Die Beziehung zwischen Mensch und Fuchs (Reinhart Fuchs)
Einleitung
In diesem Artikel wird sich mit der Beziehung zwischen dem Protagonisten Reinhart Fuchs des gleichnamigen Tierepos von Heinrich der Glîchezâre, welcher im 12. Jahrhundert entstand, und den Menschen auseinandergesetzt. Der Fuchs als Tier wird in mittelalterlichen Texten an zahlreichen Stellen aufgegriffen und auf unterschiedlichste Arten thematisiert. Um die Beziehung zwischen Reinhart und den Menschen im "Reinhart Fuchs" analysieren zu können, erfolgt zunächst eine historische Kontextualisierung des Textes, welche den Stellenwert des Fuchses in der Gesellschaft erläutern wird.
Historische Kontextualisierung
Der Fuchs nimmt in mittelalterlicher Literatur unterschiedliche Formen beziehungsweise Charaktereigenschaften an. So ist er oft ein wunderbares Tier, welches mit unsagbaren Kräften zu heilen vermag. "In Rechtswörterbüchern wird er einerseits als Schädling, auf den freie Jagd gemacht werden durfte, bezeichnet, andererseits dient er als Heilmittel und sein Name steht stellvertretend für ein Goldstück" [Müllneritsch 2010: S. 289]. Nichtsdestotrotz steht es um den Fuchs, das heißt um den Ruf des Fuchses, nicht sonderlich gut. Bereits im Physiologus, in welchem die Natur, genauer Pflanzen, Tiere und auch Steine beschrieben werden und dessen erste Überlieferungen bereits im 2. bis 4. Jahrhundert entstanden, sind die Eigenschaften des Fuchses negativ behaftet. Auch einige Zeit später im späten Mittelalter ist das Bild des Fuchses eher negativ als positiv. "Der Teufel wird zwar nicht mehr explizit genannt, das Verhalten des Tieres weist jedoch partiell so 'unheimliche' und 'untierische' Züge auf, dass die Anspielung auf das Wirken des Bösen durchaus sichtbar wird" [Müllneritsch 2010: S. 293]. Die Darstellung der Tierwelt im Mittelalter beruht folglich nicht in erster Linie auf den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Beobachtungen, sondern vor allem darauf, dass das Verhalten des Tieres in Bezug auf einen christlichen Kontext ausgelegt wird [vgl. Müllneritsch 2010 S. 291]. Das Tier wird also vermenschlicht, zumindest werden ihm menschliche Charaktereigenschaften angehaftet.
Ein weiterer, wichtiger Aspekt bei der Darstellung des Fuchses in mittelalterlichen Texten liegt darin, dass er als eine Art Rivale des Menschen angesehen wird. Das ist besonders interessant, weil der Mensch sich als den Tieren überlegen sieht und eine Rivalität zwischen Mensch und Fuchs daher eigentlich ausgeschlossen werden könnte. "Diese über Jahrtausende hinweg wirkenden religiösen und philosophischen Ansichten haben uns also zur Annahme gebracht, dass Menschen anderen Tieren prinzipiell in allen Belangen überlegen seien und dass die Erde zu unserem Gebrauch existiere" [Kompatscher-Gufler 2017: S. 34]. Der Mensch sieht sich folglich seit geraumer Zeit in jeglicher Hinsicht als den Tieren überlegen, die Mensch-Tier-Grenze wurde durch Einwirkungen unterschiedlicher Aspekte aufrechterhalten und das noch bis heute. Die Frage, die sich allerdings stellt, ist, wie es möglich ist, Mensch und Tier so voneinander abzugrenzen und den Tieren dennoch menschliche Eigenschaften zuzusprechen. Denn dass vor allem der Mensch und der Fuchs als Rivalen gelten, kann anhand der folgenden Textstelle aus dem Reinhart Fuchs gut dargestellt werden.
Lanzelin und Reinhart
Vers 17-28
Bevor vom Bauern Lanzelin und seiner Frau erzählt wird, wird dem/der Leser*in eine Art Charakterisierung von Reinhart Fuchs geliefert. Seine Eigenschaften, darunter seine betrügerische Art und seine Boshaftigkeit, werden aufgezählt und kurz erläutert.
