solche Metapher, ein solches Bild zu verstehen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Mittelhochdeutschen. Als neuhochdeutscher Rezipient versteht man zwar die einzelnen Worte, die Bedeutung der Metapher zu erkennen ist jedoch um ein vielfaches schwieriger. Nach Bumke tritt das erste Problem beim Verständnis des Elsterngleichnisses und der Metapher bereits in der Fragestellung auf, ob es auf alle Personen im Parzival bezogen werden muss oder nicht. Je nachdem welcher Annahme man folgt, könnte sich parrieren sowohl auf Feirefiz, den Gescheckten, als auch auf alle Personen der Erzählung beziehen. [Bumke 2004: 204] Weiterhin wirft nach Bumke die semantische Vielschichtigkeit des Wortes zwîfel (1,1) Probleme in der Interpretation und dem Verständnis auf. [Bumke 2004: 204] Mit diesem Gleichnis und der in ihr verwobenen Metaphorik fordert der Erzähler von Anfang an viel von seinem Rezipienten. Der Erzähler macht von Anfang an klar, dass die Geschichte die erzählt werden wird nicht für jeden verständlich sein wird.
Original 2, 13-14 | Übersetzung |
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swer mit diesen schanzen allen kan,
an dem hât witze wol getan |
wer da nochmithalten kann bei sämtlichen
Kadenzen, den hat die Weisheit lieb |
Weiterhin problematisch ist das semantische Spektrum des Begriffes agelster. So kann sich auch dieses Motiv sowohl auf Feirefiz und seine Hautfarbe beziehen die als ein agelster (57, 27) aussah, als auch auf die binären Strukturen die der Erzähler wählt um Gegensätze auszudrücken. Beispiele hierfür wären himel und helle, stæte und unstæte, gesmæhet und gezieret. Die Metapher der Elster ist also sehr aussagekräftig für den Beginn der Erzählung über Parzivals Leben und die komplizierten Abenteuer, die den Rezipienten erwarten.
Weitere Textbeispiele
Das Elsterngleichnis ist eines der weniger außergewöhnlichen Bilder im Parzival. Die meisten Bilder die der Erzähler nutzt sind sehr exotisch und besonders. Dies ist auffällig, da der damalige Rezipient viele der Bilder nicht wirklich verstehen konnte, wie beispielsweise die Bilder des Löwen und des Vogelstraußen:
Original 42, 10-14 | Übersetzung |
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daz er niht îsen als ein strûz
und starke vlinse verslant, daz machte daz err niht envant. sîn zorn begunde limmen und als ein lewe brimmen. |
Dass er nicht
Eisen fraß wie der Vogel Strauß und grobe Feuersteine, das lag nur daran, dass er keine fand. Sein Zorn fing an zu knurren und brüllte wie ein Löwe. |
Wie bereits zuvor erwähnt haben Metaphern
Fazit
Literaturverzeichnis
<HarvardReferences/>
[*Aristoteles 1982] Aristoteles. Poetik (Griechisch / Deutsch). Fuhrmann, Manfred, ed. Stuttgart: Philipp Reclam, 1982.
[*Haug 2003] Walter Haug: Die Wahrheit der Fiktion. Studien zur weltlichen und geistlichen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Tübingen 2003.
[*Bumke 2004] Bumke, Joachim. Wolfram Von Eschenbach. 8., Völlig Neu Bearb. Aufl. ed. Stuttgart: Metzler, 2004.
Textausgabe
Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/ New York 2003.
- ↑ Um der Korrektheit Willen muss gesagt sein, dass es sich im Folgenden nicht bei allen Textbeispielen um Metaphern handelt. Einige sind unter der Kategorie Allegorie zu verorten.