Tiere und ihre Bedeutung (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Das Auftreten eines Tieres im der Dichtung [geschieht] nicht um seiner selbst willen [...], sondern [muss] als unlösbarer Bestandteil des dichterischen Gesamtwerkes behandelt werden [...] Der Stellenwert innerhalb des Textzusammenhangs und seine dichterische Funktion spielen also die zentrale Rolle. Insbesondere, weil die auffälligsten Textstellen im Bezug zu Tieren oftmals die Schlüsselstellen eines literarischen Werkes [...] bilden. [1]. Dieser Artikel soll einen Überblick über die, in Gottfrieds Tristan auftauchenden Tiere, Tiermotive und -vergleiche geben und deren Bedeutung im Gesamtzusammenhang des Werkes ergründen. Einleitend kann festgestellt werden, dass Gottfried sich recht häufig Jagdvergleichen bedient, so erscheint auch ein großer Teil der Tiermotive aus dem Bereich der Jagdtiere

Jagdtiere:

Falken

ouch was dâ schoene vederspil, valken pilgerîn vil, smirlîne und sperwaere, habeche mûzaere und ouch in rôten vederen
Auch waren da schöne Jagdvögel, viele Wanderfalken, Merlinfalken und Sperber, ausgewachsene Habichte (V. 2203)

Jagdfalken waren im Mittelalter sehr schwer zu beschaffen und aufgrund der langwierigen Ausbildung sehr teuer, so dass sie einen hohen, materiellen und auch symbolischen Wert besaßen [2] Vermutlich auf Grund seiner Wildheit, die eine langwierige Zähmung bedingt, seiner Schönheit und des hohen Fluges wurde der Falke oft Symbol der Minne, für das Verlangen oder als Personifizierung einer der beiden Liebenden (häufig des Mannes) verwendet [3]. Eines der bekanntesten Beispiele ist wohl Kriemhilds Falkentraum im Nibelungenlied, in dem sie Siegfrieds Tod darin erkennt, dass er (in Gestalt eines Falken) von zwei Adlern geschlagen wird. Kriemhilds Mutter deutet ihr den Traum, indem sie den Falken mit einem edle man in Verbindung bringt (14,2)

Jagdhund (Hüdan)

Hüdan ist Tristans treuer Jagdhund, er findet das erste mal Erwähnung im Vers 16649, als die Liebenden von Markes Hof verbannt werden. Hüdan wird als schoenen unde cleinen (schön und klein, V. 16648) Jagdhund beschrieben, den Tristan selbe an sîne hant (selbst an seine Hand, V. 16650) nimmt, auch hebt Gottfried extra noch einmal hervor, dass Hüdan mitgenommen wird, nicht Petitcrü, das Zauberhündchen. Der Name des Hundes erscheint (in unterschiedlichen Formen) in allen Bearbeitungen des Stoffes [...] das Detail zählt also zum ältesten Bestand der Sage. Im "Sir Tristrem" leckt der Hund Hodain den Becher mit dem Liebestrank aus und weicht dem Liebespaar seitdem nicht mehr von der Seite. [4]

Hirsch (bast)

