Benutzerin:Ina Klompmaker
- Winterlied 10
- Sommerlied 4
Übersetzung des Primärtextes zu Woche 2
Winterlied 10
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung | ||
|---|---|---|---|
| Dô der liebe summer | Als der geliebte Sommer | ||
| ureloup genam, | sich verabschiedet hatte, | ||
| dô muose man der tänze | da musste man die Tänze | ||
| ûfm anger gar verphlegen. | auf dem Ackerland gänzlich aufgeben. | ||
| des gewan sît kummer | Daher bekam der | ||
| der herre Gunderam: | Herr Gunderam Kummer: | ||
| der muose ouch sîn gestränze | Der musste ebenfalls sein müssiges Umherlaufen | ||
| dô lazzen under wegen. | bisweilen unterlassen. | ||
| der ist bickelmeister disen winder: | Der ist Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter: | ||
| oeder gouch ist in dem lande ninder, | einen närrischen Toren gibt es in diesem Land keineswegs; | ||
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | sein Schwert muss wohl für eine Weile nach hinten zeigen. | ||
| Waz er an den meiden | Was er den Mädchen | ||
| wunders dâ begât, | Wunderliches dort gewährt hat, | ||
| ê daz mîn vrouwe Schelle | ehe meine Dame es vollbrachte | ||
| volender ir gebot! | ihm die Schelle anzubieten! | ||
| erst vil unbescheiden, | Erst sehr unbestimmt, | ||
| wan swelhe er bestât, | er hält dem leeren Schlinger stand, | ||
| diu wirt von slegen helle | dieser wird von den Schlägen schwach | ||
| und mîdende den spot; | und sie gebührten ihm den Spott; | ||
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | da formten alle ein Schmunzeln, | ||
| des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verheimlichen konnten! | ||
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Das hat ihre Hand von solcher Meisterlichkeit oft empfunden. | ||
| Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, | ||
| sô hebent sî sich dar | dann machen sie sich dorthin auf | ||
| mit einer samenunge, | mit einer Zusammenkunft, | ||
| den ich wol schaden gan. | die ich gegründet habe. | ||
| Werenbreht der lîret, | Werenbreht spielt die Leier, | ||
| sô sumbert Sigemâr. | neben Sigemâr, der die Pauke schlägt. | ||
| daz in dâ misselunge, | Dass ihm das misslingt, | ||
| daz laege et eben an! | darauf ist es angelegt! | ||
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Da sich das Licht sehr von uns abwenden mag: | ||
| wellents ir getelse niht vermîden, | wollen sie ihr ... nicht vermeiden, | ||
| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | sie können sich zwei von meiner Gerte des Weibels sehr auseinander schneiden. | ||
| Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, | ||
| dâs alle giengen bî, | zu dem alle gingen, | ||
| dâ wurde ein spil von hende | da wäre ein behendes Spiel | ||
| mit beiden ekken zuo. | zu beiden Seiten. | ||
| lîhte geviele ein schanze, | Leicht würde sich ein Glücksspiel ergeben, | ||
| daz vor mir laegen drî. | sodass vor mir drei Teile liegen würden. | ||
| ich hielte ez âne wende, | Ich würde es unleugbar halten, | ||
| verbüte ez einer vruo. | und es einer Frau verbieten. | ||
| sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück hälfen mir zu gewinnen, | ||
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie von allen vier Seiten davonlaufen müssten. | ||
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie los und lassen ihr ausgelassenes Wesen zerrinnen! | ||
| Sîne weidegenge | Sein Treiben | ||
| die verewent mich grâ, | lässt mich grau werden, | ||
| swenn er verwendeclîchen | sobald er | ||
| vür mîne vrouwen gât. | zu meiner Dame geht. | ||
| trîbet erz die lenge, | Treibt er es lange, | ||
| bestât er danne dâ, | und belagert er die Dame lange | ||
| man hilft im ûz der kîchen, | dann hilft man ihm aus dem Keuchen heraus, | ||
| daz er vil riuwic stât. | dass er dann viel Reue zeigt. | ||
| er und etelîcher sîn geselle, | Er und irgendeiner seiner Gesellen, | ||
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | den ich tanzend immerfort erwische, | ||
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | das sei gewiss, ich schlage ihn, dass ihm eine Elle offen steht! | ||
| Im hilft niht sîn treie | Seine Treue hilft ihm nicht | ||
