Schneekind
Das Schneekind
Inhaltsangabe: Die Schneekind-Erzählung handelt von einer unehrlichen Ehefrau, die in der Abwesenheit ihres Mannes ein Kind von einem anderen Mann bekommt. Obwohl dies für den rückkehrenden Ehemann offensichtlich ist, leugnet die Frau ihre Untreue. Sie erzählt dem Mann, sie habe ein wenig Schnee in den Mund genommen, an seine Liebe gedacht und in Folge dessen das Kind empfangen. Der Mann durchschaut die Lüge, aber zieht das Kind dennoch zehn Jahre lang auf und verkauft es dann auf einer Reise einem reichen Kaufmann. Bei seiner alleinigen Rückkehr zur Frau erzählt er, das Schneekind sei nass geworden, geschmolzen und existiere deshalb nicht mehr. Somit rächt sich der Mann für den Betrug seiner Frau.
Autorschaft: Wie bei vielen mittelalterlichen Erzählungen liegt auch beim Schneekind-Schwank eine anonyme Autorschaft vor. Jedoch ist es gut denkbar, dass es sich bei dem/ der Autor/ -in um den Stricker handelt, da viele charakteristische Eigenschaften der Schneekind-Erzählung mit denen der Stricker-Mären übereinstimmen.
Charakteristische Merkmale des Schneekind-Schwanks: Wie in den oben genannten Stricker-Mären handelt es sich im Schneekind um flache Charaktere; also Typen mit einem dominierenden Charakterzug. Die Figuren haben demnach auch keinen Namen. Die Frau ist in diesem Fall mit den Attributen "unehrlich" und "untreu" in Verbindung zu setzen; der Mann besitzt die Charakterzüge "schlau" uns "listig". Ein weiteres Merkmal der Schneekind-Erzählung ist das kommentierende Eingreifen des auktorialen Erzählers mithilfe von Reflexionen, Urteilen und Wertungen; es liegt demnach eine explizite Lehre vor. Des Weiteren entspricht das Schneekind der Märe-Definition von Hans Fischer. Auch die List des Mannes als Reaktion auf die Lüge seiner Frau ist ein typisches Merkmal von (Stricker-) Mären.