Gunther (Nibelungenlied)
Im Nibelungenlied aus dem Jahre um ca. 1200 ist Gunther der König der Burgunden. Mit seiner stillen Zustimmung trägt er aus Habgier maßgeblich zur Ermordung Siegfrieds durch Hagen von Tronje bei.
Äußere Erscheinung und die Darstellung im Nibelungenlied
Als König der Burgunden hat Gunther eine für die höfische Gesellschaft wichtige Funktion. Trotz seiner politischen Stärke, muss er bei der Eroberung der Königin von Isenstein, Brünhilde, auf die Hilfe von Siegfried zurückgreifen und schafft er es nur, indem er mit Tücke handelt. Von Siegfried wird er als "mächtig" bezeichnet, als dieser auf der Suche nach dem Burgundenland und der Königin Kriemhild ist, mit der Absicht, zu zu seiner Gemahlin zu machen:
"Swem sîn kunt diu maere, der sol mich niht verdagen: wâ ich den kunec vinde, daz sol man mir sagen, Gunterhn den vil rîchen ûz Burgonden lant." (Str. 75)
"Jeder, der weiß, wo ich den König, den mächtigen Gunther aus dem Burgunden land, finde, soll mir das nicht verschweigen, sondern es sagen."
Von einem der Recken Gunthers erfährt man, Gunther sei "umgeben von "vil manegen hêrlichen man." (Str. 76)
Die Darstellung Gunthers bei der Eroberung Brünhilds
Gunther ist ein im Gegensatz zu Siegfried in körperlicher und mentaler Hinsicht schwächerer Charakter. Er verspricht dem Drachentöter, seine Schwester Kriemhild, als Belohnung für die Eroberung Brünhilds zu übergeben. Sein zwiespältiger Charakter und seine Bereitschaft, tückisch zu handeln, zeigen, dass es sich bei Gunther um eine unzuverlässige, listige Person handelt, wie es auch der Erzähler hervorhebt:
"er warp mit grôzen listen daz vil hêrliche wîp." (Str. 335)
"Er errang mit listigem Geschick die großartige Frau."
Dennoch ist er ehrgeiziger, zielstrebiger König, der nicht davor zurückschreckt, den Tod in Kauf zu nehmen, um sein Ziel zu erreichen:
"Dô sprach der vogt von Rîne: "ich wil nider an den sê, hinze Brünhilde, swi ez mir ergê. ich wil durch ir minne wâgen mînen lîp. den wil ich verliesen, sine werde mîn wîp." (Str. 327)
"Da sagte der Vogt vom Rhein: "Ich will hinab zum Meer, zu Brünhild, wie es mir dabei auch ergehen mag. Aus Liebe zu ihr will ich mein Leben wagen. Ich bin bereit, es zu verlieren, wenn sie nicht meine Frau wird."
Gunthers Rolle bei der Ermordung Siegfrieds
Gunther nimmt eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle bei der Ermordung Siegfrieds ein. Er hat keinerlei Interesse am Bekanntwerden seiner Intrige an seiner eigenen Frau, in die auch Siegfried involviert gewesen ist. So verschwören sich nun Gunther, Hagen von Tronje, Ortwin, Gernot und Giselher gegen Siegfried. Vor allem durch den Einfluss, den Hagen auf den König ausübt, wird dieser zur Teilnahme am Mordkomplott letzten Endes überredet und erteilt dem unablässig über die Bestrafung Siegfrieds redenden Hagen die Erlaubnis, die Realisierung des Plans einzuleiten. Dass "der helt des trûren began" ist ein Zeichen für die Unentschlossenheit Gunthers. Er übergibt Hagen die Verantwortung für die Vorbereitung des Mordes an Siegfried, der schließlich und nicht zuletzt aufgrund seiner Treue dem König gegenüber sein Leben verliert.