| Mittelhochdeutsch |
Übersetzung
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| Dô der liebe summer |
Als der liebe Sommer
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| urelopu genam, |
Abschied nahm,
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| dô mouse man der tänze |
da musste man ganz auf die Tänze
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| ûfm anger gar verphlegen. |
auf der Wiese verzichten.
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| des gewan sît kummer |
Daher hatte Herr Gunderam
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| der herre Gunderam: |
seither Kummer:
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| der mouse ouch sîn gestänze |
Dieser musste nun auch sein Großgetue
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| dô lâzen under wegen. |
auf der Strecke lassen.
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| der ist bickelmeister disen winder. |
Der ist der Aufseher beim Würfelspiel diesen Winter:
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| œder gouch ist in dem lande ninder; |
Nirgendwo ist ein törichterer Dummkopf im Land;
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| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. |
Sein Schwert (Räume die Gasse) gafft immer weit zum Hintern.
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| Waz er an den meiden |
Was er an den Mädchen
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| wunders dâ begât, |
Wundertaten verübt,
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| ê daz mîn vrouwe Schelle |
noch ehe meine Herrin Glocke
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| volende ir gebot! |
ihr Verbot vollendet!
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| erst vil unbescheiden, |
Er ist sehr rücksichtslos,
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| wan swelhe er bestât, |
welche er auch immer belagert,
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| diu wirt von slegen helle |
die wird von Schlägen hell
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| und mîdende den spot; |
und verzichtet auf Verspottung;
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| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, |
aus diesem Grund sollen alle ihr Schmunzeln lassen,
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| des die jungen niht verheln erkunden! |
von dem die jungen Leute nicht lassen können!
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| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden |
Von der Prügel hat ihre Hand viel abbekommen !
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| immer, sô man vîret, |
Immer, wenn man feiert,
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| sô hebent sî sich dar |
dann machen sie sich auf,
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| mit einer samenunge, |
mit einer Gesellschaft,
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| den ich wol schaden gan. |
denen ich von Herzen Schaden gönne.
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| Werenbreht der lîret, |
Wehrenbreht, der spielt auf der Leier,
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| sô sumbert Sigemâr. |
während Sigemâr geigt.
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| daz in dâ misselunge, |
Dass ihnen ein Missgeschick passiert,
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| daz læge et eben an! |
das wäre genau angemessen!
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| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: |
Dass sich doch viel Helligkeit wenden kann:
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| wellents ir getelse niht vermîden, |
Wenn sie ihre Zügellosigkeit nicht unterlassen wollen,
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| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. |
dann können sich zwei an meinem Gerichtsschwert sehr verletzen.
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| Kœme ich zeinem tanze, |
Käme ich zu einem Tanz,
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| dâs alle giengen bî, |
bei dem sie alle mitmachten,
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| dâ wurde ein spil von hende |
da entstünde ein Spiel mit beiden Händen
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| mit beiden ekken zuo. |
mit beiden Schwertschneiden dabei.
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| lîhte geviele ein schanze, |
Vielleicht würde ein Wurf fallen,
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| daz vor mir lægen drî. |
sodass drei vor mir lägen.
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| ich hielte ez âne wende, |
Ich hielte es für unabwendbar,
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| verbüte ez einer vrou. |
außer es würde einer unterbinden.
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| sige und sælde hulfen mir gewinnen, |
Übermacht und Glück halfen mir zu gewinnen,
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| daz si halbe müesen dan entrinnen. |
dass sie zur Hälfte davon laufen müssen.
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| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! |
Nun zieht das Schwert und lasst ihre Ausgelassenheit verrinnen!
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| Sîne weidegenge |
Seine Jagden
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| die verewent mich grâ, |
die lassen mich grau werden,
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| swenn er verwendeclîchen |
immer wenn er hochmütig
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| vür mîne vrouwen gât. |
für meine Dame geht.
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| trîbet erz die lenge, |
Wenn er es auf Dauer treibt,
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| bestât er danne dâ, |
wenn er dabei bleibt,
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| man hilft im ûz der kîchen, |
dann hilft man ihm aus dem Asthma (schweren Atmen),
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| daz der vil riuwic stât. |
sodass er sehr schmerzerfüllt steht.
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| er und etelîcher sîn geselle, |
Er und einige seiner Getreuen,
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| den ich tanzent an ir hant ersnelle, |
wen ich davon tanzend an ihrer Hand erwische,
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| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! |
der kann gewiss sein, ich schlage ihn, dass ein Arm offen steht!
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| Im hilft niht sîn treie |
Ihm hilft weder sein Wams
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| noch sîn hiubelhout; |
noch sein Helm;
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| ez wirt im in getrenket: |
Es wird ihm eingeschenkt:
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| er zuhte ir einen bal. |
er entriss ihr einen Ball.
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| erst ein tœrscher leie; |
Er ist ein närrischer Laie;
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| sîn tumbelîcher muot |
sein törrichter Verstand
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| der wirt im dâ bekrenket. |
der wird ihm da zu Fall gebracht.
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| wil er vür Riuwental |
Wenn er mal im Jammertal
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| hin und her sô vil gewentschelieren, |
so hin und her streift,
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| er wirt wol zezeiset under vieren. |
dann wird er gewiss zerzaust.
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| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? |
Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wenn etwas für ihn abfallen wird?
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| Die wîl ich die klingen |
Solnge ich die Klinge
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| um mîne sîten trage, |
an meiner Seite trage,
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| sô darf mir durch mîn sumber |
so kann niemand mein Geflecht
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| niemen stechen nieht. |
durchtrennen.
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| er mouz vil wîte springen: |
Er muss sehr weit galoppieren:
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| begrîfe ichn mit dem slage, |
erreichte ich ihn mit dem Schlag,
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| ich slahe in, daz er tumber |
ich schlüge ihn, sodass der Törichte
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| schouwet nimmer lieht. |
nie wieder Licht erblicken würde.
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| ich hilf im des lîbes in den aschen |
ich befreie ihm seinen Leib in die Asche
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| und slah im mit willen eine vlaschen, |
und schlage ihn mit Gefallen mit einer Flasche,
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| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. |
sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde naschen können.
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| Her Nîthart hât gesungen, |
Herr Neidhart hat so gesungen,
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| daz ich in hazzen wil |
dass ich ihn hassen will,
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| durch mînes neven willen, |
wegen des Willens meines Onkels
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| des neven er beschallt. |
dessen Neffen er beleidigt.
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| lieze ers unbetwungen! |
Ließe er es ohne Zwang!
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| es ist im gar ze vil. |
Es ist ihm gänzlich zu viel.
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| enpflæge er sîner grillen |
Kultivierte er seiner Grillen,
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| und het ouch der gewalt! |
und hätte auch er Macht!
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| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. |
Es ist eine Kritik, die mich meiner Freude beraubt.
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| wirt diu weibelroute mir gewetzet, |
wirst du Gerichtsschwert mir gewetzt,
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| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. |
ich trenne ihn auf, sodass man gut einen Sessel in ihn setzen kann.
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