Benutzer:ZimmerLaura

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Übersetzungen Seminar "Neidhart und seine Follower" (WS 20/21)

Winterlied 10 (Str. I - VI)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Dô der liebe summer Als der liebe Sommer
ureloup genam, seinen Abschied nahm,
dô mouse man der tänze da musste man die Tänze/ Lustspiele
ûfm anger gar verphlegen. auf dem Acker beenden.
des gewan sît kummer Daher überkam
der herre Gunderam: den Herrn Gunderam seither Kummer:
der mouse ouch sîn gestänze Er musste auch seine Landstreicherei
dô lâzen under wegen. sein lassen.
der ist bickelmeister disen winder: Er ist meister dieses Winters im Würfelspiel:
œder gouch ist in dem lande ninder; Es gibt nirgendwo einen törichteren Schmarotzer im Land;
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. der sein Schwert immer hinter sich trug
Waz er an den meiden Was er an den Frauen
wunders dâ begât, Unvorstellbares da hat verübt,
ê daz mîn vrouwe Schelle ehe meine Herrin Schelle
volende ir gebot! ihr Verbot missachtete
erst vil unbescheiden, Beim ersten mal sehr rücksichtslos,
wan swelhe er bestât, als er betrunken kämpfte
diu wirt von slegen helle diese werden von Schlägen
und mîdende den spot; und meidete den Spott
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, davon mussten alle schmunzeln,
des die jungen niht verheln enkunden! das konnten die Knaben nicht verbergen!
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. Das hat ihm Kummer bereitet.

Immer, sô man vîret, Immer, wenn man feiert,
sô hebent sî sich dar dann versammeln sie sich
mit einer samenunge, in einer Sammlung ,
den ich wol schaden gan. bei der ich Schaden anrichten würde
sô sumbert Sigemâr. während Sigemâr trommelt.
daz in dâ misselunge, Dass ihnen da missglückt,
daz læge et eben an! das wäre sinnvoll!
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: Dass sich das vielleicht ändern mag:
wellents ir getelse niht vermîden, Will ihre Zügellosigkeit nicht aufhören,
sich mugen zwêne an mîner weibelruotem wol versnîden. mögen sich die zwei wohl an meiner Klinge des Schwerts schneiden!

Kœme ich zeinem tanze, Käme ich zu einem Tanz,
dâs alle giengen bî, bei dem sie alle zusammen wären,
dâ wurde ein spil von hende da beginnt ein Spiel mit Händen
mit beiden ekken zuo. samt beiden Schwertern.
lîhte geviele ein schanze, Vielleicht fällt ein Glückswurf,
daz vor mir lægen drî. sodass vor mir drei liegen.
ich hielte ez âne wende, Ich hielt es für möglich,
verbüte ez einer vruo. eine Frau es vertauscht hat.
sige und sælde hulfen mir gewinnen, Überlegenheit und Macht halfen mir zu gewinnen,
daz si halbe müesen dan entrinnen. sodass sie dann davonlaufen müssen.
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! Nun verspielen wir unseren Einsatz und lasst ihren Übermut dahinschwinden!

Sîne wiedegenge Sein Jagen
die verewent mich grâ, lässt mich ergrauen,
swenn er verwendeclîchen wann immer er hochmütig
vür mîne vrouwen gât. vor meine Herrin tritt.
trîbet erz die lenge, Treibt er es zu Lange,
bestât er danne dâ, verbleibt er doch dabei,
man hilft im ûz der kîchen, man helfe ihm beim keuchen ,
daz er vil riuwic stât. damit er leidvoll steht.
er und etelîche sîn geselle, Er als auch seine Gesellen,
den ich tanzent an ir hant ersnelle, die ich tanzend an ihrer Hand erwische,
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! das sei gewiss, dass ich sie schlagen würde und nicht unversehrt davonkommen!

Im hilft niht sîn treie Ihm hilft weder sein Wams,
noch sîn hiubelhout; noch sein Helm;
ez wirt im in getrenket: auch er wird ins Wasser geworfen:
er zuhte ir einen bal. er hat ihr einen Ball entrissen.
erst eon tœrscher leie; Erst ein törichter Leie;
sîn tumbelîcher muot sein unbedachter Mut
der wirt im dâ bekrenket. der wir ihn da verletzten.
wil er vür Riuwental Will er für Reuental
hin und her sô vil gewentschelieren, doch eifrig umherstreifen,
er wirt wol zezeiset under vieren. er wird wohl von vieren zerzaust.
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wenn für ihn etwas abfällt?

Die wîl ich die klingen Will ich überall meine Klinge
um mîne sîten trage, an meiner Seite tragen,
sô darf mir durch mîn sumber so darf mir niemand durch meine Kleidung
niemen stechen nieht. stechen.
er muoz vil wîte springen: Er muss sehr weit springen:
begrîfe ichn mit dem slage, treffe ich ihn mit einem Schlag,
ich slahe in, daz er tumber ich schlage ihn, sodass er besinnungslos
schouwet nimmer lieht. kein Licht mehr sieht.
ich hilf im des lîbes in den aschen ich half ihm freudig in die Asche
und slah im mit willen eine vlaschen, und gebe ihm mit Vergnügen einen Hieb,
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. sodass ihm die Hunde das Hirn von der Erde lecken können.