Bei der höfischen Hirschjagd war die Suche nach einem jagdbaren, d.h. Den Ansprüchen der Jagdgesellschaft entsprechenden Hirsch von besonderer Bedeutung, da nur dieser eine Hirsch dann auch gejagt und erlegt werden sollte.[5] Der Hirsch spielt eine große Rolle im Tristan und besonders in Gottfrieds Version wird seine Bedeutung hervorgehoben (vgl. Minnegrottenhirsch). Zum ersten Mal trifft Tristan kurz nach seiner Entführung auf einen Hirschen, als er sich alleine durch die Wildnis schlagen muss. Der Hirsch führt Markes Jäger, auf seiner Flucht, direkt zu Tristen (auch hier wieder eine Paralelle zur Minnegrotte, dort führt der Hirsch Marke zu Tristan und Isolde) (V. 2770). Die folgende Szene, dient dazu, Tristans Fertigkeiten und seine höfische Bildung zu verdeutlichen, er lehrt Markes Jägern die Kunst der richtigen Teilung der Jagdbeute. Tristan präsentiert sich hier als vollkommener Jäger. Auch darin liegt [...] eine beabsichtigte vorausweisende Funktion, denn dem Publikum sind die Zusammenhänge zwischen der ars venandi und der ars amandi, die sich auch in den zahlreichen Jagd-Metaphern in der Sprache der Erotik ausdrücken, natürlich bewußt gewesen[6]. Der Hirsch ist allgemein eine sehr ausdrucksstarke und oft genutzte Symbolfigur, oft stellt der Kampf des Hirschen gegen ein anderes Tier (häufig der Schlange) den Kampf des Guten gegen das Böse dar, wegen seines sich auffällig äußernden Brunftverhaltens gilt er außerdem auch als Symbol der männl. sexuellen Leidenschaft.[7]

Eber (Schild)

den eber an dem schilte (V. 4942) Das Schild mit dem Wappentier Eber erhält Tristan bei seiner Schwertleite. Der Eber wird in zahlreichen Werken der mittelalterlichen Literatur als Sinnbild für Kampfzorn und Kühnheit genannt[8], schreibt Rüdiger Krohn in seinem Stellenkommentar dazu. Das zwischen dem Wappentier und dem Ebertraum Marjodos (siehe unten) ein offenkundiger Verweisbezug[9] besteht, ist offensichtlich. Genauer beschrieben wird das Eberschild jedoch erst, als Tristan für den Kampf gegen Morold eingekleidet wird. Ein Schilt der wart ouch dar besant. An dem haete ein gevüegiu hant gewendet allen ir vlîz und was der niuwan silberwîz, durch daz er einbaere helm unde ringen waere. Er was aber gebrûnieret, mit lûtere gezieret reht alse ein niuwe spiegelglas. Ein eber dar ûf gesniten was vil meisterlîchen unde wol von swarzem zobel alsam ein kol. (V. 6605) Ein Schild wurde auch gebracht. Auf den hatte eine geschickte Hand all ihren Eifer verwendet. Er war ganz silberweiß, damit er passend zu Helm und Rüstung sei. Er war auf Hochglanz poliert und mit einem leuchtenden Schimmer versehen, ganz wie Spiegelglas. Darauf war ein Eber geschnitten sehr meisterhaft und ganz aus kohlschwarzem Zobel. Auffällig ist, dass hier das positive Eber-Symbol durch die Farbabstimmung (schwarz) eingeschränkt wird von swarzem zobel alsam ein kol[10], was bereits ein Verweis auf Marjodos Ebertraum darstellen könnte (vgl. Unten). Unter psychoanalyt. Gesichtspunkt drücken schwarze Tiere u. Menschen als Traumgestalten häufig triebhafte Tendenzen des Unterbewußtseins aus.[11] Bezeichnenderweise ist es König Marke selbst, der Tristan den Schlid überreicht.[10]

Eber (Traum)