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
ein gebure vil riche | Ein sehr reicher Bauer |
der saz gemeliche | der ausgelassen |
bei einem dorfe uber eim velt, | bei einem Dorf an seinem Feld wohnte, |
da hat er erbe unde gelt, | wo er Erbe und Geld hatte, |
korn unde hirsez genuc, | reichlich Korn und Hirse, |
vil harte eben gienc sin pfluc. | und sein Pflug gleichmäßig ging. |
der was geheizen Lanczelin, | Der hieß Lanzelin, |
babe Ruczela daz wip sin. | Mütterchen Ruozela war seine Frau. |
er hatte eine groze clage: | Er hatte eine große Sorge: |
er muste hueten alle tage | er musste seine Hühner immerzu |
siner huner vor Reinharte. | vor Reinhart hüten. |
sin hove unde sin garte | Sein Hof und sein Garten |
was niht bezunet zu vrumen. | waren nicht durch einen Zaun geschützt. |
da von must er dicke kumen | Da kam oft Schaden über ihn, |
zu schaden, den er ungerne sach | den er nicht gerne bezeugte. |
Die Sorgen Lanzelins und seiner Frau werden weiter geschildert, woraufhin Lanzelin auf Bitten von Ruozela einen Zaun um das Grundstück baut, um seine Hühner vor Reinhart zu schützen. Nichtsdestotrotz schleicht sich Reinhart eines Tages in den Hühnerstall, in welchem er es durch seine List schafft, Scantecler in eine Falle zu locken und mit in den Wald zu führen. Dort versucht sich Reinhart dann neuer Listen und Boshaftigkeiten.
Problematik der Textstelle (Reinhart Fuchs V. 17-28)
Die hier ausgewählte Textstelle eignet sich gut, um aufzeigen zu können, wie der Fuchs als Tier in mittelalterlichen Erzählungen aufgegriffen und dargestellt wird. Auch das Verhältnis zwischen Reinhart Fuchs und den Menschen im Tierepos wird hier - trotz der kurzen Stelle - deutlich. Reinhart Fuchs wird von den Menschen als Bedrohung wahrgenommen. Er holt sich die Hühner und überlistet dabei auch noch den Bauern und seine Frau, indem er den von ihnen errichteten Zaun kaputt beißt. "Reinhart gelingt es, in einen wohlgeschützten Hühnerhof einzudringen, dessen Herr Scantecler (der ,Hellsingende') und dessen Musterhenne und Scanteclers wîp Pinte gerufen werden" [Ruh 1980: S. 17].
Mit dieser Textstelle lässt sich gut in das Thema und die Problematik innerhalb der Beziehung von Reinhart und den Menschen einführen.
Reinhart als Rivale des Menschen
Wie bereits erwähnt, wird vom Fuchs in mittelalterlichen Texten ein gewisses Bild übermittelt. Er ist böse und hinterlistig. So auch Reinhart Fuchs. Allerdings darf an dieser Stelle nicht außer Acht gelassen werden, dass der Mensch sich selbst von dem Tier abgrenzt. Für dieses Phänomen steht der Begriff "othering". Beim othering geht es darum, dass das Tier dem Menschen nicht nur abgegrenzt, sondern, und das ist der wichtige Aspekt, dem Menschen untergeordnet wird. Der Mensch herrscht über das Tier, er ist ihm gegenüber dominant [vgl. Kompatscher-Gufler 2017: S. 31]. Anthropozentrimus ist ein weiterer wichtiger Begriff, um das Mensch-Tier-Verhältnis, oder besser die Mensch-Tier-Grenzen, verstehen zu können. Beim Anthropozentrismus geht es darum, dass der Mensch selbst der Mittelpunkt jeglichen Geschehens ist und dabei dem Tier überlegen ist, außerdem nimmt er die Welt nur aus eigener Sicht wahr [vgl. Kompatscher-Gufler 2017: S. 35]. Jedoch scheint dieses sehr ausgeprägte Phänomen bei dem vorliegenden Tierepos nicht zum Tragen zu kommen. Den Tieren werden im Reinhart Fuchs menschliche Eigenschaften zugesprochen. Dieses Vorkommen kann mit dem Begriff "Anthropomorphismus" erläutert werden. "Hier kommt der Begriff des Anthropomorphismus [...] zum Tragen, womit die Übertragung von menschlichen Eigenschaften auf Tiere (auch Gegenstände, Gottheiten etc.( gemeint ist)" [Kompatscher-Gufler 2017: S. 36]. Durch das Übertragen von menschlichen Eigenschaften auf die Tiere ist es möglich, einen Einblick in ihre Welt zu erlangen. Das bedeutet gleichzeitig, dass nicht mehr nur der Mensch als Mittelpunkt des Geschehens angesehen wird sondern auch die Tiere eine wichtige Rolle spielen. Genau das ist der Fall im Reinhart Fuchs. Die Erzählung zeigt dem/der Leser*in die Geschehnisse aus der Sicht der Tiere und nicht aus der Sicht des Menschen auf. Doch Heinrich der Glîchezâre geht an dieser Stelle noch einen Schritt weiter. Reinhart werden nicht nur menschliche Eigenschaften zugesprochen, wodurch er womöglich mit Menschen verglichen werden könnte, sondern er scheint ihnen auch in gewisser Weise überlegen zu sein, was ihn zum Rivalen des Menschen macht.
Reinharts Überlegenheit
Bei der ersten Begegnung mit dem Menschen, die dem/der Leser*in aufgezeigt wird, scheint es im ersten Moment so, als wären der Bauer Lanzelin und seine Frau dem Fuchs überlegen. Schon in der Vergangenheit gab es zwischen ihnen einige Auseinandersetzungen, weil Reinhart sich immer wieder an den Hühnern des Bauern vergriff. Aufgrund dessen errichtet Lanzelin auf Bitten seiner Frau nun einen schützenden Zaun, der Reinhart allerdings nicht daran hindert, auf den Hof des Bauern und somit auch zu den Hühnern zu gelangen.
Reinharts Listen
Vers 47-53
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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der zvn dovcht in zv dicke vnde ze hoch, | Der Zaun schien ihm zu dicht und zu hoch, |
mit den zenen er dannen zoch | also zog er mit den Zähnen |
einen spachen vnde tucte sich do. | einen Holzspan heraus und bückte sich dann. |
als er niman sach, des was er vro. | Er war froh darüber, dass er niemanden sah. |
nu want er sich dvrch den hag, | Dann rang er sich durch die Dornensträucher, |
vil nahen er Schanteclere lag, | sehr nahe lag er an Scantecler, |
sin verchvint Reinhart. | Reinharts Todfeind. |
Anhand dieser Textstelle wird deutlich, wie clever Reinhart ist und dass er es mit seiner kündekeit (List) [Hennig 2014: S. 188] schafft, den Menschen zu überlisten. Auch in der Aussage Scanteclers zeigt sich gut, dass Fuchs und Mensch mehr oder weniger auf dieselbe Stufe gestellt werden.
Vers 143-144
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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wes lazet ir evch disen gebvr beschelten? | Warum lasst ihr Euch von diesem Bauern beleidigen? |
mvgt ir iz im niht vergelten?' | Könnt ihr es ihm nicht heimzahlen?' |
Hier zeigt sich, dass Reinhart und Lanzelin als gleich stark wahrgenommen werden - trotzdem schafft Reinhart es, davonzukommen. Auch an einer anderen Stelle des Textes wird das Ausmaß Reinharts Listen deutlich.
Reinhart und der Jäger
Die gescheiterten Versuche Reinharts, die Meise, den Raben und den Kater zu überlisten, zeigen auf, dass Reinhart trotz seiner Listen nicht allen Tieren des Landes überlegen zu sein scheint. Anders sieht es dagegen bei der Begegnung mit Menschen aus. Im Wald kommt es zu einem unerfreulichen Aufeinandertreffen von Reinhart mit einem Jäger, welcher eine Wildfalle aufgstellt hat, die Reinhart das Leben kosten soll.
