Heinrich der Glîchezâre

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Heinrich wird als Kompilator im mittelhochdeutschen Versroman Reinhart Fuchs benannt und gilt als dessen dichtender Verfasser. Dieser soll Ende des 12. Jahrhunderts im elsäßischen Raum tätig gewesen sein. Der Glîchezare (nhd. der Gleisner, alternative Schreibweisen: glichesere[1], glîchesære[2], glîchezære) ist als sein Beiname in der Forschung geläufig, gleichwohl diese Textinterpretation als Eigenbezeichnung zu deuten im Konsens der Reinhart-Forschung unentschieden ist.

Der Glîchesære

Der Bearbeiter des RF ("die richte sider ein ander man, der ovch ein teil getichtes kan", V.2253f. in RF) stellt den Autor als "Heinrich der glîchsenêre" (V.1784ff. und V.2250f. im RF) vor. Es gibt Vermutungen, dass es sich bei dieser Namenszuschreibung um ein Missverständnis handelt [Ruh 1980: 16]. Nach einer neueren Untersuchung der arg zerstörten Stelle um die Verse 1786ff. in den elsässischen Pergamentblättern S aus dem frühen 13. Jahrhundert wurden folgende Verse ans Licht gebracht: vernement seltsaniv dinc / vnde fremdiv mere / vonme g(i)lichezare. / der ivch kunde git gewarlich, / der (er?) ist geheizin heinrich. / er hat daz buoch gedihtot / vmbe isingrines not [Schwab 1967]. Solch eine Formulierung deutet darauf hin, dass sich glichezare (Heuchler) nicht auf den Autor, sondern auf Reinhart bezieht. Sicher mit dem Autor in Verbindung gebracht werden kann an dieser Stelle nur der Name "Heinich", der damals ein Allerweltsname war und "der der Anonymität gleich kam [Ruh 1980:16]. Vielleicht war diese Anonymität sogar intentional gewählt, was jedoch offen bleiben muss.

Wirkungsraum und Auftraggeber

Als Herkunft der Dichtung steht das Elsass fest. Mögliche Auftraggeber sind die Dagsburger, welche Hauptakteure der antistaufischen Partei im Elsass sind. Außerdem sind sie mächtige Herren mit noch mächtigeren Verwandten in Lothringen, Luxemburg und Brabant [Ruh 1980:16].

Berufsstand und Wissen

Politische Positionen

  • Der Autor Heinrich ist nicht antifeudal, sondern antistaufisch [Ruh 1980: 29].

Einzelnachweise

  1. Schreibweise basierend auf der Textausgabe des Reinhart Fuchs von Göttert. [Göttert 1976]
  2. hyperkorrekte Form bei Matthias Lexer.

Literatur

<harvardreferences /> [*Baesecke 1927] Baesecke, Georg: Heinrich der Glichezare, in: ZfdP 52 (1927) S. 1-22.

[*Bumke 1979] Bumke, Joachim: Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber höfischer Literatur in Deutschland 1150-1300, München 1979.

[*Düwel 1984] Düwel, Klaus: Zum Stand der Reinhart Fuchs-Forschung, in: Epopée animale, fable, fabliau. Actes du IV. Colloque de la Société Internationale Renardienne, Evreux, hg. von Gabriel Bianciotto, Paris 1984, S. 197-213.

[*Göttert 1976] Göttert, Karl-Heinz: Heinrich der Glîchezare. Reinhart Fuchs, Stuttgart 1976.

[*Ochs 1954] Ochs, Ernst: Eine Hocke mittelhochdeutscher Nüsse, in: Annales Academia Scientiarium Fennicae Bd. 84, Helsinki 1954, S. 149-154.

[*Ruh 1980] Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters II, Berlin 980. (Grundlagen der Germanistik, 25)

[*Schwab 1967] Schwab, Ute: Zur Datierung und Entstehung des Reinhart Fuchs. Mit einem textikritischen Beitrag von Klaus Düwel, Neapel 1967.

[*Schwob 1986] Schwob, Anton: Fride unde reht sint sêre wunt. Historiographen und Dichter der Stauferzeit über die Wahrung von Frieden und Recht, in: Sprache und Recht. Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Festschrift für Ruth Schmidt-Wiegand zum 60. Geburtstag, hg. von Karl Hauck, Karl Kroeschell, Stefan Sonderegger, Dagmar Hüpper, Gabriele von Olberg. Berlin/New York 1986. S. 846-869.

[*Steinmeyer 1879] von Steinmeyer, Elias: Heinrich der Glichezare, in: ADB Bd. 9, Leipzig 1879, S. 236.

[*Wallner 1923] Wallner, Anton: Reinhartfragen, in: ZfdA (1923), S. 177-216.