Schachlied

Aus MediaeWiki
Version vom 19. Mai 2011, 17:27 Uhr von Peter Wittemann (Diskussion | Beiträge) (/* Übersetzungsvorschlagzu verschiedenen Varianten der Übersetzung siehe auch: Bauschke, Ricarda: Die „Reinmar-Lieder“ Walthers von der Vogelweide. Literarische Kommunikation als Form der Selbstinszenierung, Heidelberg 1999 (Germanisch-romanisc)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Walther von der Vogelweide nimmt in seinem "Schachlied" genannten Lied 81 (in der Zählung Cormeaus)[1] explizit Bezug auf ein Lied Reinmars von Hagenau. Zum besseren Verständnis des "im einzelnen schwer auszudeutend[en]"[2] Textes siehe auch: (wird noch erstellt)

Originaltext nach Cormeau

In dem dône: Ich wirbe umb allez daz ein man


I

Ein man verbiutet ein spil âne pfliht
des im nieman wol gevolgen mac.
er giht, wenne sîn ouge ein wîp ersiht,
si sî sîn ôsterlîcher tac.
Wie wære uns andern liuten sô geschehen,
solten wir im alle sînes willen jehen?
ich bin der eine, derz versprechen muoz:
bezzer wære mîner frouwen senfter gruoz.
dâ ist mates buoz.

II

›Ich bin ein wîp [ ] dâ her gewesen
sô stæte an êren und ouch alsô wol gemuot:
ich trûwe ouch noch vil wol genesen,
daz mit selkem stelne nieman keinen schaden tuot.
Swer aber küssen hie ze mir gewinnen wil,
der werbe ez mit vuoge und ander spil.
ist daz ez im wirt ie sâ,
er muoz sîn iemer sîn mîn diep und habe imz dâ
und lege ez anderswâ.‹

Übersetzungsvorschlag[3]

Genauso vorzutragen wie [das Lied Reinmars von Hagenau]: Ich wirbe umb allez daz ein man

I

Ein Mann eröffnet auf eigene Faust ein Spiel derartig,
dass schlechterdings niemand mithalten kann.
Sobald sein Auge eine Frau erblickt, behauptet er,
sie sei seine Auferstehungsfreude.
Wie würde es uns anderen Leuten ergehen,
müssen wir ihm etwa alle zustimmen?
Ich bin derjenige, der ihm widersprechen muss:
Meiner Dame wäre ein zahmerer Gruß lieber.
Dies ist die Erwiderung auf das Mattgebot.

II

›Ich bin schon immer eine Frau, so beständig ehrenhaft
und auch immer von rechter Gesinnung gewesen:
Ich traue mir auch zu, weiterhin so ehrenhaft zu leben,
dass mir aus solchem Diebstahl kein Schaden wird.
Wer auch immer Küsse von mir erlangen will
der soll sich darum fügsam und mit anderen Spielen bemühen.
Wenn es ihm auch irgendwann auf die andere Art gelingen sollte,
er wird dann immer mein Dieb sein und mag sie für sich behalten
und anderswo hinlegen.‹


  1. nach: Walther von der Vogelweide: Leich, Lieder, Sangsprüche. 14., völlig neubearb. Aufl. der Ausg. Karl Lachmanns mit Beiträgen von Thomas Bein und Horst Brunner, hg. von Christoph Cormeau, Berlin/New York 1996.
  2. Hahn, Gerhard: Wer ist “Walther von der Vogelweide”? Zur Einheit seines literarischen Werks, in: Brunner, Horst; Klein, Dorothea; Lienert, Elisabeth; Rettelbach, Johannes (2000): Vom Mittelalter zur Neuzeit. Festschrift für Horst Brunner. Wiesbaden: Reichert.
  3. zu verschiedenen Varianten der Übersetzung siehe auch: Bauschke, Ricarda: Die „Reinmar-Lieder“ Walthers von der Vogelweide. Literarische Kommunikation als Form der Selbstinszenierung, Heidelberg 1999 (Germanisch-romanische Monatsschrift Beiheft 115)