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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do gesach er den weideman, | Daraufhin sah er den Jäger, |
der die drvch dar het geleit | der die Falle dorthin gelegt hatte, |
do bedorfte er wol kvndikeit: | da brauchte er wohl Geschicklichkeit: |
daz hovbet er vf di drvch hieng. | er legte den Kopf auf die Falle. |
der gebvr lief balde vnde gieng. | Der Bauer lief unverzüglich herbei, |
die kele was im wiz als eine sne: | seine Kehle war weiß wie Schnee: |
vumf schillinge oder me | er glaubte, dass ihm fünf Schillinge oder mehr |
want er vil gewis han. | sicherlich gewiss waren. |
die axs er vfheben began | Er begann die Axt zu heben |
vnde slac, swaz er mochte erziehen. | und schlug, so stark es ging. |
Reinhart mochte niht gevliehen, | Reinhart konnte nicht fliehen. |
mit dem hovbte wanckt er hin baz, | Den kopf zog er |
an der zit tet er daz. | gerade rechtzeitg weg. |
Anhand dieser Szene wird erneut deutlich, dass Reinhart den Menschen in mehreren Situationen überlegen ist. Er besitzt nicht nur menschliche Charaktereigenschaften, sondern kann sich auch mit ihnen messen und überlistet sie dabei mit seiner Schlauheit. Zwar befindet er sich immer wieder in gefährlichen Situationen, es kommt immer wieder zu "Kämpfen", allerdings schafft er es wiederholt, sich aus diesen zu befreien. Die Kämpfe zwischen Reinhart und den Menschen sind jedoch anders als die, die im Artusroman dargestellt werden. Hier geht es nicht darum, seine Ehre und seinen Stolz unter Beweis zu stellen, sondern darum, sein Leben zu schützen. Denn Reinhart ist bei den Menschen weder als Fuchs selbst noch als Charakter an sich beliebt. Die Bauern möchten ihre Nutztiere schützen und dafür trachten sie Reinhart nach seinem Leben, welches es zu verteidigen gilt. Auch wenn Reinhart menschliche Züge annimmt, wird besonders in diesem Aspekt das Animalische wieder sichtbar.
Animalität und Vermenschlichung
Reinhart kann weder vollständige Animalität noch eindeutige Vermenschlichung zugesprochen werden. Reinhart Fuchs lässt sich nur durch eine paradoxe Doppelstruktur fassen. Die Konflikte oder Kämpfe, wenn man so will, zwischen ihm und den Menschen beruhen auf verschiedenen tierischen Instinkten. Die Hühner Lanzelins möchte er in erster Linie aufgrund von Nahrungsaufnahme reißen. Auch das Überlisten des Jägers beruht auf einem Instinkt, und zwar auf dem des Überlebens. "Auf der tierischen Seite von Machiavellis Analogie ist nicht nur die Gewalt des Löwen, sondern ebenso die Schlauheit des Fuchses kein Produkt des vernunftgeleiteten freien Willens, sondern der Tiernatur" [Hübner 2016: S. 79]. Die Listen, welcher sich Reinhart für das Entkommen aus den brennslichen Situationen mit den Menschen bedient, beruhen in diesem Fall also auf den Instinkten und liegen in der Natur der Tiere. Das Verhalten Reinharts gegenüber den Menschen kann demnach nicht als amoralisch angesehen werden. Allerdings spielen auch die Begegnungen mit anderen Tieren eine wichtige Rolle, um einen Einblick in Reinharts Wesen zu erlangen. "Damit Reinharts Schlauheit nicht nur in ihren Handlungsmitteln, sondern auch in ihren Handlungszielen als amoralisch ausgewiesen werden kann, braucht es außer Ernährung noch Ziele wie Rache und ehebrecherisches Begehren und Machtgewinn, die nicht unter das Naturrecht auf Selbsterhaltung fallen" [Hübner 2016: S. 92]. Für die Listen, die Reinhart anwendet, um beispielsweise Insengrin zu hintergehen, kommt man mit einer Erklärung, die sich ausschließlich auf tierische Instinkte beruft, nicht weit. Denn hier wird klar, dass die Aktionen Reinharts oftmals auf Rache und Habgier beruhen. Der Hoftag, an welchem Reinhart wegen seiner Taten angeklagt wird, macht das besonders deutlich. So überführt er den Bären, den Kater und andere Tiere. Zum Höhepunkt veranlasst er, dass einige Tiere Opfer bringen müssen, um zu der Genesung des Königs Vrevel beizutragen. Dieses Handeln lässt sich nicht eindeutig durch den Überlebensinstinkt rechtfertigen. Als Reinhart den Bären auf sein fehlendes Fell aufmerksam macht, wird nochmals deutlich, dass Reinhart seine Listen zu genießen scheint.