Her Nîthart hât gesungen, Herr Neidhart hat gesungen,
daz ich in hazzen wil dass ich ihn hassen will
durch mînes neven willen, durch meines Neffens Willen,
des neven er beschalt. den Neffen, den er von sich weggestoßen hat.
lieze ers unbetwungen! Ließe er es ungeschoren!
es ist im gar ze vil. Es ist ihm viel zu viel.
enpflæge er sîner grillen Soll er seine grellen Schreie zurückhalten
und het ouch der gewalt! und auch mit Gewalt!
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. Es ist eine Beleidigung, dass mir dadurch Freude genommen wird.
wirt diu weibelruote mir gewetzet, Wenn er meine Klinge zu spüren bekommt,
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. dann schneide ich ihn auf, sodass man einen Sessel in ihn setzten kann.


Sommerlied 4 (Str. I - V)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Heid, anger , walt in fröuden stât; Wiese, Anger und Wald stehen in Freude
diu hânt sich bereitet mir ir besten wât, denn diese haben ihre besten Gewänder angezogen ,
die in der meie hât gesant. die ihnen der Mai gebracht hat.
sî wir alle Wir alle sind froh
frô mit schalle! und jubeln!
sumer ist komen in diu lant. Sommer ist in das Land gekommen.

Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, Kommt aus der Stube, ihr törichten Kinder,
lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint lasst euch auf der Straße sehen! Fort ist der beißende Wind
unde ouch vil kalte snê. und auch der sehr kalte Schnee.
hebt iuch balde Brecht gleich
zuo dem walde! zum Wald auf!
vogelîn singent, den was wê. Vöglein singet, ihnen ging es schlecht

Diu sint ergetzet leides gar. Der Kummer wird vergessen.
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, Das sollt ihr mir glauben! Nehmt es selbst wahr,
waz der sumer erzeiget hât! was der Sommer geschaffen hat!
er wil rîchen Er will
sîcherlichen bestimmt
manege boum mit loubes wât. viele Bäume mit einem Laubgewand belohnen.

Diu nû vor grôzer huote megen, Die nue
die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anlegen,
lâzen sich dar inne ersehen! und lassen sich darin sehen!
wir suln schouwen Wir sollen uns
vor den ouwen die Wiesen ansehen
maneger hande bluomen brehen. da vielerlei Blumen blühen.

Swie Riuwental mîn eigen sî, Auch wenn Reuental mein Eigen ist,
ich bin disen summer aller sorgen frî, ich habe diesen Sommer keine Sorgen
sît der winter ist dâ hin. seit der Winter vorbei ist.
ich wil lêren Ich will
die jungen êren den jungen Leuten lehren
freude: dar nâch stêt mîn sin. die Freude zu ehren: danach steht mir mein Sinn.

Sommerlied 18

Mittelhochdeutsch Übersetzung
"Uns wil ein sumer komen", "Bald wird der Sommer kommen",
sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen. sprach ein Mädchen: "Ja, den von Riuvental habe ich gehört.
jâ wil ich in loben. Ich will ihn loben.
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. Wegen ihm springt mein Herz vor Freude, als ob es toben würde.
ich hœr in dort singen vor den kinden. Ich höre ihn dort vor den Kindern singen.
jâne wil ich nimmer des erwinden, damit will ich nicht warten,
ich springe an sîner hende zuo den linden." ich springe an seiner Hand zu den Linden."

Diu muoter rief ir nâch; Die Mutter rief ihr nach;
sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! sie sprach: "Tochter, folge meinem Rat, handle nicht voreilig!
weistû, wie geschach Du weißt was passier ist
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? es voriges Jahr Jiuten geschah, ebenso ihrer Mutter ?
der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, Ihr wuchs ihr Bauch wegen seinen Tänzen,
und gewan ein kint, daz hiez si lempel: und bekam ein Kind, das nannte sie Lempel:
alsô lêrte er sî den gimpelgempel." auf diese Weise lehrte er sie den Gimpelgempel."

"Muoter, lât iz sîn! "Mutter, lass das sein!
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, Er har mir einen Rosenkranz geschickt, welches einen leuchtenden Schein hat,
ûf daz houbet mîn, auf meinen Kopf,
und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: und zwei Beinschienen brachte er mir über den Rhein her:
die trag ich noch hiwer an mînem beine. die trage ich noch immer an meinen Beinen.
des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. Um was er mich bat, dass weiß nur ich allein.
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." Deshalb folge ich euren Ratschlägen ganz und gar nicht.

Der muoter der wart leit, Der Mutter war es leid,
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; dass die Tochter nicht darauf hörte, was sie ihr vorher sagte;
iz sprach diu stolze meit: so sprach das stolze Mädchen:
"ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. "Ich habe es ihm versprochen: daher hat er mein Vertrauen.
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? Warum sollte ich damit mein Ansehen verlieren?
jâne wil ich nimmer widerkêren, Hier will ich niemals zurückkehren,
er muoz mich sîne geile sprünge lêren." er muss mich seine frohe Sprünge lehren."

Diu muoter sprach: "wol hin! Die Mutter sprach: " Geh!
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: es wird dir wohl oder übel ergehen, schau das ist dein Glück:
du hâst niht guoten sin. du hast keinen guten Verstand.
wil dû mit im gein Riuwental, da bringet er dich hin: Willst du mit ihm nach Reuental, da bringt er dich hin:
alsô kan sîn treiros dich verkoufen. So kann sein Tanz dich verkaufen.
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen er fängt an dich zu schlagen, zu stoßen, zu prügeln
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." und müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen."