Egoismus (Reinhart Fuchs)

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Egoismus und seiner Rolle als Handlungsmotiv in dem von Heinrich dem Glîchezâren verfassten Tierepos Reinhart Fuchs [1]. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei insbesondere der Protagonist der Erzählung, Reinhart Fuchs, selbst sowie der Löwenkönig Vrevel.


Einleitung


Reinhart Fuchs


Der Löwenkönig Vrevel

Besonders ersichtlich wird das egoistische Handeln des Löwenkönigs am Hoftag, der von ihm kurzerhand für seine eigene Heilung missbraucht wird. Um ein besseres Verständnis für diese Szene gewinnen zu können, soll die nachfolgende Textstelle zunächst in den Kontext der Erzählung eingeordert werden.


Einordnung in den Kontext der Erzählung

Bereits die Einberufung des Hoftags trägt egoistische Züge, da diese als Folge der Erkrankung des Königs erfolgt, der diese irrtümlicherweise als Bestrafung Gottes für das Nichtabhalten des Hoftages deutet. Die Ursache seiner Erkrankung liegt allerdings in der vorangehenden Ameisenepisode, in der der tyrannische König aus Herrschsucht die Festung der Ameisen vernichtet. Dieses Unrecht rächt der Ameisenherr, indem er dem ahnungslosen Frevel ins Ohr springt und ins Gehirn dringt, was vom König schließlich als Krankheit und Bestrafung Gottes gedeutet wird. Die Einberufung des Hoftags ermöglicht dabei die Klage gegen Reinhart, den es dem Gesetz nach dreimal vorzuladen gilt. Als Reinhart schließlich am Hof erscheint, überzeugt er den König durch eine List, dass er eine Heilung für seine Krankheit gefunden habe, worauf der Hoftag nicht mehr der Rechtssprechung, sondern ausschließlich der Heilung des Königs dient.


Die egoistische Heilung (V. 1930-1946)

Die folgende Textstelle aus dem Reinhart Fuchs offenbart den stark ausgeprägten Egoismus des Löwenkönigs, der seine eigene Gesundheit und Heilung bereitwillig über das Wohl seiner Untertanen stellt. Dieser Egoismus wird auch von Ruh diagnostiziert, der Vrevel als zugleich "lächerlich-würdelose[n] wie tyrannisch-willkürliche[n]" [Ruh 1980: 23] sowie "verachtungswürdige[n] König" [Ruh 1980: 27] charakterisiert: "Besonders schlimm steht es mit der triuwe des königlichen Löwen: er opfert seine treuesten Diener seiner Gesundheit." [Ruh 1980: 30]


Mittelhochdeutsch Übersetzung
der kunic hiez si begrifen Der König ließ sie
vil mangen sinen starken kneht. von vielen starken Dienern ergreifen.
man schinte si, ouch wart Dipreht Man zog ihnen das Fell ab, und auch Dieprecht
beschindet also harte. erging es so.
daz quam von Reinharte. Das alles hatte Reinhart ins Werk gesetzt.
der sprach: ,ditz ist wol getan. Er sagt: "So ist es in Ordnung.
ein versoten hun sul wir han Jetzt brauchen wir ein gekochtes Huhn
mit gutem specke eberin.' mit feinem Eberspeck."
der kunic sprach: ,daz sol vor Pinte sin.' Der König befahl: "Das muss Frau Pinte sein."
der kunic hiez hervur stan Er ließ Scantecler vortreten
Scanteclern, er sprach: ,ich mvz han und sagte: "Ich brauche
zu einer arztie din wip.' deine Gattin für eine Kur."
,neina, herre, si ist mir als min lip "Nein, Herr, sie bedeutet mir mein Leben.
ezzet mich unde lazet si genesen!' Verzehrt mich lieber selbst und laßt sie gesund!"
Reinhart sprach: ,des mag niht wesen.' Reinhart entgegnete: "Das geht nicht."
der kunic hiez Pinten vahen, Der König ließ Pinte fangen,
Scantecler begonde dannen gahen. Scantecler eilte weg.


Fazit


Literaturverzeichnis


  1. Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, Hg. Karl-Heinz Göttert, Reclam, Stuttgart 1976.

<HarvardReferences>

  • [*Ruh 1980] Ruh, Kurt. Reinhart Fuchs. Eine antihöfische Kontrafaktur, 1980.