Benutzer:R Henze
Sitzungen PS "Die mittelhochdeutschen Bearbeitungen der Tristansage"
Sitzung 1 - 29.04.2020
Verse mit Übersetzung
V. 1451-1457:[1]
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
Eß waß schön und langk, | Es war lang und wunderschön. |
do nam der kúng den gedanck, | Da überkam den König der Wunsch, |
daß er wolt schovwen | es näher zu betrachten. |
eß waß von ainer frowen. | Es war das Haar einer Edelfau." |
"do sprach er selber wider sich: | "Er dachte bei sich: |
'hie mit will ich weren mich, | "Es ist das rechte Mittel, mich zu verteidigen, |
der will ich zuo wib begern. | ich will hartnäckig eben diese Frau zur Gattin begehren. |
Zitat
"Glaube nicht alles, was im Internet steht, nur weil es eine bekannte Person gesagt hat" [Mustermann 2020]
Anmerkungen
- ↑ Alle Versangaben nach Oberg, Eilhart von: Tristrant und Isalde, in: Danielle Buschinger und Wolfgang Spiewok (Hgg.), Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 27, Greifswald 1993.
Literaturverweis
<HarvardReferences />
- [*Mustermann 2020] Mustermann, Max: Zitate und das Internet. Zwischen Fake News und Fakten, Musterstadt 2020.
Spielwiese
Stammbäume
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Raumkonzepte bei Eilhart und Gottfried
Waldleben bei Eilhart von Oberg
Das Waldleben bei Eilhart wird als eine Notsituation dargestellt. Der Wald dient Tristrant und Isalde dabei als Exil, als Schutz vor dem König und seinen Untertanen. Das Leben dort ist geprägt von Hunger (V. 4757 ff), Kälte und Witterung. Mertens spricht von einem locus terribilis[Mertens 1995:47] – einem harten, schrecklichen Ort.
Es unterscheidet sich ganz deutlich vom höfischen Alltag, allein schon bei der Beschaffung der Nahrung wird dies hervorgehoben. Tristrant, Isalde und Kurneval müssen sich von Kräutern ernähren, die sie aufgrund ihrer Lage dennoch wertschätzen (V. 4725-4729). Auch durch den Einfallsreichtum Tristrants gelangen sie zu Wild und Fischen (V. 4732 ff). Die Charaktere müssen selbstständig Handeln bzw. arbeiten, um zu Überleben. Kurvenal beschafft die Materialien (Blätter und Äste), welche Tristrant zum Bau einer einfachen Hütte nutzt (V.4716 ff). Und selbst die Königin Isalde kümmert sich derweil um die Pferde (V. 4720), bleibt also nicht tatenlos.
Der Verstand (im Besonderen Tristrants) ermöglicht so zum Teil das Überleben, den größeren Anteil habe dabei vor allem aber die Liebe zwischen Tristrant & Isalde, welche die Strapazen zu einem „Kinderspiel“ mache (V. 4747 ff: ain kindß spil). Dennoch spricht Eilhart hier von Wundern (V. 4771: grovß wunder, da ein normaler Mensch niemals so lange ohne geeignete Nahrung auskommen könnte (V. 4760 ff). Das wird stets mit der Macht der Liebe begründet, wobei das Überleben des Kurnivals selbst wieder als Wunder bezeichnet wird, da er all dies ohne die Minne bewältigen musste (V. 4752). Eilhart gibt sich hier als unwissend.
Der Ort selbst wird als dichter, unwegsamer, wilder Wald beschrieben (V. 4707: der wald waß gar wild) und vor allem durch das harte Überleben charakterisiert. Mertens spricht explizit von einem außerhöfischen Ort.[Mertens 1995:47]Der Wald bietet keine positiven Eigenschaften, lediglich die Fähigkeiten bzw. die Liebe der Figuren ermöglichen, das Beste aus der Situation zu machen. Die vorübergehenden Schutzfunktion ist spätestens mit dem Entdecken durch den Jäger sowie Marke beendet, allerdings war die stetige Gefahr bereits zuvor bekannt und erkennbar (u.a. auch durch das Schwert Tristrants bei Nacht).