Eine Tradition sind Tierträume, in denen dem Tier eine Symbolfunktion zukommt. Oft symbolisiert es dem Träumenden nahestehende Personen bzw. deren Feinde, wobei bes. die Symbolisierung der Feinde der bedrohten Person durch Eber geläufig ist[12]. Zwei wildiu swîn (wilde Schweine, 921,2) jagen beispielsweise im Nibelungenlied, in Kriemhilds zweiten Traum, Siegfried hinterher, auch hier steht das Schwein für den Feind und ist negativ besetzt. Marjodo, der Trouchsess und Freund Tristans träumt eines Nachts, ein wilder Eber breche in den Palast ein und beschmutze das Bett des Königs, ein deutliches Symbol für den Ehebruch, den Tristan mit der Königin begeht. Der Eber dient hier als eine, im Traum eingebettete Metapher (vgl. Nibelungenlied Falkentraum) Literarische Träume sind, im Unterschied zu realen Träumen, selten ohne tieferen Sinn, oder Bedeutung für das Werk und deuten oft die Handlung voraus [13]. Im Vergleich mit dem Nibelungenlied, in dem Siegfried im Traum als Falke dargestellt wird, erscheint hier Tristan als Eber, was einerseits auf sein Wappenschild verweist, (vgl. oben) hier trägt er den Eber, zum Zeichen seines Mutes und seiner Stärke. Dies muss Marjodo, als gutem Freund und Trouchsess am Hofe, natürlich bekannt sein, der Eber erhält im Traum jedoch zugleich die zweite Bedeutung, des zerstörenden Schweines als Sexualsymbolik. Wie auch im Nibelungenlied dient der Traum als Warnung, treibt jedoch gleichzeitig die Handlung voran. Natürlich hätte der Trouchsess die beiden Liebenden auch ohne den vorangehenden Traum erwischen können, so gibt Gottfried dem Leser jedoch noch einen kurzen Einblick in Marjodos Psyche, seine Gedanken und Sorgen und lässt so vielleicht auch die folgenden Intrigen in einem etwas anderem Licht erscheinen. Allerdings ist dies lediglich eine Interpretation aus heutiger Sicht, denn Während wir heute davon ausgehen, dass Träume aus dem Unterbewusstsein des Träumers gespeist werden, ging man im Mittelalter von der Annahme aus, dass Träume von einer außer- und übermenschlichen Macht hervorgerufen werden.[14]

Reittiere:

Natürlich werden Pferde im Tristan sehr häufig erwähnt, da sie quasi als "Standartausrüstung" eines Ritters, oder sonstigen Mann vom Hofe und das Hauptfortbewegungsmittel zu jener Zeit darstellen. Tristan hat einen recht hohen Verschleiß an Pferden, und muss sein Reittier häufig wechseln. Hier sollen nun nur einige, besonders auffallende Pferde erwähnt werden:

Spanische Pferde

Spanische Pferde wurden im Mittelalter wegen ihrer Ausdauer und Stattlichkeit besonders geschätzt[15] Es wird auch explizit erwähnt, dass der Trouchsess, welcher zu Unrecht Anspruch auf den erlegten Drachen erhebt, Ûf sînen spanjôl saz er dô (V. 9211), ein eben solches Pferd besitzt. Vermutlich setzt Gottfried das spanische Pferd hier als Zeichen der "Höfischkeit" ein, da er die Trouchsess-Szene für eine karikatistische Sicht auf den sogenannten "Frauenritter" nutzt [16] Auch bei der ausführlichen Beschreibung von Tristan und dessen Rüstung, als dieser in den Kampf gegen Morold zieht, spielt sein Pferd eine wichtige Rolle, zumindest für das beeindruckende Erscheinungsbild des Ritters, immerhin werden dem Tier ganze 24 Verse gewidmet (V. 6659-6682). Die Beschreibung von Tristans Pferd erinnert in der Wortwahl an die berühmte Stelle im >>Erec<<, an der Hartmann in aller Ausführlichkeit Enites Pferd vorstellt[17] Auch hier gibt es wieder einen Verweis auf spanische Pferde, so heißt es in Vers 6659: in Spanjenlant noch anderswâ wart nie kein schoenerez erzogen.

Pferd beim Morold-Kampf Tristan erleidet im Kampf gegen Morold eine schlimme Verletzung, Morold schlägt ihm durch den Schenkel (biz er im durch daz diech sluoc, V.6924) Kurz zuvor wurden Tristan und sein Pferd noch als eine Einheit beschrieben, (als ob si waeren under in zwein mit ein ander unde in ein alsô gewahsen unde geborn. V.6709 ff.) und tatsächlich erhält das Tier nur wenige Verse später die selbe Verletzung wie Tristan: durch die covertiure er sluoc Tristandes orse abe den bouc daz ez under ime dar nider gesaz (V. 7025) Durch die Decke schlug er (Morold) Tristans Pferd einen Vorderlauf ab, so dass es unter im zusammenbrach. Diese Szene verdeutlich, ebenso wie das Pferd beim Kampf gegen den Drachen und gegen den Riesen, dass Tristan in jedem der Kämpfe hätte sterben können und zugleich wird der enge Zusammenhang zwischen Reiter und Pferd deutlich, Tristans Verletzungen werden sozusagen auf seine Reittiere gespiegelt.

