Dörperliche Sommerlieder am Beispiel von c 34 (Neidhart)
Ein interessanter und wichtiger Liedtypus des Neidhartschen Œuvres sind die dörperlichen Sommerlieder (Aus der Typologie der Lieder nach Schweikle). Diese weichen von der typischen Einteilung der Lieder Neidharts in Sommerlieder und Winterlieder ab, da sie das rüpelhafte Verhalten der dörper, das eigentlich eher typisch für die Winterlieder ist, in eine sommerlichen Umgebung einbetten, in der sich normalerweise die meist fröhlicheren Handlungen der Sommerlieder abspielen. Ein Beispiel für ein dörperliches Sommerlied, in welchem das dörperliche Treiben zu Kämpfen ausartet, ist das Lied c 34. Dieses soll in diesem Artikel behandelt werden, da in diesem die Vermischung der typischen Eigenschaften von Sommerlied und Winterlied besoders gut zu erkennen ist.
Stoff/Entstehungsgeschichte
Dörperliche Sommerlieder
Inhalt
Das Lied wird mit einem Sommereingang eingeleitet. Es wird beschrieben wie der Frühling die Natur neu erblühen lässt. Der Sänger drückt aus, dass er trotz des schönen Frühlings leidet. Seine Geliebte weist ihn zurück und noch dazu hindern ihn die dörper an seinem Werben. Der Sänger zeigt in seinem Gesang seinen Unmut gegenüber den Bauern und spricht Verwünschungen aus. Dabei hat er einerseits gewaltvolle Phantasievorstellungen, die seine Wünsche ausdrücken, andererseits beschreibt er das Verhalten der Bauern und verurteilt dieses.
Übersetzung
Mittelhochdeutsch | Neuhochdeutsch |
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I | |
Ir schauet an den lenzen guot | Beispiel |
wie er die veld beklaidet hât | Beispiel |
und der may mit rechter pluot | Beispiel |
perg und tal in grüene stât | Beispiel |
die warn in dem kalten schne erplichen | Beispiel |
das haben uns die pluomen abgestrichen | Beispiel |
die wurzen saftig wollent sein | Beispiel |
ey süeßer luft der winter ist entwichen | Beispiel |
II | |
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Was acht ich denn des mayen zeit | Beispiel |
und der pluomen wolgethân | Beispiel |
an der alle mein freuden leit | Beispiel |
die will mich verderben lân | Beispiel |
von der ich keines wandels nicht ensinge | Beispiel |
des pin ich fro des thuon ich auf gedinge | Beispiel |
ob sie mir wolte gnädig sein | Beispiel |
doch irren mich die thumen gattelinge | Beispiel |
III | |
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Ubermuots ine nie geprast | Beispiel |
sie wollen heuer wesen gail | Beispiel |
das ist Hebenstreit und Zerrengast | Beispiel |
ich gewünsch ine nimmer hail | Beispiel |
das ist Wuntelgôß Unrain und Bereweine | Beispiel |
von got in nimmer liechter tag erscheyne | Beispiel |
wenn ich das sich so pin ich fro | Beispiel |
daß sie ziehen bey der Thuonau an der leyne | Beispiel |
IV | |
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Nach einander ein michel schar | Beispiel |
ubermuotes ward in puoß | Beispiel |
zu allerforderst Engelmair | Beispiel |
dem ist vil zu kurz an einem fuoß | Beispiel |
er ist umb seinen denken fuoß gefalzen | Beispiel |
ir schauet vor hin sein hüffehalzen | Beispiel |
sein hülzer fuoß der strauchet im | Beispiel |
des muoßtens nach im in die Thuonau walzen | Beispiel |
V | |
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Denselben fuoß er rechen will | Beispiel |
dornach so stet im sein gedank | Beispiel |
er hat der helfer also vil | Beispiel |
mit iren waibelruoten lank | Beispiel |
die sein mêr dann halbe seine mâgen | Beispiel |
würd im das ander bayn herab geslagen | Beispiel |
daß im geläg sein gogelhait | Beispiel |
daß man in müeßte heben und auch tragen | Beispiel |
VI | |
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Und sähe ich das von Hildebolt | Beispiel |
daß im sein haupt wurd entrant | Beispiel |
das hat er wol umb mich verschuldt | Beispiel |
daß er verlür sein rechte handt | Beispiel |
damit er hat die pflanzen abgeprochen | Beispiel |
des werd ein langer spieß enzway in im gestochen | Beispiel |
daß im belib das lenger ort | Beispiel |
aller erst so wurde ich wol an im gerochen | Beispiel |
VII | |
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Da ist Haug und Eck und Irrenfrid | Beispiel |
Leimenzaun und Regenbart | Beispiel |
Cünzel Rinprecht Swent der schmid | Beispiel |
Gumpolt Rumpolt Sigenhart | Beispiel |
wann dieselben gên an einem rayen | Beispiel |
der trutz und tratz daß sich thür iemant zwayen | Beispiel |
sie sind auß der affen tal | Beispiel |
ach wâ gesähe iemant so thumbe layen | Beispiel |
VIII | |
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Doch hett der Damtier gesworn | Beispiel |
er wölt den rayen brechen enzwaj | Beispiel |
er möcht noch lieber sein beschorn | Beispiel |
begreifet inte der Kotzolday | Beispiel |
er wirt von im zuraufet also sêre | Beispiel |
daß im sein swart erkrachet und noch mêre | Beispiel |
und im sein sinn erkücket wirt | Beispiel |
daß er den rayen brichet nimmer mêre | Beispiel |
XI | |
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Eberlein des mayer knecht | Beispiel |
und sein vetter Gündelwein | Beispiel |
die wolten nie gelauben recht | Beispiel |
daß sie acker trappen sein | Beispiel |
und tets in noch zu einem mal so zorn | Beispiel |
ja würden sie von adel nie geporn | Beispiel |
irn adel den erkenn ich wol | Beispiel |
wann sie den pfluog begreifen bey dem horn | Beispiel |
X | |
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Gündelwein der kam alldar | Beispiel |
und wolt schaiden disen streit | Beispiel |
des nam Ungelimpfe war | Beispiel |
und erzaigt im seinen neidt | Beispiel |
er sluog ine daß er fiel auf seine füeße | Beispiel |
ey daß im got nimmer lônen müeße | Beispiel |
lung und leber von im fellet | Beispiel |
wie mocht er in immer mêre paß gepüeßen | Beispiel |
XI | |
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Ungelimpf dem ward ein slag | Beispiel |
der in an den rücken lait | Beispiel |
und er von herzen sêre erkalt | Beispiel |
da man ine durch sein wange schnaidt | Beispiel |
im ward eines durch sein süg gemessen | Beispiel |
des wider slagens hett er gar vergessen | Beispiel |
lung und leber man im zalt | Beispiel |
zwâr mir wäre laid hett ichs versessen | Beispiel |
Interpretation
Motive
Die dörper und deren Darstellung mittels gewalttätiger Auseinandersetzungen
Die Gewaltmotivik spielt eine wichtige Rolle bei der Untersuchung der dörperlichen Sommerlieder.
Die Kommunikationssituation
Sprechakte
Minnerelationen
Unter welchen Aspekten sind die dörper im Kontext eines Sommerliedes sonst noch wichtig? Inwiefern prägen diese den Typus und welchen Typus?
Literaturverzeichnis
Beyschlag, Siegfried; Brunner, Horst (Hg.): Herr Neidhart diesen Reihen sang. Die Texte und Melodien der Neidhartlieder mit Übersetzungen und Kommentaren. Kümmerle Verlag, Göppingen 1989, S. 173-179.