Minnegrotte bei Gottfried von Straßburg
Die Minnegrotte bei Gottfried ist laut Mertens ein locos amoenus[Mertens 1995:47] inmitten eines locus terribilis (V. 16765 ff: von disem berge und disem hol sô was ein tageweide wol velse âne gevilde und wiieste unde wilde). Ihre Beschreibung folgt sehr detailliert, allein die Begriffsvielfalt für diesen Ort ist bemerkenswert: hol (V. 16686), der minnenden hol (V. 16705), wilden klûse.(V. 16810), fossiure (V. 16708) usw. Bei der Grotte handelt es sich um einen prunkvollen Ort, welcher aus wertvollen Materialien besteht, u.a. sind die Tore aus Erz (V. 16702), der Boden aus grünem Marmor (V. 16719) oder das Bett aus Kristall (V. 16720 ff). Sonnenlicht kann durch Fenster in die Höhle dringen (V. 16729 ff). Von schlechten Wetter ist nicht die Rede, eine Schutzfunktion gegen äußere Einflüsse (Regen, Kälte etc.) wird ihr somit nicht zuteil. Es ergibt sich stattdessen ein äußerst positives Bild einer kunstvoll erbauten Grotte, welche dem Liebespaar als Lustort dient.[Mertens 1995:47] Es herrscht eine gewisse Idylle, in der die Liebenden ihren gewohnten höfischen Alltag an anderer Stelle nachgehen können. Sie singen gemeinsam, gehen spazieren und Jagen allein aus Vergnügen. Mertens und Bertau sprechen hier von "stundenplangeregelt"[Mertens 1995:50], indem der Alttag in Ruhe und Beschäftigungszeiten eingeteilt wird.[Mertens 1995:49] Erst durch das Erscheinen König Markes und seinem Jagdtrupp wird diese Ruhe gestört.
Unterschiede beider Raumkonzepte
Beide Raumkonzepte behandeln das Leben der beiden Liebenden außerhalb des Hofes, allerdings auf gänzlich unterschiedliche Art und Weise. Während bei Eilhart das harte Leben im Exil geschildert wird, widmet sich Gottfried einer deutlich idyllischeren Darstellung. Das Waldleben stellt ein "rechtloses Leben außerhalb der Gesellschaft"[Mertens 1995:47] vor, in der die Strapazen nur durch die Liebe bzw. Wirkung des Liebestrankes bewältigt werden können. Kurneval nimmt hierbei eine Sonderrolle ein, da er es ohne Liebestrank durchstehen musste, allerdings dafür große Not litt (V. V. 4751) – im Gegensatz zu Tristrant & Isalde. Der Ort wird im Hinblick zur Minnegrotte-Episode relativ gering beschrieben. Es werden ihm nur wenige Attribute genannt. Stattdessen wird vielmehr die negative Lebenssituation (Kälte, Hunger etc.), die sich aus den lokalen Umständen ergibt, anhand der Personen beschrieben. Der Umgang mit den Qualen/Entbehrungen steht demnach im Vordergrund.
Bei Gottfried treten diese Qualen erst gar nicht auf. Sie benötigen keine Nahrung, sondern "ernährten" sich allein durch die gegenseitige Minne (V. 16822 ff). Auch erfahren sie scheinbar keine Kälte bzw. Regen während ihres Aufenthaltes. Selbst wenn diese Problematik eintreten würde, könnte die Minnegrotte eine Schutzfunktion ausüben. Da es aber nicht nötig ist, wird ihr allein die Funktion als Lustort[Mertens 1995:47] zuteil. Dies bietet dem Liebespaar die Möglichkeit, ihren gewohnten höfischen Ablauf an anderer Stelle aufzunehmen. Bei Eilhart ist dies nicht möglich, sie befinden sich dort in einem locus terribilis (in diesem Fall ein Wald) und müssen ums Überleben kämpfen. Die Grotte hingegen ist lediglich von einem solchen locus terribilis umgeben, sie selbst allerdings ist ein sogenannter locos amoenus[Mertens 1995:47]. Es bildet nun mehr einen "gesellschaftsfreien Idealzustand"[Mertens 1995:47] für das Paar. Dieser endet erst, als der König Marke in die Nähe der Höhle gelangt und ihnen eine Botschaft zukommen lässt. Bei der Wald-Episode hält das Entdecken des Verstecks die Liebenden nicht auf, sie fliehen weiter noch tiefer in den Wald. Erst durch die schwindende Wirkung des Liebestrankes wird das Leben im Exil bei Eilhart beendet.
Eine Schlüsselszene in beiden Versionen nimmt das Schwert Tristrants bzw. Tristans ein.
Funktionen der Raumkonzepte
<HarvardReferences />
- [*Mertens 1995] Mertens, Volker: "Bildersaal - Minnegrotte - Liebestrank. Zu Symbol, Allegorie und Mythos im Tristanroma", in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 117 (1995), S. 40-64.<HarvardReferences />