Furkie und Curie (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Furkie und Curie sind Fremdwörter. Beide Fachausdrücke kommen aus dem Französischen und sind seit dem 14. Jahrhundert als Jagdsitte bekannt. Es gibt dafür Belege bei Chrétien im "Yvain" und im "Perceval" [1]

Furkie und Curie sind Teile der durch Tristan ausgeführten Entbästung eines Hirschen. Die Entbästung stellt in Gottfrieds von Straßburg Tristan ein weiteres Mittel dar, das Geschick und die erlernten Künste der Hauptfigur darzustellen. Die eigentliche Entbästung sowie die, den einheimischen Protagonisten völlig unbekannte, Tradition von Furkie und Curie beherrscht Tristan in Perfektion und erwirbt damit Bewunderung und großes Ansehen.

Die Entbästung

In der Entbästungs - Szene (V. 2862-3080) beschreibt der Autor ausführlichst die, zur damaligen Zeit übliche, Zerlegung eines Hirschen. Diese wird durch die Hauptfigur Tristan durchgeführt. Tristan beginnt den Hirsch vom Kopf abwärts zu zerlegen. Er löst die Haut von den einzelnen Stücken und separiert Sehnen und Innereien. Im Ergebnis erhält er Brust, Vorderkeulen, Flanken und Läufe.


sus was der hirz entbestet,

diu hût billîche entlestet.

die brust, die büege, sîten, bein,

daz haete er allez über ein

vil schône dort hin dan geleit.

hie mite sô was der bast bereit.


So wurde der Hirsch entbästet,

und die Haut geschickt abgelöst.

Die Brust, die Vorderkeulen, Flanken, Läufe,

das alles hatte er übereinander

säuberlich dort hingelegt.

Damit war das Entbästen beendet.

(V. 2915-2920)[2]


Furkie

Der Begriff Furkie wird im Roman durch den Namen des verwendeten gegabelten Zweiges, der „ Furke“ erläutert.


un wan ez an der furken ist,

durch daz sô heizet dirre list

(V. 2955)


Tristan bezeichnet damit das gesonderte Ablösen von Leber, Netz, Nieren und Hoden und das Festbinden der drei oben erwähnten Organe mit Hilfe des Netzes und grünem Bast an dem gegabelten Zweig, der „Furke“.

Curie

Bei der Curie bereitet Tristan die übrig gebliebenen Organen Herz, Lunge, Milz und Pansen für die Hunde. Er zerteilt sie in kleine Stücke und bereitet diese auf der Haut des Hirsches aus. Den Vorteil dieses Brauchs erläutert Tristan damit, dass es für Spür- und Jagdhunde gut ist, diese Organe zu fressen, da sie viel Blut enthalten und dadurch ihr Jagdinstinkt verstärkt wird. Den Namen Curie leitet er von cuire her, auf welcher er die Stücke zurecht legt.


ez heizet curîe umbe daz,

durch daz ez ûf der cuire lît,

swaz man den hunden danne gît.

als hât diu jegerîe

den selben namen cuîre

von cuire vunden unde genomen.

von cuire sô ist curîe komen.


Es heißt Curie,

weil es auf der >cuire< liegt,

was man dann den Hunden gibt.

So hat die Jagdkunst

den Namen Curie

von >cuire< genommen.

Aus >cuire< ist Curie entstanden.

(V. 3022-3028)


Bedeutung für den Roman

Die beiden Fachausdrücke sind in den französischen Jagdbüchern erst im 14. Jahrhundert zu finden, zu Gottfrieds Zeit waren sie noch unbekannt. Durch den Gebrauch der beiden Jagdtermini bezweckt Gottfried seinen Helden als einen Kulturbringer an Markes Hof darzustellen. Für Ulrike Draesner hat die Jagdszene großen Symbolischen Wert: Im zerlegten Hirschen sieht sie Isolde und auch Tristan selbst, der sich in Isolde verlieben wird. Isolde wird nicht von Tristan gefunden sondern von seinem Onkel Marke. Ebenso hat Tristan den Hirschen erst gefunden, nachdem er von Markes Jagdgesellschaft erlegt worden war. Allerdings ergibt sich Isolde nicht ihrem Schicksal von Marke gefunden worden zu sein und wendet sich Tristan zu. Der Reiz der Geschichte geht jedoch für Draesner von der dritten Person aus, nicht von den beiden Hauptcharakteren. Marke, in der Position des Jägers unter dessen Augen und für dessen Augen das Schauspiel des Tristan Romans stattfindet. Er war es, der den Weg für die beiden bereitete in dem er Isolde heiraten wollte. Ebenso wie er es war der den Hirsch erlegte, der von Tristan ausgenommen und verarbeitet wurde.[3]

Literatur

<references>

  1. Schmidt, Elisabeth: Natur und Kultur in der Jagdszene von Gottfrieds "Tristan" in: Der "Tristan" Gottfrieds von Straßburg: Symposion Santiago de Compostela, 5. bis 8. April 2000, hg. von Christoph Huber und Victor Millet, Tübingen: Niemeyer, 2002, S. 152-166.
  2. Gottfried von Straßburg 2007]Zitationen aus dem Tristan-Text sind zu finden in: Gottfried von Straßburg: Tristan. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Neuhochdeutsche übers., mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn, Bd. 1 u. 2: Text, Bd. 3: Kommentar, 8./9./12. Aufl., Stuttgart 2007-2008 (RUB 4471-4473)
  3. Draesner, Ulrike:Jagen und Sammeln in: entwürfe - Zeitschrift für Literatur: Ausgabe Nr.36, 2003