Der Minnegrottenhirsch (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Der Name ist Programm.

Einordnung in den Gesamtzusammenhang

Um sich von seiner Trauer und bedrückenden Sehnsucht nach seiner Frau abzulenken, sucht Marke Zerstreuung in einem Jagdausritt(V. 17275-17286).

Aussehen

Im Gegensatz zu dem eigentlichen Jagdgeschehen, welches Gottfried lediglich in Ansätzen ausführt, widmet er sich dem sonderbaren Erscheinungsbild des vremeden hirz (V. 17293) mit auffällig akribischer Präzision. Bereits das von der Saga Thomas abweichende Attribut vremede, das den bloß als 'gewaltig' zu einem als 'wunderbar' titulierten Hirsch steigert, signalisiert die besondere Bedeutung seines Auftauchens und auch die anfängliche Absonderung von dem restlichen Rudel kennzeichnet seinen Status als seltenes Exemplar und extraordinäre Jagdausbeute[Gruenter: S. 6].

der was reht alse ein ors gemane,
starc unde michel unde blanc,
daz gehürne cleine unde unlanc,
vil kûme wider entworfen,
als er ez hin geworfen
haete in unlanger zîte.

(V. 17294-17299)

Die eminente Größe, die leuchtend weiße Fellfarbe, die pferdegleiche Mähne und das dazu in markantem Kontrast stehende kleine, womöglich kürzlich abgestoßene Geweih wirken auf die Jäger mit derartiger Anziehungskraft[1], dass sie sich mit gewalte (V. 17301) zu einer langen und leidenschaftlichen Jagd hinreißen lassen, an deren Ende sie jedoch jegliche Spur verlieren.

Besonderheit der Gottfriedschen Fassung

von der Änderung abweichende psychologische Motivation der vergeblichen Jagd Markes S.5 routinierte Gewohnheit zum vergnüglichen Zeitvertreib vs. Ablenkung von der tief empfundenen Trauer, kein höfischer Routinevorgang S 5 exakte, sachkundige, analytische, ausführliche, insgesamt realistische, journalistisch-rapportierte Berichterstattung über die einzelnen Etappen einer Jagd: Verhalten des flüchtenden Hirsches, seine zickzackförmige Laufroute und das kurze Verweilen zum Aufhorchen, das Herankommenlassen der Hunde, der SPrung in den Fluss und die anschließende ratlose Verwirrung der Jagdhunde aufgrund der verlorenen Spur (Vordergrund) vs. wenig ausführliche, lediglich angedeutete Umstände der Jagd, dient der Kulisse für die eigentliche Bedeutung, Hervorhebung zweier Akteuere, der sehnsüchtig melancholische Marke und der sonderbare, enigmatische vremede hirz (Hintergrund)

Symbolik

Fazit

Einzelnachweise

  1. nu muote Marken sêre, die jegere michel mere, daz in zem hirze also geschach, do man in alse vremeden sach beide an der varwe und an der mane. (V. 17309-17313)

Literatur

<HarvardReferences />

  • [*Rathofer] Rathofer, Johannes: Der 'wunderbare Hirsch' in der Minnegrotte. In: Gottfried von STraßburg, Wege der Forschung. Hrsg. von Alois Wolf. WIssenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1973. S 371-391.
  • [*Gruenter] Gruenter, Rainer: Der vremede hirz. In: Tristan-Studien, Beihefte zum Euphorion, Zeitschrift für Literaturgeschichte (27. Heft). Hrsg. von Wolfgang Adam. Universitätsverlag C. Winter Heidelberg 1993. S. 1-9.