Tristans Pferd beim Drachenkampf unde er selbe ûf den serpant sô sêre mit dem orse stiez, daz ors dâ tôtez liez [...] der trache gieng ez aber an mit vrâze und mit viure, unz ez der ungehiure vor dem satele gâr verswande. (V. 8980 ff.) Er selbst prallte auf den Drachen so heftig mit dem Pferd, dass er es tot zurücklassen musste. [...] Der Drache ging es erneut an mit Zähnen und Feuer, bis das Untier es bis zum Sattel vertilgt hatte. Tristans Pferd stirbt nicht direkt durch den Drachen, vielmehr durch Tristans heftigen Ritt gegen den Drachen. Erst nach seinem Tod wird es vom Drachen gefressen, später findet Kurneval das tote Pferd, aber keine Spur von Tristan, so dass er nicht weiß ob dieser noch am Leben ist (V. 9640). Auch Isolde und ihre Mutter entdecken das tote Pferd und erkennen an dessen Zaumzeug, das der Reiter kein Ire gewesen sein kann, aufgrund dieses Fundes sind sie überzeugt, dass der Mann, dem dieses Pferd gehört, in Wahrheit den Drachen erschlagen habe (V. 9340)

Das gespalte Pferd er enwürfe ime daz ors dô vor den goffen gar enzwei (V.16026)Der Wurf spaltete ihm sein Pferd vor der Kruppe in zwei Teile.Tristans Pferde haben ein schweres Leben, oder besser gesagt: kein besonders langes. Nachdem ein Pferd seines Vorderlaufs entledigt wurde, das zweite von einem Drachen verspeist, so wird das unglückliche dritte zuletzt von dem Speerwurf des Riesen Urgan "gespalten". Wir können immerhin annehmen, dass das arme Tier nicht lange leiden musste... Mystische Tiere Minnegrottenhirsch Nach Tristan und Isoldes Verbannung von Markes Hof und ihrer Flucht in die Minnegrotte veranstaltet Marke eine Jagd, die ihn in dem Wald führt, in welchen sich die beiden zurück gezogen haben. Die Hunde der Jagdgesellschaft spüren dort einen besonderen Hirschen auf, diesem gelingt es erst zu fliehen, schließlich führt er die Jäger aber doch zur Minnegrotte, dem Versteck die Liebenden, und dort verschwindet das Tier wieder. Einmal mehr wird hier die Jagd im Zusammenhang mit einer erotischen Symbolkraft gesehen, wie es in der antiken Literatur häufig der Fall ist. Der Hirsch hat zwar die Funktion, die Jäger zur Minnegrotte und so zur Entdeckung Tristan und Isoldes zu bringen, dies ist jedoch nicht seine einzige Bedeutung, Gottfried hat einige Veränderungen am ursprünglichen Hirschen vorgenommen, die deutlich zeigen, dass er dem Tier eine hauptsächlich symbolische Bedeutung geben wollte. "Aus dem gewaltigen Hirsch machte er den vremede hirz. Im Gegensatz zur Vorlage gehört er hier zum Bereich der fossiure und alle Bemühungen ihn zu fangen scheitern. Der Hirsch, der zur Höhle gehört ist für Marke grundsätzlich unerreichbar."(Über Gottfried von Straßburgs "Tristan" Minnegrotte als Ort der einzig wahren Liebe? Von Daniela Kirchert, Grin Verlag Norderstedt 2006,)

