Reinhart der Sieger (Reinhart Fuchs)
Inhalt
"Ein Unglückstag Reinharts,und dies, obschon er seine kundikeit mannigfach unter Beweis stellt. Das steht im krassen Gegensatz zum Erfolg von Reinharts Finten in der Haupthandlung. Das epische Vorzeichen ist wohl deshalb verquer gesetzt, weil es im Hinblick auf die späteren, vielfach kriminell zu nennenden Taten des Protagonisten nötig schien, diesem beim Publikum einige Symphatien zu sichern: dem Erfolglosen mit reichen Gaben werden sie nie verwehrt."[Ruh 1980:18]
Spätestens nachdem er dem Wolf Isengrin begegnet, kommt es zu einem Wendepunkt in Reinharts Geschichte. Auf einmal gelingen ihm seine Listen und Tricks, mit seiner Gerissenheit fügt er nicht nur Isengrin, sondern auch anderen Tieren erheblichen Schaden zu. Wie und wann Reinhart der Verlierer zu einem Sieger wird, dem nahezu jede seiner Listen gelingt, wird in folgendem Artikel genauer untersucht.
Reinharts letzte Niederlage
Nachdem Reinharts Listen vom Hahn Scantecler, der Meise und auch vom Rabe Diezelin durchschaut wurden, begegnet er seinem vermeintlich nächsten Opfer. Aus einer Laune heraus beschließt Reinhart den Versuch zu starten, auch den Kater Diephret in eine Falle zu locken. Doch erneut scheitert Reinhart und sein erneuter Misserfolg kostet ihn beinahe das Leben.
Reinhart in der Falle
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Reinhart mochte niht gevliehen, | Reinhart vermochte nicht zu fliehen. |
mit dem hovbte wanckt er hin baz, | Aber er konnte seinen Kopf bewegen, |
an der zi t tet er daz. | und so riss er ihn genau zum richtigen Zeitpunkt fort. |
der gebvr slvc, daz die drvhe brach, | Der Bauer schlug auf die Falle, sodass diese zerbrach. |
Reinharte nie liber geschach: | Reinhart geschah noch nie etwas besseres, |
er wonte han verlern daz leben, | hatte er sich doch schon damit abgefunden, sein Leben zu lassen. |
sine kel was vm vunf schillige geben. | Der Preis für seinen Kragen betrug fünf Schilling. |
Reinhart sich niht sovmte, | Reinhart verweilte nicht |
die herberge er rovmte, | an dem Ort, an dem er sich befand |
in dvchte da vil vngemach. | und an dem er sich sehr unwohl fühlte. |
der gebvr im iemerliche nach sach. | Der Bauer konnte ihm nur noch jämmerlich hinterhersehen. |
er begende sich seihen scheiden, | Er begann sich selbst zu rügen, |
er mvste mit anderm gvte gelden. | da er jetzt anders an Geld herankommen musste. |
(RF,372-384) [1]
Durch seine geistesgegenwärtige Handlung gelingt es Reinhart, seinen Kopf in letzter Sekunde aus der Schlinge zu ziehen und sich selbst sein Leben zu retten. Inwiefern diese Szene als eine Art Wendepunkt in Reinharts Geschichte betrachtet werden kann, wird im Folgenden genauer betrachtet.
Geistesgegenwart, Vorsatz und "kündikeit"
Im Laufe der Geschichte gelingen Reinhart seine Listen und Tricks immer besser. Zwar gerät er weiterhin in Notsituationen, es gelingt ihm jedoch immer wieder, sich zu befreien und diese darüber hinaus zu seinem Vorteil auszunutzen...
Literatur
<HarvardReferences />
- [*Ruh 1980]Ruh, Kurt: Reinhart Fuchs: Eine antihöfische Kontrafaktur, in: Höfische Epik des deutschen Mittelalters, Berlin 1980
- ↑ Alle Versangaben beziehen sich auf Heinrich der Glîchezâre (1976): Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, Stuttgart: Reclam.