| noch sîn hiubelhuot; | noch sein Haubenhut; | ||
| ez wirt im in getrenket: | er wird getränkt: | ||
| er zuhte ir einen bal. | Er zückte eine Kugel. | ||
| erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie; | ||
| sîn tumbelîcher muot | sein törichter Mut | ||
| der wirt im dâ bekrenket. | wird ihn verletzen. | ||
| wil er vür Riuwental | Will er für Reuental | ||
| hin und her sô vil gewentschelieren, | hin und her so sehr gewandelieren, | ||
| er wirt wol zeteiset under vieren. | er wird wohl ... unter den Vieren. | ||
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn er taumelt? | ||
| Die wîl ich die klingen | Die will ich klingend | ||
| um mîne sîten trage, | an meiner Seite tragen, | ||
| sô darf mir durch mîn sumber | daher darf mit durch meine Pauke | ||
| niemen stechen nieht. | niemand hindurch stechen. | ||
| er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit wegspringen: | ||
| begrîfe ichn mit dem slage, | Umfasse ich ihn nicht mit dem Schlage, | ||
| ich slahe in, daz er tumber | schlage ich ihn, dass er taumelt | ||
| schouwet nimmer lieht. | und nie mehr das Licht wieder erblickt. | ||
| ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich befördere seinen Leib in die Asche | ||
| und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlage ihn willentlich mit einer Flasche, | ||
| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde wegfressen müssen. | ||
| Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat so gesungen, | ||
| daz ich in hazzen wil | dass ich ihn dafür hassen will | ||
| durch mînes neven willen, | durch meines Verwandten Willen, | ||
| des neven er beschallt. | dessen Verwandten er beschuldigt hat. | ||
| lieze ers unbetwungen! | Ließe er es doch ohne Zwang! | ||
| es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. | ||
| enpflæge er sîner grillen | Entzöge er sich seines Zornes | ||
| und het ouch der gewalt! | und auch der Gewalt! | ||
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Schmähen, das meine Freude hemmt. | ||
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wird das Gerichtsschwert mir gewetzt, | ||
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | trenne ich ihn auf, dass man wohl einen Sessel in ihn setzen könnte. |
Übersetzung des Primärtextes zu Woche 3
Sommerlied 4
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Wiese und Wald stehen in Freuden; |
| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât | sie haben sich mit ihrer besten Kleidung geschmückt |
| die in der meie hât gesant. | die der Mai ihnen beschert hat. |
| sî wir alle | Alle sind |
| frô mit schalle! | heiter mit Gelärme! |
| sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Schnell aus der Stube, ihr übermütigen Kinder, |
| lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Der strenge Winter ist dahin |
| unde ouch der vil kalte snê. | und mit ihm der sehr kalte Schnee. |
| hebt iuch balde | Begebt auch bald |
| zu dem walde! | in den Wald! |
| vogelîn singent, den was wê. | Die Vögel singen, dennoch gab es Schmerz. |
| Diu sint ergetzet leides gar. | Das sind ganz vergessene Leiden. |
| ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt die Heilung wahr, |
| waz der sumer erzeiget hât! | die der Sommer mir erwiesen hat! |
| er wil rîchen | er wird |
| sicherlîchen | sicher |
| manegen boum mit loubes wât. | manchen Baum in Laub einkleiden. |
| Die nû vor grôzer huote megen, | Die sich in großer Sittlichkeit verstehen, |
| die suln balde ir bestez vîrtacgewant an legen, | die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anziehen, |
| lâzen sich dar inne ersehen! | sich darin sehen lassen! |
| wir suln schouwen | wir sollen |
| vor der ouwen | von dem Strom schauen |
| maneger hande bluomen brehen. | von mancher Hand funkeln Blumen. |
| Swie Riuwental mîn eigen sî, | So wie Reuental mein eigen sei, |
| ich bin disen sumer aller sorgen frî, | ich bin diesen Sommer frei von allen Sorgen, |
| sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorbei ist. |
| ich wil lêren | ich will |
| die jungen êren | die Jünglinge in Ehrerbietung und Freude unterweisen: |
| freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach steht mir der Sinn. |