Floraete (Gottfried von Straßburg, Tristan)
Floraete ist die Ehefrau von Rual li Foitenant, Marschallin von Parmenien. Sie taucht in der Erzählung nur sehr vereinzelt auf, ist aber eine wichtige Person, da sie zu Tristans Ziehmutter wird, nachdem seine Eltern gestorben sind und seine familiären Verstrickungen auch sie inkludieren.
Einordnung in den Gesamtzusammenhang
Floraete taucht das erste Mal in der Geschichte auf nachdem Blanscheflur und Riwalin sich das Ja-Wort gegeben haben. Sie wird nicht namentlich genannt an dieser Stelle, jedoch wird beschrieben, wie Rual Blanscheflur auf das Schloss Kanoel bringt und sie in die Obhut seiner Frau übergibt.
- ûf dem selben castêle
- haete er dô sîn selbes wîp,
- ein wîp, diu muot unde lîp
- mit wîplîcher staete
- der werlt gewerldet haete. [V. 1648 ff.][Krohn 1980]
Sie wird schon an dieser Stelle als überaus tugendhaft und der höfischen Welt dienlich gezeigt. Sie und ihr Mann Rual sind der Inbegriff der Loyalität und so nehmen sie nachdem Tod ihrer Herren, die Waise, die sie später Tristan nennen, an Kindes statt an.
- der marschalc und sîn saelec wîp,
- die beide ein triuwe unde ein lîp
- got unde der werlden wâren, [V. 1801-1803]
Um das Neugeborene vor einer möglichen Rache Morgans zu beschützen, geben Floraete und ihr Mann das Kind als ihr eigenes aus. Die treue Floraete täuscht eine Schwangerschaft vor. Es wird verbreitet, dass sie ein Kind geboren habe und so erfährt niemand von Tristans wahrer Abstammung, bis Rual sie an Markes Hof offenlegt.
Das Kind wird von ihr über alle Maßen geliebt und sorgsam aufgezogen. Floraete ist es, die als der Kleine sechs Wochen alt ist, mit ihm in die Kirche geht und ihn taufen lässt, nach Ruals Vorschlag, auf den Namen Tristan.
Als er entführt wird erfährt man noch, dass auch sie in großer Sorge ist, doch die Geschichte konzentriert sich in diesem Teilbereich in der Folge auf ihren Mann Rual.
Als der Marschall mit Tristan vom Hofe Markes nach Parmenien zurückkehrt, wird auch Floraete wieder erwähnt.
- ir herze daz vuor rehte enbor,
- als ez gevidert waere.
- si wâren vil einbaere
- beidiu ir wille und ir wort.
- ich weiz wol, daz si über bort
- vil gesellclîchen giengen,
- dâ sî die geste enpfiengen [V. 5244-5250]
Sie ist überglücklich ihren Mann und ihren Sohn wieder bei sich zu haben. Noch einmal werden ihre zahllosen Vorzüge beschrieben und sehr gelobt. Als Tristan Parmenien wieder verlässt, um an Markes Hof zu leben, ist sie voller Kummer, ihren Sohn wieder zu "verlieren".
Erzählerkommentar
Literatur
<HarvardReferences />
- [*Krohn 1980] Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3.Stuttgart 1980 (RUB 4471-3).