Wie weiter oben bereits erwähnt, lässt Reinhart sich nicht eindeutig einer Seite zuordnen. Interessant ist allerdings, dass er bei den Konflikten mit Tieren eher menschliche Züge annimmt und bei Auseinandersetzungen, bei denen er mit Menschen konfrontriert wird, scheint er mehr animalische als menschliche Züge anzunehmen.
Die Überlegenheit des Menschen
Die Begegnungen zwischen Reinhart und den Menschen, die in dem Tierepos vorkommen, wurden bereits geschildert und analysiert. Allerdings wird auch von dem Aufeinandertreffen anderer Tiere des Landes mit den Menschen erzählt. Diese unterscheiden sich jedoch deutlich von denen Reinharts. Während er es nämlich schafft, seine Rivalen, in dem Fall die Menschen, zu überlisten, leiden die anderen Tiere eher unter den Begegnungen. So kommt es, dass Isengrin, nachdem er von Reinhart in einen Brunnen gelockt wurde, von Mönchen entdeckt und fast zu Tode geprügelt wird. Es gelingt ihm nicht, zu entkommen. Erst als sie ihn für tot glauben, lassen sie von ihm ab. Daraufhin entdecken sie seine Wunden, welche ihm Reinhart und ein Ritter zugefügt haben. Die Mönche bereuen ihre Tat nun zwar, das ändert allerdings nichts daran, dass Isengrin den Menschen als Tier unterlegen war. Bei der vorherigen Begegnung mit dem Ritter Birtin kommt Isengrin zwar glimpflich davon, allerdings verliert er durch einen Schlag mit dem Schwert seinen Schwanz, was einen schweren Verlust für ihn und auch seine Frau darstellt.
Fazit
Reinhart Fuchs ist ein Charakter, welcher sich nur schwierig greifen lässt. Es konnte aufgezeigt werden, dass er sowohl animalische als auch menschliche Züge annimmt, somit lässt er sich als Doppelstruktur fassen. Aus diesem Grund ist seine Beziehung mit den Menschen besonders interessant. Dass der Fuchs als Tier schon lange Zeit als Feind der Menschen gilt, ist leicht nachzuvollziehen. Er stellt für sie eine Bedrohung dar, weil er ihre Nutztiere reißt.
Das Verhältnis von Reinhart Fuchs und den Menschen ist allerdings nochmal ein besonderes. Reinhart ist besonders listig und schafft es immer wieder, die Menschen zu hintergehen. Das ist besonders interessant, weil der Mensch sich grundsätzlich den Tieren überlegen sieht und ihnen Vernunft abspricht. Doch obwohl sie sich in diesem Tierepos unter anderem menschlicher Techniken wie zum Beispiel Wildfallen bedienen, ist ihnen Reinhart immer einen Schritt voraus. Vermutlich ist es Reinharts ambivalenter Charakter, der ihn letztendlich zu einem Rivalen besonderer Art macht.
Literatur
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- [*Heinrich der Glîchezâre 1995] Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg., übers. und erläutert von Karl-Heinz Göttert, bibliographisch ergänzte Ausg., Stuttgart 2005 (Reclams Universal-Bibliothek 9819).
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- [*Hennig 2014] Hennig, Beate: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch 6. Auflage, 2014
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- [*Hübner 2016] Hübner, Gert: Schläue und Urteil. Handlungswissen im ‚Reinhart Fuchs‘, in: Techniken der Sympathiesteuerung in Erzähltexten der Vormoderne. Potentiale und Probleme, hg. von Friedrich M. Dimpel und Hans Rudolf Velten, Heidelberg 2016, S. 77-96.
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- [*Kompatscher-Gufler 2017] Kompatscher-Gufler: Mensch-Tier-Grenze, 2017, S.31-48.
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- [*Müllneritsch 2010] Müllneritsch, Helga: Die Darstellung des Fuchses in der mittelalterlichen Dichtung, Graz, S. 289-306
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- [*Ruh 1980] Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Bd. 2: 'Reinhart Fuchs', 'Lanzelet', Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Berlin 1980 (Grundlagen der Germanistik 25), S. 13-33