Drache Der Drache wird oft mit der Schlange gleichgesetzt und gilt so als Vertreter des Teufels auf Erden, was Gottfried auch sehr deutlich macht (Vgl. Drachenkampf). "In vielen Religionen verkörpert er (vielfach der Schlange nahestehend) gottfeindl. Urmächte, die überwunden werden müssen. [...] im AT verkörpert der D. [...] das Weiterwirken des vorweltl. Chaos, das die Schöpfung bedroht u. Das besiegt werden muß." ( Herder-Lexikon Symbole, Verlag Herder Freiburg im Breisgau, 1978, S. 36) Um sich vor (dem später tatsächlich auftauchenden) Betrüger zu schützen, schneidet Tristan, dem erfolgreich erlegten Drachen die Zunge heraus.

Petitcrü (überbringt Nachricht an Isolde) (vgl. Petitcrü) Das Zauberhündchen Petitcrü wurde dem Herzog Gilan aus Swales aus Liebe und Zuneigung von einer Göttin aus Avalon (Avalûn, der feinen lant V. 15808) geschenkt. Es ist ein wundersames Wesen mit Zauberkräften, über die es durch ein Glöckchen um den Hals verfügt, das jeden, der seinem Klang lauscht, Freude bereitet und trübe Gedanken vertreibt. Das Hündchen wird nicht genau beschrieben, es heißt, sein Fell schimmert verschiedenfarbig. Sein Fell ist weich und das Tier muss keine Narung zu sich nehmen (ähnlich wie Tristan und Isolde in der Minnegrotte), so stellt das Hündchen also möglicherweise ein Symbol für die Tristan-Minne dar. (vgl. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 224) Dafür würde auch die Tatsache sprechen, dass Tristan das Tier als Belohnung fordert, nachdem er den Riesen Urgan getötet hat (quasi anstelle der, in solchen Fällen üblichen Prinzessin) um das Hündchen an Isolde zu schicken, damit diese ihren Liebeskummer vergesse. Er schickt ihr das Tier mit einem Brief und Isolde trägt es fortan immer bei sich, hat jedoch sogleich die Zauberglocke entfernt, da sie weiterhin unter dem Liebeskummer leiden möchte, sie versagt es sich selbst Glück zu empfinden wenn Tristan leiden muss. Petitcrü wird im Text nicht weiter erwähnt, jedoch liegt die Vermutung nahe, das er (neben der Symbolik der Tristan-Minne und seine Bedeutung als Opfer Isoldes für Tristan) auch symbolisch für das feine, höfische Leben und die Kunst steht (Vgl. vgl. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 224). Er verdeutlicht die innige Liebe zwischen Tristan und Isolde und ihre Opferbereitschaft füreinander und wird so zugleich zum Symbol der Minnegrotte.

Sonstige Tiere Schwalbenhaar Si lesent an Tristande, daz ein swalwe z´Irlande von Curnewâle kaeme, ein vrouwen hâr dâ naeme z´ir bûwe und z´ir geniste [...] und vuorte daz wider über sê (V.8601 ff.) "In dem folgenden polemischen Exkurs setzt sich Gottfried von der sogenannten spielmännischen Fassung des Romans ab. Er mokiert sich über ihren Mangel an rationaler Wahrscheinlichkeit [...] Bei Eilhart ist die Rede von zwei Schwalben(Tristrant 1381 ff.) die sich um ein Haar streiten" (Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 151). Auch wenn Gottfried diese Variante der Geschichte klar ablehnt, will ich sie hier erwähnen, da Gottfried ihre Erwähnung ebefalls für wichtig befunden hat und hier erneut ein Tier als Bote eingesetzt wurde, um die Handlung voran zu treiben (vgl. Hirsch).

Tiervergleiche/Sinnbilder/Metapher

Hier folgen nun einige Teststellen, bei denen Gottfried Tiere als Metaphern verwendet:

Isolde: "gestreichet alse ein papegân. Si liez ir ougen umbe gân als der valke ûf dem aste." Sie war schön hergerichtet wie ein Papagei. Sie ließ die Augen schweifen wie der Falke auf dem Ast. (V. 10995 ff.)

Melot "uns gânt zwêne eiterslangen in tûben bilde, in süezem site" (15088) Zwei Giftschlangen in Taubengestalt sind mit süßem Gehabe um uns herum "dem slangen Mêlote" (V. 15100) Der Schlange Melot Marjodo "uns gânt zwêne eiterslangen in tûben bilde, in süezem site" (15088) Zwei Giftschlangen in Taubengestalt sind mit süßem Gehabe um uns herum "dem hunde Marjodô" (V. 15101) Dem Hund Marjodo Morold beidiu ros unde man kâmen Tristanden vliegende an noch balder danne ein smirlîn. (V. 6853) Pferd und Reiter flogen auf Tristan zu schneller als ein Zwergfalke

Tristan si riten houwende under in als eber under schâfen. (V. 18890) Um sich hauend, wüteten sie unter den Feinden wie Eber unter den Schafen. Hier wird der Krieg in Arundel beschrieben. Mit den Ebern sind Tristan und Kaedin gemeint, was wohl erneut auf den Eber als Symbol für unerschrockenen Kampfzorn und Tristans Wappentier anspielt. Fazit: In der mittelalterlichen Literatur tauchen eine Vielzahl wunderbarer, ungewöhnlicher und gefährlicher Tiere auf, die alle eine bestimmte, ihnen zugeteilte Rolle im Kontext einnehmen. Ohne einen Drachen (und den Kampf gegen selbigen) kommt kaum ein Text des Mittelalters aus, doch nehmen Gottfrieds Tiere nicht nur die (häufiger eingesetzte) Stellung der Feinde und Ordnungsbedrohenden Kreaturen (Drache) ein, sondern sind im Tristan oft Sinnbild für Liebe (Hirsch), höfische Kultur (Petitcrü), oder die Liebenden selbst, dies mag auch an der Tatsache liegen, dass der Tristan keinen gewöhnlichen Heldenepos, sondern vielmehr die Geschichte einer großen Liebe erzählt. Auffällig sind vor allem die Jagdmotive, welche Gottfried ständig im Zusammenhang mit Liebe, Erotik und Eroberung benutzt. Tiere erfüllen in seinem Tristan eine der wichtigsten Rollen als Symbole, Metaphern oder sogar als Botschafter.


  1. Tiere in der höfischen Epik- Tiere in den Träumen Kriemhilds und ihre Funktionen Von Florian Reuther, Grin Verlag für akademische Texte Norderstedt, 2010, S.3
  2. vgl. Jagd und höfische Kultur im Mittelalter von Werner Rösener S. 506
  3. vgl. Jagd und höfische Kultur im Mittelalter von Werner Rösener, Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1997, S. 510
  4. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 229
  5. Jagd und höfische Kultur im Mittelalter von Werner Rösener S. 535
  6. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 69
  7. Herder-Lexikon Symbole, Verlag Herder Freiburg im Breisgau, 1978
  8. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 110
  9. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S.111
  10. 10,0 10,1 vgl. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 130
  11. Herder-Lexikon Symbole, Verlag Herder Freiburg im Breisgau, 1978, S. 149
  12. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 14 Von Johannes Hoops
  13. Vgl. Tiere in der höfischen Epik- Tiere in den Träumen Kriemhilds und ihre Funktionen Von Florian Reuther , S. 4 und S. 6, Grin Verlag für akademische Texte, Norderstedt, 2010
  14. Tiere in der höfischen Epik- Tiere in den Träumen Kriemhilds und ihre Funktionen Von Florian Reuther , S. 7, Grin Verlag für akademische Texte, Norderstedt, 2010
  15. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 118
  16. vgl. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 155
  17. Gottfried von Straßburg Tristan Band 3, Kommentar von Rüdiger Krohn, S. 131